Die folgende Geschichte ist mir wirklich so passiert, auch wenn es sich so liest als wäre es erfunden.
Im Dezember 2007 war ich als ganz "normaler" "Durchschnitts-Mann" genötigt ein paar neue Winterstiefel in Größe 42 oder 43 zu kaufen, da sich bei meinen Alten die Kunststoffsohle aufgrund des Alters plötzlich aufgelöst hat.
"Winterstiefel" zu kaufen heißt beim deutschen Durchschnitts-Mann ja eigentlich "Schuhe, die gerade mal mit Mühe und Not die Knöchel bedecken, egal wie kalt der Winter ist und wieviel Schnee liegt".
Meine Frau wollte schon ein mal eine Vorauswahl treffen und investierte einen Nachmittag nach der Arbeit in Hanau und besuchte sämtliche Schuhgeschäfte - es kam aber kein einziges Paar Schuhe in Frage.
Also fuhren wir dann einen Samstag 50 Kilometer bis nach Fulda, da es hier doch einige große in der Region bekannte Schuhgeschäfte gibt.
Im ersten größeren Schuhgeschäft in der Nähe des Fuldaer Doms waren die Herrenschuhe zusammen mit den Kinderschuhen im hinteren Bereich des Geschäftes angeordnet. In dem durch einen Absatz im Fußboden räumlich abgetrennten Bereich des Geschäftes drängten sich ein Pfeiler zur Abstützung der Decke, mehrere Familien die Kinderschuhe aussuchten und mehrere ratlos herumstehende Männer. Die Schuhe waren schnell in Augenschein genommen - es handelte sich anscheinend um Reste der letzten Sommerkollektion. Wir suchten dann im Angesicht des Gedränges schnell das Weite in Richung des nächsten Schuhgeschäftes.
Hier befand sich die Herrenschuh-Abteilung im ersten Stock. Der große Raum war weitgehend leer, es waren nur mehrere Stapel mit leeren Schuhkartons abgestellt. Ein paar einzelne Schuhe fanden sich dann schließlich doch noch - diese hatte man aber sofort mit dem Begriff "Zuhälter" verbunden. Eine Verkäuferin war nicht zu entdecken.
Im letzten Schuhgeschäft, das sich über mehrere Räume und Ebenen erstreckt, konnten wir die Herrenschuhabteilung zunächst nicht finden. Auf Nachfrage bei einer Verkäuferin zeigte man uns seitlich von der Kasse eine lange, schmale Treppe die in den ersten Stock in einen kleinen Raum führte. Als wir Oben waren, ging die hier tätige mürrisch aussehende, unattraktive Verkäuferin nach unten. Ein anderes Paar auf Schuhsuche flüsterte sich dann gerade zu: "Hoffentlich bleibt Die lange weg, die nervt ja nur und hat keine Ahnung". Hier gab es eine größere Schuhauswahl, für einen Einsatz im Schnee kamen aber auch nur Wanderschuhe in Frage.
Ich hatte dann absolut keine Lust mehr und wir widmeten uns der vielfältigen Auswahl von Schuhen für meine Frau.
In einem Schuhgeschäft im Ort Wächtersbach, das mittlerweile nicht mehr existiert, schallte uns ein barsches "Herrenschuhe führen wir nicht mehr" entgegen.
Fündig wurden wir dann, wie schon oft, in einem Schuhgeschäft in Bad Orb. Die Auswahl für Herren ist zwar auch hier, gemessen an der Anzahl der Regale, kleiner als zehn Prozent der Schuhe für Frauen aber man findet doch immer wieder tragfähige Schuhe.
Nur einmal mußte ich auch hier gehörig schlucken, als ich nach dem Kauf eines Paar Schuhe für den Sommer mit auf den Weg bekam: "Das sind sehr gute Schuhe. Dieses Modell verkaufen wir schon seit vielen Jahren ... (Soviel zu Mode für den Mann)