Nachgespräch
Liebe Ina
Eigentlich wollte ich hier nur ein bisschen lesen und mich nie anmelden, doch als ich Deinen Beitrag gelesen habe, liess es mir keine Ruhe und ich habe mich doch angemeldet.
Also ich bin Hebamme. Ich arbeite in einem grossen Krankenhaus oft haben wir eine Geburt nach der anderen und haben nicht so viel Zeit für die Frauen.
Doch wenn eine Frau einen Notkaiserschnitt hatte, nehme ich mir immer die Zeit für ein Nachgespräch! Das ist ganz ganz wichtig!
Hat Dir das niemand angeboten? Kein Arzt und keine Hebamme?
Denn das wäre mein erster Tipp:
Sorge dafür, dass Du ein Nachgespräch bekommst. Es ist egal, dass die Geburt schon im August war, wenn Du vorher anrufst, können die Deine Akten suchen und sich noch einmal einlesen. So ein Nachgespräch (indem Du Fragen klären kannst, evtl. den Geburtsablauf noch einmal mit der Hebamme durchgehen kannst, etc.) kann schon ganz viel helfen.
Viele Frauen fühlen sich nach einem Notkaiserschnitt schrecklich. Und es gibt auch viele Frauen, die sich als Versagerin fühlen, weil sie ihr Kind nicht "normal" zur Welt gebracht haben. Aber das ist nicht Deine Schuld!!! Ein Notkaiserschnitt wird nur gemacht, wenn entweder das Baby im Bauch gefährdet ist oder die Frau selbst. Es war nicht Deine Schuld, dass das Baby "geholt" wurde, es war nicht die Schuld von irgend jemandem, sondern es war einfach ein anderer Weg, auf dem Dein Baby zur Welt gekommen ist.
In der Geburtshilfe kann man nie vorhersagen, wie es verläuft, die Dinge können sich innerhalb von wenigen Minuten oder sogar Sekunden verändern und je nachdem auch zur Notfallsituation werden!
Für eine werdende Mutter kann das ganz traumatisch sein. Man hat Angst um sein Baby, vielleicht auch um sich selber, man weiss nicht, was los ist und alles geht so schnell und plötzlich ist das Baby da! Man hat sich das ganz anders vorgestellt!
Oft ist man in der ersten Zeit so beschäftigt mit allem Neuen, dass man einfach funktionniert, aber so ein traumatisches Erlebnis holt einem irgendwann ein!
Ich kann mir vorstellen, dass Du auch zu Hause Angst hattest und die Schmerzen kaum ertragen hast und Du hast Dich vielleicht auch nicht ernst genommen gefühlt von den Hebammen und Ärzten, als sie Dich wieder nach Hause geschickt haben (Hierzu muss ich kurz bemerken, dass viele Erstgebärende mit Wehen ins Krankenhaus kommen und wieder nach Hause geschickt werden, weil sich der Muttermund noch nicht öffnet, leider kann sich diese Phase, bevor die Geburt "richtig" beginnt über viele viele Stunden, sogar Tage hinziehen und in Krankenhäusern herrscht oft Personalmangel und auch Platzmangel, so dass man Frauen in dieser so genannten Latenzphase wieder nach Hause schickt...)
Die Regelschmerzen erinnern Dich jetzt wieder an diese Wehenschmerzen und da Du das scheinbar als sehr traumatisch empfunden hast (dieses alleine gelassen werden mit Deinen Schmerzen), kann ich gut verstehen, dass dies alles wieder hochkommt!
Hol Dir Hilfe! Verlange ein Nachgesprächt, kontaktiere eine Hebamme und sprich mit ihr darüber!
Wohnst Du in Deutschland? oder in der Schweiz? In der Schweiz gibt es einige Hebammen, die Kraniosacral-Therapie anbieten. Dies hilft ebenfalls oft bei Geburtstraumen!
Ich schicke Dir noch einen Link, der Dir vielleicht auch weiterhilft:
www.emotionelle-erste-hilfe.ch
Ich hoffe, ich konnte dir damit etwas helfen! Kopf hoch, Du bekommst diese Ängste schon wieder in den Griff, aber nimm Dir Hilfe!
Alles Gute