Das ist in der theorie so,
aber in der Praxis sieht es oft anders aus. Das funktioniert vielleicht in grösseren Unternehmen, aber oft nicht in kleineren.
Ich habe in kleineren Hotels gearbeitet, die 160-200 Plätze in den Gasträumen hatten (ohne Biergarten gerechnet). Da war es fast täglich voll, weil hier ganzjährig viel Tourismus ist. Im Service sind hier 4 Leute der Standard...insgesamt. 2 arbeiten aber nur. Da kommt die eine um halb 10/10Uhr, macht die Mittagstischvorbereitung allein und hat um 23/23.30Uhr Feierabend. Die 2. kommt um 11Uhr und arbeitet bis zum bitteren Ende...das ist meist 2/3 Uhr, weil auch noch das Frühstück vorbereitet werden muss. Zum Frühstück ist weder Koch noch Refa da...das machen die Hauswirtschafter, die sich eigentlich um die Zimmer kümmern. Die Köche kommen um halb 10 und geschlossen wird die Küche um 21.30...sie sind frühstens um 22.00/22.30Uhr aus der Küche raus.
Es fehlt einfach das Personal. Die Überstunden verfallen einfach, weil man die Masse gar nicht abbummeln kann.
Die Köche sind noch schlimmer dran. Hier arbeiten sie 6 Tage in der Woche, weil das Personal fehlt. Hier hast du einen Koch für 2 Baustellen und das ist schon der Notfallplan, wenn einer krank wird oder eben den einen Tag frei hat. Die Refa's haben 2 freie Tage...einen davon haben sie aber Bereitschaft und ich wurde regelmässig gerufen.
Da schreibt man schon gar nicht mehr die Überstunden auf, weil 13h ein normaler Arbeitstag ist. Klar hat man Rechte, aber in der Gastro heisst es "Entweder du ziehst mit oder du gehst.".
Ich beneide auch keinen Azubi. Die müssen hier ab dem 1. Tag selbstständig arbeiten und auch ihre Überstunden machen. Hier stehen die volljährigen Azubis schon in den ersten 1-2 Monaten nachts allein hinter dem Tresen.
In den ersten Wochen im September sieht man mindestens 2-3 Azubis, im Service und in der Küche, kommen und gehen, weil sie die Wahl haben zwischen kompromisslos arbeiten und Ausbildubgsabbruch. Die meisten gehen freiwillig nach nur wenigen Tage.
Es ist auch nicht so, dass der Chef immer ein Arsch ist. Viele haben keine andere Wahl. Die wollen mehr Personal, aber es will keiner arbeiten, wenn sie von den Arbeitszeiten und das Gehalt hören. Spätestens bei der Probearbeit springen die letzten Leute ab.
Mein Chef, bei dem ich am längsten gearbeitet hatte, der war geizig. Der hatte das Geld für die Überstunden, aber es gab die Regel, dass man die Stunden nur abbummeln kann. Bei 4-5 Stunden pro Tag, kann man das ganze Jahr Urlaub nehmen. Selbst wenn man sich von den Stunden 7 Tage frei genommen hat, hat man davon eh keinen freien Tag gehabt, weil man gerufen wurde, da nur noch eine Person im Gastraum stand. In der Küche war das gar nicht möglich, weil man sonst die Hälfte der Karte streichen konnte.
Klar, man könnte rebellieren und einfach daheim bleiben, aber man lässt das Team nicht im Stich, denn die können nichts dafür.
Arbeitsrechtlich sieht das alles ganz gut aus, aber bei der Durchführung hapert es leider.
Wer das länger als 1-2 Jahre macht, der hat entweder ne super Stelle oder liebt diesen Beruf. Es ist ein ganz toller Beruf, wenn man die negativen Seiten streicht, aber die überwiegen leider oft.
Ich würde in dem Beruf auch wieder arbeiten, aber nur mit vernünftigen Arbeitszeiten (damit meine ich nicht "nur" 8h täglich), dem Mindestlohn und bezahlte Überstunden. Dann könnte man sich auch einen Kitaplatz leisten. Teilzeit gibt es in der Gastro kaum.
Also entweder in ganz grossen Betrieben oder in einem Mini-Gasthaus...da ist der Stress wenigstens nicht so enorm.