Du hast keinen Fehler gemacht!
Einschlafstillen ist für ein Baby die natürlichste Art der Welt in den Schlaf zu finden.
Du musst Dir auch keine Gedanken machen, dass Dein Kind zu viel Milch bekommt, wenn es die Brust als Nuckel nimmt. Das regelt sich ganz natürlich. Ein hungriges Kind saugt ganz anders als eines mit reinem Nuckelbedürfnis. Dementsprechend wird beim reinen Nuckeln der Milchspendereflex auch gar nicht oder nur stark vermindert ausgelöst.
Es kann aber sehr wohl sein, dass Dein Kind nachts so viel häufiger Milch braucht als tagsüber -> Stichpunkt Clusterfeeding. Das tritt zwar in erster Linie in den ersten Lebenswochen auf, kann aber bei Schüben auch später noch mal kommen.
Wie lange geht es denn jetzt schon so mit diesem Verhalten nachts? Ich würde nämlich auf einen solchen Schub tippen, da würde das alte "Es ist alles nur eine Phase" passen und nach ein paar Wochen sollte der Spuk wieder vorbei sein.
Ich habe meinen Sohn 14,5 Monate lang in den Schlaf gestillt, dann musste ich leider abstillen, weil ich durch meine erneute Schwangerschaft keine Milch mehr hatte. Es war eine harte Zeit, leider auch mit viel Schreien verbunden, ich hatte nur keine andere Wahl. An der Brust schrie er auch, weil eben keine Milch kam. Das Abstillen und damit auch das Abgewöhnen des Einschlafstillens hat bei uns ca. 4 Wochen gedauert. Wir hatten in der (Einschlaf)stillzeit immer mal wieder Phasen in denen er nachts ständig kam. Da ich ihn - wie Du auch - bei mir im Bett hatte, war es aber eigentlich kein großes Problem. Ich habe viel im Schlaf gestillt, teilweise bin ich nicht mal wach geworden, wenn er sich die Brust genommen hat. Erst als sie wieder draußen war und kalt wurde :FOU: Diese Dauernuckelphasen dauerten aber eigentlich immer nur 2-3 Wochen. Danach hatte er meist von heut auf morgen wieder seinen alten Rhythmus von 3 Mahlzeiten pro Nacht.
Ich kann Deine Gefühle gut nachvollziehen. Als ich vor dem Problem stand, plötzlich abstillen zu müssen, habe ich auch viel geflucht und bereut jemals mit diesem Einschlafstillen angefangen zu haben. Es hat mich total fertig gemacht, dieses Gefühl auch noch selbst an der Situation schuld zu sein. Aber während des Abstillprozess habe ich auch gelernt, dass das nicht stimmt. Natürlich "ist man selbst daran schuld". Natürlich. Schließlich ist man auch daran schuld, dass man stillt. Und letztendlich daran, dass man überhaupt ein Kind hat. Aber nüchtern betrachtet haben wir nichts falsch gemacht! Wir haben den natürlichsten Weg genommen. Damit haben wir unseren Babys das gegeben, was sie von ihren natürlichsten Bedürfnissen her am meisten brauchen: Nähe, Wärme, Zuwendung, Geborgenheit... Klar, das kann man auch ohne Stillen geben. Aber nichts ist in der Natur eines Säuglings so eng mit diesen Dingen verbunden wie das saugen an der Brust der Mutter. Dass es manchmal schwer und anstrengend ist, das gehört dazu. Mach Dir keine Vorwürfe - im Gegenteil! Sei stolz auf Dich! Stolz darauf, den Mut gehabt zu haben, in einer Zeit in der alles geplant, organisiert und studiert sein muss, Dich auf diese intuitive Sache eingelassen zu haben. Du wirst diese Phase überstehen und dann weißt Du auch wieder, dass es das Richtige war.
Diese ganzen Sachen von wegen "muss schlafen lernen", das sind Dinge, die uns die Gesellschaft vorgibt. Vermutlich, weil wir alle gerne nach außen die Dinge schön reden. Und wenn mich heute jemand danach fragt, wie das mit meinem Sohn war - ich fasse es doch auch so zusammen, wie es mir gefällt. "Mit 10 Wochen hat er durchgeschlafen. Von wegen, Stillkinder machen das erst viel später als Flaschenkinder." Ja, das stimmt auch. Ich lüge damit ja nicht. Er ist mit 10 Wochen von abends 8 bis morgens um 6 nicht ein Mal wach geworden. Aber mit 4 Monaten war das schlagartig wieder vorbei. Dann hatten wir erstmal für 3 Wochen jede Nacht mindestens 10 Stillmahlzeiten. Das war eine Umstellung! Dann hat es sich auf 3 eingependelt, mit kurzen Ausnahmen (wohl die sog Schübe). Aber diese anstrengenden Zeiten erzähl ich doch nicht. Nee, will mir ja nicht dann auch noch anhören "bei einem Flaschenkind wäre das anders gewesen." Ode was sonst noch an klugen Sätzen so kommt. Nein, ist doch viel schöner, wenn man angeguckt wird "Oh, mit 10 Wochen schon? Boah, das ist aber gut!" Und so trage ich - wie wohl die meisten Mütter - meinen Anteil daran, dass man sich mit Schlafproblemen der Kinder so alleine fühlt.
So. Das war jetzt ein langer Text. Ich hoffe aber, ich konnte Dir damit ein wenig helfen - auch wenn ich keinen wirklichen Lösungsvorschlag habe. Du bist nicht alleine damit, das haben viele hinter sich, stecken drin oder haben es noch vor sich. Zweifele aber deshalb nicht an Dir selbst und an Deinen Entscheidungen. Vertrau weiterhin auf Dein Gefühl! Und weniger auf das, was man von außen als "Normalität" verkauft bekommt. Du hast alles richtig gemacht und wirst das auch weiterhin tun, wenn Du Dir selbst einfach vertraust.
Ach, noch eine Sache: In 5 Wochen habe ich ET. Und mein zweites Kind werde ich genauso stillen wie das erste. Immer nach Bedarf, zum Einschlafen, zum Beruhigen, wann auch immer es gebraucht wird.
Ich wünsche Dir alle nötige Kraft! Du schaffst das!
Lieben Gruß
Neutrino