Darum wird man süchtig ...
Hab grad kaum Zeit, darum nur kurz ...
Der Grund, warum man den Spielen verfällt, ist der, dass man in den Spielen das bekommt, was man im realen Leben so gern hätte.
Was meine ich damit? Nun, jeder von uns sehnt sich nach Erfolgen. Sei es in der Schule, im Job, in der Beziehung, im Verein oder sonst wo. In diesen Bereichen große Erfolge zu erzielen ist generell möglich, jedoch sehr schwierig. Es bedarf großer Anstrengung, um in den genannten Bereichen Erfolge zu erzielen, für die man Lob und Anerkennung bekommt. Doch genau danach sehnt man sich. Auch solche Erfolge sorgen für die Ausschüttung von Glückshormonen.
Nun betrachten wir mal die Spielsysteme.
Dort erzielt man sehr schnell Erfolge, man steigt Level für Level auf, wird dabei gelobt, erntet Anerkennenung. Man bekommt zunehmend Respekt, Macht, neue Möglichkeiten. Wofür man im realen Leben hart arbeiten muss, bekommt man hier vergleichbar einfach und das ununterbrochen nacheinander.
Die Hormonausschüttungen folgen in kurzen Abständen immer wieder. Dieses HIGH - Gefühl der Belohnungsphasen steigert sich dann noch dadurch, dass die jeweiligen Sprüche zur Belohnung bei psychologisch clever gestalteten Spielen selbst gesteigert werden.
Das macht sich z. B. so bemerkbar:
Am Anfang ist man z. B. ein Lehrling.
Bei der Steigerung zur nächsten Stufe liest oder hört man z. B.: "Das hast Du gut gemacht! Du hast nun Stufe 2 erreicht und erhälst den Titel: "Junggeselle"! Mach weiter so!
Steigerung zur 3. Stufe: "Ausgezeichnet, Du bist ein würdiges Mitglied unserer Gesellschaft und hast unseren vollen Respekt wahrlich verdient! Du bist in die 3. Stufe aufgestiegen und erhälst den erhaften Titel: "Geselle" ...
Von Stufe zu Stufe steigern sich die Worte des Lobes und der Wert des erreichten Titels. "Altgeselle, Jungmeister, Meister, Altmeister, Großmeister, Mitglied des Vorsitzendenrates Stufe 1 ... z. B.!
Man wird regelrecht zugedröhnt mit Lob und Auszeichnungen, neuen Fähigkeiten, vermehrten Reichtümern und Möglichkeiten. Die ganzen neuen Wertigkeiten dienen jedoch letztendlich immer nur einem Ziel; DIE NÄCHSTE STUFE ZU ERREICHEN! Das geht immer weiter so.
Bei anderen Spielen gibt es andere MEchnismen, die aber im Prinzip immer auf eine Steigerung oder anderweitige positive Veränderung hinauslaufen.
Die Psychotricks haben einem da längst am Haken, auch wenn man überzeugt sagt: Ich bin nicht süchtig, ich kann das jederzeit aufgeben und spiele ja nur heden Tag ne Stunde ... Dabei ist man bereits längst süchtig und hat es nicht gemerkt und man will es auch nicht wahrhaben oder hören, weil einem ja sonst etwas sehr WICHTIGES fehlen würde, wenn man damit aufhört, nämlich der täglich KICK von körpereigenen Drogen von unserem Dealer, dem Spiel.
Wenn man nun die reale Welt mit den Spielen vergleicht, dann wird der Unterschied klar. Nur, um einen Haupzschulabschluß zu erreichen, muss man viele Jahre sehr hart ackern. Doch was ist heute schon ein Hauptschulabschluß wert? Wenn man weitermachen will oder bereits zuvor einen anderen Weg wählte, warten weitere Jahre der harten Arbeit auf einem. Dann hat man einen Titel, betont: "EINEN TITEL!" Spielst Du nur wenige Stunden, dann hast Du schon mehrere Titel und gerade in den Anfangsphasen von Spielen steigt man sehr schnell von Stufe zu Stufe, um diesem Rausch zu erliegen. Meist ist auch immer noch ein Statusbalken am Bildschirm angezeigt, der einem grafisch darstellt, wie weit man noch vom nächsten Stufenaufstieg entfernt ist.
Wer aus diesem Teufelskreis rauskommen will, muss wachgerüttelt werden. Bei mir hat es der Ratgeber "Spielsucht bei PC/Konsolen- und Onlinespielen" geschafft. Bei dem Buch hatte ich echt das Gefühl, dass mich der Autor kennt. Es hat mich aufgeklärt, regelrecht konstruktiv zusammengeschissen und mir erklärt, dass andere in der realen Welt reich durch mich werden, während ich im Spiel immer reicher, jedoch im realen Leben immer ärmer an tatsächlichen Werten werde. Legt eueren Freunden, Kindern, Kumpels ... das Buch einfach nur hin, drängt sie nicht zum lesen, denn das werden sie früher oder später schon selber machen. Was dann in dem Buch steht, sorgt für eine gewaltige Erleuchtung bezüglich der Spielsysteme. Man wird stinksauer auf die Spieleindustrie und man erkennt seine Probleme nicht nur, sondern man bekommt eine Komplettlösung mitgeliefert, wie man sie lösen kann und da wieder raus kommt.
Ich hab nun wieder ein geregeltes Leben und versuche nun anderen zu helfen, so weit mir dies möglich ist.
Macht mit und beendet die Verbreitung von Spielsucht. Vorbeugen ist auch da besser, als bohren. Klärt darum euere Kinder auf, bevor sie süchtig werden und helft bereits Betroffenen aus der Falle und begleitet sie in der Entzugszeit mit vielen abwechslungsreichen Aktionen in der Freizeit.
So, nun muss ich aber ...
Gruß
nogge