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Ablauf einer Organentnahme
Organentnahmen finden in der Regel nachts statt, nachdem Krankenpflegekräfte den beatmeten Spender von der Intensivstation in den Operationssaal gebracht haben. Der Spender muss auf den OP-Tisch umgelagert werden. Dies kann Bewegungen auslösen und für Verwirrung beim Personal sorgen. Außerdem können Kreislaufprobleme bei den Spendern auftreten, die es nötig machen, den Herztod zu unterdrücken, z.B. durch Wiederbelebung eines Toten. Tücher werden auf dem Boden ausgelegt, damit der Operateur nicht in dem Wasser-Blut-Gemisch steht, das sich während der OP auf dem Boden sammelt. Der Spender wird an Armen und Beinen festgebunden, um Bewegungen zu verhindern. Er wird desinfiziert und mit sterilen Tüchern abgedeckt. Er bekommt muskelentspannende Medikamente und oft auch Narkosemittel, die Schmerzmittel enthalten. Doch viele Anästhesisten verzichten auf Anraten von Ärzteorganisationen auf Narkose- und Schmerzmittel. Das Problem der Bundesärztekammer ist, dass mit einer verpflichtenden Erklärung zur Narkose bestätigt würde, es handele sich bei den Hirntoten um noch lebende Menschen. Also nimmt man billigend in Kauf, dass Menschen während der Organentnahme Schmerzen erleiden könnten. Bei einer Multiorganentnahme, die mehrere Stunden dauern kann, werden verschiedene Entnahmeteams mit bis zu 20 Ärzten an dem beatmeten Patienten tätig. Hirntote bleiben bis zum herbeigeführten Herzstillstand an die Beatmungsgeräte und Monitore angeschlossen. Während der Organentnahme müssen die Anästhesisten die lebenswichtigen Funktionen des Spenders aufrecht erhalten, bis das letzte Organ entnommen ist. Je nach Bedarf müssen sie Medikamente, Flüssigkeiten, in seltenen Fällen sogar Blut oder Frischplasma verabreichen, um für eine ausgeglichene Stoffwechsellage zu sorgen. Beim Aufschneiden des Körpers vom Hals bis zur Schambeinfuge kommt es zu Blutdruck-, Herzfrequenz- und Adrenalinanstieg. Auch Rötungen des Gesichts, flächenhafte Hautrötungen und Schwitzen können eintreten. Bei normalen Operationen werden diese Zeichen als Schmerzreaktionen gewertet. Nicht jedoch bei Hirntoten! Mit einer Operationssäge wird der Brustkorb durch das Brustbein geöffnet und die Bauchdeckenlappen werden nach außen geklappt und fixiert. Die Organe werden bei schlagendem Herzen freigelegt und für die Entnahme präpariert. Wichtig ist die Konservierung der Organe. Dazu werden sie mit einer gekühlten Flüssigkeit (Perfusionslösung 4C) durchspült. Die Ärzte legen dafür Katheter, kleine Röhrchen und dünne Schläuche. Beim Eindringen der kalten Flüssigkeit in den noch lebenden Körper, die das Blut ausschwemmen soll, kann es zu Blutdruck- und Herzfrequenzanstieg oder auch Zuckungen kommen. Gleichzeitig halten die Pflegekräfte die beiden entstandenen Hautlappen hoch, damit die Operateure schnell kannenweise Eiswasser zum Kühlen der Organe in den Körper hineinschütten und wieder absaugen können. Auch das Blut muss bei dieser Prozedur möglichst vollständig abgesaugt werden. Die Ärzteteams entnehmen nacheinander die einzelnen Organe, überprüfen deren Qualität an Präpariertischen und verlassen den Operationssaal mit Kühltaschen, in denen sich die Organe befinden. Mit der Entnahme der Organe ist der Hirntote gestorben. Den Pflegekräften bleibt es am Ende oft allein überlassen, den Körper auszustopfen und die riesigen Wunden zu verschließen. Ein friedvolles und behütetes Sterben im Beisein von Angehörigen oder Freunden ist bei einer Organentnahme nicht möglich. Sterbebegleiter sind die Transplantationsmediziner.