Weder noch
Als dieser Papst gewählt wurde war es eine große Überraschung, und er weckte viele Hoffnungen. Viele hofften, nach dem unnahbaren Paul VI werde der Pole Leben und frischen Wind in den Vatikan bringen.
Er wirkte nach außen viel offener, hatte ein großes Sendungsbewußtsein, war aber in seinen Ansichten konservativer als seine Vorgänger. Er machte ganz klar, dass die katholische Sexualmoral keinen Deut lebensnäher würde und in Bezug auf das Frauenpriestertum wurden alle mundtot gemacht. Gab es am Anfang seines Pontifikats noch Frauen, die es wagten, ihn öffentlich zu diesem Thema zu befragen, so traute sich das am Schluss keiner mehr.
Dinge wie das "Kirchenvolksbegehren", in dem Tausende von Gläubigen für mehr Demokratie in der Kirche unterschrieben, ließ er absichtlich und systematisch ins Leere laufen.
Er war ein Medienstar wie keiner vor ihm - aber er vertrat eine Lehre, die eher Mittelalter war als Neuzeit. Er ernannte mit Vorliebe stockkonservative Bischöfe und Kardinäle und sorgte damit dafür, dass seine Linie auch nach seinem Tod weiter geführt wird.
Was den interreligiösen Dialog betrifft: er ließ erklären, die evangelische Kirche sei keine Kirche an sich (die Definitionsmacht darüber maßt sich natürlich die kK an), Priester, die ökumenische Gottesdienste hielten, wurden aus dem Amt entlassen (auch in meiner Umgebung).
Er war zwar am Zusammenbruch des Ostblocks beteiligt (auch wenn es die Amis waren, die "Solidarnosz" Millionen von Dollars schickten), weil der Kommunismus sein Feindbild war. Die "Theologie der Befreiung" in Südamerika, wo sich Priester vehement für die Ärmsten einsetzten, höhlte er aus, indem er Leuten wie Leonardo Boff die Lehrerlaubnis entzog. In Südamerika paktiert die Kirche nach wie vor mit dem Establishment.
Neulich bei "Christiansen" erhilet man einen guten Einblick.
Klaus Küng, einer der intelligentesten und offensten Theologen hat weiterhin keine Lehrerlaubnis, selbst Heiner Geißler beißt sich an dieser Kirche die Zähne aus. Der evangelische Bischof Huber wurde damit abgespeist, dass die Evangelischen eben nicht ganz ernstzunehmen wären - Bischof Müller beharrte stur auf der vom Papst vorgebenen beinharten Linie.
Dieser Papst hat seine Kirche ins Mittelalter zurückgeführt - medial gut vermarktetes Mittelalter sozusagen
lalique