Da wo Religionen verboten werden
ist es jedenfalls nicht besser, eher schlimmer.
Was jedoch stimmt ist, dass der Grad an Säkularisierung einer Gesellschaft mit vielen positiven Aspekten verbunden ist: Geringere Kriminalität, weniger Teenager-Schwangerschaften, weniger Selbstmord usw.
Aber was an Religionen teilweise Intoleranz schürt, sind zwei Dinge: Erstens die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, denn wo ein "wir" existiert, gibt es auch ein "ihr". (Das gibt es auch bei Fußballfans, da gibt es ja auch teilweise lachhafte Feindschaften)
Der andere Punkt ist, dass Religionen den Anspruch erheben, wahr zu sein. Aber es können nicht alle Religionen wahr sein. Viele Menschen schützen dann also ihre religiösen Überzeugungen indem sie andere Religionen klein reden oder gar beleidigen.
Es gibt aber auch unreligiöse Gruppierungen, die ähnliche "Nebenwirkungen" haben. Z.B. Ideologien. Überall, wo es ein "wir" gibt und wo Menschen wenig reflektieren, gibt es solche Tendenzen. Auch auf das Schlechte haben Religionen kein Monopol ;)
Vielleicht ist das Problem also ein Generelles:
"Unkritische Personen:
Der mit Abstand größte Anteil der Menschen hat sich nicht frei entschlossen, was er glauben möchte, sondern wurde vielmehr sozial in seine Überzeugungen hinein konditioniert (indoktriniert). Es handelt sich um unreflektierte Denker. Ihr Geist ist ein Produkt sozialer und persönlicher Kräfte, die sie weder verstehen noch kontrollieren und mit denen sie sich auch nicht beschäftigen. Ihre persönlichen Überzeugungen basieren häufig auf Vorurteilen. Ihr Denken ist voller Stereotypen, Karikaturen, Vereinfachungen, Pauschalisierungen, Illusionen, Täuschungen, falschen Dilemmas und unbewiesenen Prämissen. Ihre Motivationen lassen sich oft auf irrationale Ängste und Vorlieben, Eitelkeit und Neid, intellektuelle Arroganz und Naivität zurück führen.
Solche Personen sind auf das fokussiert, was sie direkt betrifft. Sie sehen die Welt durch ethnozentrische (kulturabhängige) und nationalistische Augen. Sie verallgemeinern Menschen aus anderen Kulturen. Wenn ihre Überzeugungen in Frage gestellt werden - wie ungerechtfertigt sie auch sein mögen - fühlen sie sich persönlich angegriffen. Wenn sie sich bedroht fühlen, greifen sie typischer Weise auf infantile Denkstrukturen und emotionale Erwiderungen zurück.
Wenn IHRE Vorurteile in Frage gestellt werden, fühlen sie sich oftmals beleidigt und bezeichnen den Fragesteller als "intolerant" und "vorurteilsbeladen". Sie verbleiben bei Pauschalisierungen um ihre Überzeugungen zu untermauern. Sie nehmen es einem übel, "korrigiert" zu werden, ihnen nicht beizupflichten oder sie zu kritisieren. Sie möchten eine einfach gestrickte, schwarz/weiße Welt aufgezeigt bekommen. Sie haben wenig oder kein Verständnis von Nuancen, Abstufungen oder Feinheiten."
Übersetzt aus: "The Thinker's Guide to Fallacies - The Art of Mental Trickery and Manipulation" von Richard Paul und Linda Elder (Gratis Download-Version)