Borderline
Hallo,
Dein Beitrag hat mich sehr angesprochen, deswegen wollte ich Dir antworten. Mir hat in letzter Zeit sehr geholfen, Berichte anderer Angehöriger von Borderlinern zu hören, weil man - und gerade wir - immer wieder an uns zweifeln und vielleicht uns auch noch Vorwürfe machen.
Vorab: ich bin sicher, dass deine Freundin eine Borderlinerin ist. Mittlerweile habe ich mit so vielen Therapeuten gesprochen, so viele Bücher gelesen und war bei einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Borderlinern, dass ich das, so glaube ich , ganz gut einschätzen kann.
Kurz zu mir: ich habe mich vor 10 Wochen von meiner Frau getrennt, wir waren 18 Jahre zusammen und haben 3 Kinder. Ich bin jetzt sicher, dass sie das schon immer hatte. Das schwierige ist, dass jeder Borderliner anders ist, aber das Grundprinzip ist doch bei allen da.
Meine Frau kontrollierte und manipulierte mich, wo immer es ging. Wenn ich 3 Minuten zu spät kam, ging das Telefon, es kamen Vorwürfe. Sie verbat sich, dass ich in unserem Bett bestimmte Bücher las. Ich wurde jeden Tag - seit 9 Jahren bin ich selbstständig - im Schnitt 8mal angerufen. Wenn ich krank war wurde ich beschimpft, dass ich mich auf ihre Kosten ausruhe. Wenn ich ihr Geschenke machte konnte das das schönste auf Erden sein, an einem anderen Tag war ich deswegen der letzte Strolch, der nicht weiß, was sie braucht und wie sie denkt.
Sie hat keine allzu extremen Verhaltensweisen; vieles beschränkt sich darauf, dass sie 2 GEsichter hat. Sie kann unglaublich positiv und glücklich sein, sehr schnell aber auch das genaue Gegenteil; sie ist dann völlig kalt und bösartig und hat den Wunsch, mir weh zu tun (mental).
Ich habe das immer geschluckt und obwohl es immer wieder sehr schöne Phasen gab, kann man solch einen Menschen nicht mehr uneingeschränkt lieben. Ich selbst habe natürlich Eigenschaften, die mich in genau solch eine Beziehung hineinbringen, ich wollte diese Frau glücklich machen und ihr helfen. Ich habe ihre gesamten Arbeiten für ihr Studium geschrieben (Malerei), ihre Diplom-Arbeit, ich habe die Kinder genommen, wann immer ich konnte; als Selbstständiger ist das nicht einfach, aber ich war meist am Freitag um 3 schon zu Hause, damit sie "sich ausruhen konnte von den Kindern". Nicht das ich das nicht respektiere, 3 Jungs sind sehr anstrengend, aber sonst hatte sie nichts zu tun, jeden Morgen von 8 -14 Uhr hatte sie Zeit für sich (musste sonst nur Einkaufen und kochen, wir hatten eine Putzfrau) und sie war immer nur fertig und genervt. Sowieso ist und war alles furchtbar, die Stadt, meine Familie, ihre Familie, alle Leute.
Es eskalierte, als sie Pornografie auf meinem PC entdeckte. Das kann man dumm und peinlich finden, was darauf folgte, war trotzdem unangemessen und der reinste Psychoterror. Der Platz reicht nicht, um das alles zu beschreiben. Ich wurde rausgeschmissen, als ich zu Weihnachten wieder "zurückdurfte" beschimpfte sie mich nur noch (vor meinen Kindern als Perversen) durchsuchte meine Sachen, Schränke, Taschen, warf mir fremde Beziehungen vor.....
Das wird jetzt zuviel. Ich kam jedenfalls dann erst auf Borderline. Und dann fiel mir auf, dass sie sich sehr häufig verbrennt. Hatte z.B. einen Fön-abdruck auf ihrem Bauch, packte mit bloßen Händen in den schon voll erhitzten Backofen usw. Sie nimmt hochkarätige Kopfschmerztabletten fast täglich, hat bis zu 2-3 Wochen am Stück Kopfschmerzen, die "sich bis in den Rücken runterziehen".
Vieles hört sich anders an, als bei Dir, aber ich denke einiges wird Dir bekannt vorkommen. Was ich bei Dir las, hörte sich sehr nach dem klassischen Borderline-Typ an. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass ich völlig fertig bin, denn diese MEnschen halten Dich wie ein Tier, Du wirst süchtig nach Ihnen, sie benutzen dich, ziehen dich ran und stoßen dich wieder weg nach BElieben.
Ich habe meine Frau sehr geliebt und habe versucht, IHr bei allem zu helfen. Am Ende hat sie alles genommen was sie gebrauchen konnte und alles, was ihr nicht passte, weggestoßen. NAch dem Motto "das tut mir nicht gut".
Kritik oder der GEdanke, vielleicht mal zum Therapeuten zu gehen werden mit Schimpftiraden und 100%iger Projektion (ich bin krank und muss zum Therapeuten) abgewiesen.
Ich kann Dir nur empfehlen, diese BEziehung abzuhaken. Egal, wie sehr Du sie liebst oder geliebt hast, ich glaube, dass sich der emotionale Aufwand eines Angehörigen bei solchen Fällen nicht lohnt und wir am Ende uns selbst kaputt machen. Das ist auch das, was mein Therapeut sagt. Das sagen auch 2 weitere Therapeuten, die ich privat kenne.
Meine Frau ist weiter uneinsichtig, weist wie schon gesagt nur auf mich, wenn die Sprache darauf kommt. Ich habe jetzt versucht, im Rahmen der TRennungsprobleme ihr eine Therapie aufzuschwatzen. Erst beide allein, dann wir zusammen...Sie sagt erst zu, jetzt stiehlt sie sich davon.
Am Ende wird es auf jeden Fall jemand von außen sein müssen, der ihr dazu rät und auch dann ist das natürlich auch nicht sicher. Alle Menschen aus dem näheren Umkreis werden mit Verachtung und BEschimpfungen gestraft, wenn die Sprache darauf kommt.
Ich kann am Ende nur sagen: ich habe soviel Zeit , Kraft und NErven (und Geld) in diese Frau investiert, jetzt muss sie sich selber helfen. Jeder PArtner muss vor allem dann an sich denken; und das muss er erst mal wieder lernen.
Ich wünsch Dir alles Gute
LG
Christian