Hallöchen allerseits,
Ich bin neu hier um mir ein bisschen Luft zu machen, denn langsam macht es mich wahnsinnig - das Warten.
Vielleicht erzähle ich mal etwas über uns.
Er (25) und ich (23) sind im März seit 4 Jahren ein Paar. Seit 3en davon leben wir in einer gemeinsamen Wohnung. Wir hatten schon schwierige Zeiten zu überstehen und über die erste Phase der blinden Verliebtheit sind wir hinaus. Aber das Gefühl, dass wir zusammengehören und er alles für mich ist, ist geblieben. Er ist mein Partner, bester Freund und Ansprechpartner in allen Lebensfragen und ich bin selbiges für ihn. Wir führen eine harmonische Beziehung und haben bisher alle Schwierigkeiten gemeinsam gemeistert.
Schwierig ist nur eins: Er ist kein Typ, der besonders offenherzig über seine Gefühle spricht - und schon garnicht von allein. In den meisten Fällen kann ich damit gut umgehen, weil er sich sehr bemüht mir ganz deutlich zu zeigen, dass ich die eine für ihn bin.
Nun zum Schlamassel - letztes Jahr im Juni haben wir uns wegen irgendeiner unsinnigen Kleinigkeit gestritten und da ließ er die Bemerkung fallen, dass er ja darüber nachdenkt mir einen Antrag zu machen. Ich dachte, dass er das vielleicht im Streitmoment gesagt hatte um mich zu beschwichtigen und vielleicht auch, weil er einen Monat vorher von der Verlobung seines besten Freundes gehört hatte. Ich habe mir also ein paar Tage Zeit gelassen und ihn dann nochmal gefragt, ob er das tatsächlich ernst gemeint hat, was er bejahte.
Und dann ging es los - das Warten und Denken. Ich weiß von ihm, dass er es unschön findet, wenn die Frau einen Antrag macht und ich selbst möchte es auch gern traditionell, daher habe ich auf etwas von ihm gewartet. Ich hatte in dieser Zeit unheimlich viel Glück und eine Reise auf die Malediven gewonnen, die wir im September auch angetreten haben. Ich dachte die ganze Zeit: wenn er mir einen Antrag macht dann da! Denn er ist keiner, der gerne Dinge lange im Voraus organisiert und dem es schwerfällt kreativ zu sein. Ich dachte mir, dort ist die perfekte Kulisse und er müsste nichts weiter tun als mich zu fragen. Und als wir die Aktivitäten dazugebucht haben, hat er tatsächlich bei einer ganz bestimmten darauf bestanden sie kurz vor Ende des Urlaubs zu machen und auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht begründet wieso. Der Urlaub kam, die Aktivitäten kamen - kein Antrag. Nächste Gelegenheit: Weihnachten. Auch nichts. Oder geschweige denn überraschend zwischendurch.
Momentan überlege ich, ob die Formulierung "Ich denke darüber nach, Dir einen Antrag zu machen" nicht eher Ausdruck von Zweifel ist, als irgendetwas anderes.
Es würde mich vielleicht nicht so fertig machen, wenn er nicht immer darüber sprechen würde als wäre unsere Zukunft sowieso schon geritzt: heiraten, Haus kaufen, Kinder kriegen. Ich weiß, dass er ursprünglich die selben Lebensziele hat wie ich, aber ich frage mich ob er nicht sicher ist, ob er das ganze mit mir möchte.
Ich habe Angst permanent zu warten und dann irgendwann fest zu stellen, dass der einzige Grund, dass er keinen Schritt weiter gehen möchte ich bin.
Ich kann nicht so deutlich mit ihm darüber sprechen, weil ich ihn in der Sekunde bedränge und unter Druck setze und er jemand ist, der sich unter Druck stark zurückzieht. Ich würde damit nichts erreichen.
Vielleicht ist die Angst irrational, dass er mich nicht will, aber da er dazu neigt, seine Gefühle nicht auszudrücken, habe ich das Gefühl diese Verlobung wäre eine Art Beweis, dass er keinen Hinterausgang braucht in unserer Beziehung.
Ich weiß nicht, wie ich weiter damit umgehen soll.
Hat jemand einen Rat?
Und entschuldigt bitte den Roman!
LG