coral_12350551Hmmm...
Es gibt einfach Stress, den man durchaus vermeiden kann. Dazu gehören Fernbekanntschaften, aus denen eine Beziehung entstehen soll. Ich bin ein Verfechter des regelmäßigen persönlichen Austauschs, mit ins Auge schauen und anfassen und so. Das kann ich aber nicht, wenn ich den potentiellen Partner nur alle paar Wochen mal sehe. Ich habe keine Ahnung wie Deine Freundin und ihr Stier angefangen haben, aber vielleicht bin ich inzwischen auch einfach zu alt für solche Sachen, zu ungeduldig, will zu viel auf einmal. Das, was Du schreibst, klingt danach, dass es ewig gebraucht hat bis die beiden zusammen gekommen sind. Sorry, entweder entscheide ich mich sofort oder ich lasse die Sache ganz sein. Aber um eine Entscheidung treffen zu können muss ich den Menschen kennenlernen können und da habe ich den Anspruch auch an mich selber, ihn mehr als alle zwei Wochen für einen halben Tag zu sehen. Mindestens die Option muss vorhanden sein, dass wir an diesem Zustand irgendwann mal was ändern um überhaupt feststellen zu können ob es auch im Alltag funktioniert.
Fernbeziehungen haben den Charme aber auch die Gefahr, dass man sich immer nur in Sonntagslaune begegnet. Das ist am WE oder im Urlaub. Sorry, welche Aussagekraft hat das denn? Genau, gar keine. Wenn der Partner aber völlig gestresst von der Arbeit kommt, kann es sein, dass er einen völlig anderen Charakter an den Tag legt. Die Reaktionen können so sein, dass die Beziehung innerhalb kürzester Zeit daran zerbricht. Das muss nicht sein, klar, aber glaub mir, wenn ich Dir sage, dass das sehr schwierig wird. Ob eine Beziehung länger hält oder eben auch nicht entscheidet sich meines Verständnisses nach nicht in den glücklichen Momenten sondern dann, wenn es richtig Stress gibt. Ob Deine Freundin diese Zerreißprobe schon hinter sich hat, weiß ich nicht. Aber ich wünsche es ihr, denn sonst kann ich Dir heute schon sagen, dass es da furchtbaren Katzenjammer geben wird. Das lehrt mich einfach die Erfahrung, die ich nun seit fast 11 Jahren Wochenendehe/-beziehung mit reichlich Eskapaden sammeln musste. Und es sind nicht nur die Erfahrungen, die ich ganz persönlich gesammelt habe, sondern auch die anderer in meinem persönlichen Umfeld.
Letztlich habe ich ja meine Ehe auch mit einer Fernbeziehung angefangen, wobei es keine 6 Stunden sondern je nach Durchkommen auf der Bahn "nur" 1,5 Stunden waren. Im ersten gemeinsamen Urlaub hatten wir dann Megastress mit äußeren Umständen, die uns dann gezeigt haben, ja, das kann was werden, ist es dann ja auch. Kurz nach dem Urlaub sind wir dann zusammengezogen. Beruflich bedingt war mit dem Zusammenwohnen dann nach 2,5 Jahren wieder Schicht, aber in der Zeit haben wir uns endgültig kennengelernt, auch im Alltag. Sorry Duncan, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Beziehung ohne Alltagserfahrung wirklich klappen kann. Wer es sich hier einfacher macht, lasse ich mal im Raum stehen!