nora_12847467Mehrere Punkte fallen mir zu deinem Eintrag ein:
1) Selbstwert: Du kannst generell an deinem Selbstwert arbeiten, indem du dich selbst für Dinge lobst, die du gut gemacht hast, egal wie klein sie sind. Du wertest dich selbst in deiner Beschreibung bereits ab. Nur weil du arbeitslos bist und zugenommen hattest, heißt es nicht, dass du weniger wert bist. Deine Gewichtsabnahme ist bereits ein riesiger Erfolg, genauso, wie die Tatsache, dass du erkennst, dass du Hilfe brauchst um an deinen sozialen Ängsten zu arbeiten.
2) soziale Ängste: Kannst du benennen, wovor du Angst hast? Führe am besten einige Tage Tagebuch und schreibe dort auf, wo du vor die Tür gegangen bist und wie es dir dabei ging. Vielleicht findest du ein Muster, wann es dir schlechter geht, oder welche Situationen dir besonders schwer fallen. (Vielleicht fällt dir Bahn fahren schwerer als Fahrradfahren, weil man in der Bahn neben anderen Mwnschen sitzt). Dann versuche soziale Situationen zu üben, die dir leicht fallen. Gehst du gerne Spazieren? Dann geh spazieren und nimm dir z.B. vor, unterwegs 3 Personen zu grüßen. Oder gehst du gerne raus, aber eher, wenn niemand auf der Straße ist? Dann stell dir den Wecker auf 5 Uhr morgens und geh am frühen Morgen spazieren, wenn die Straße leer ist. Wenn du das Gefühl hast, dass du die Situation beherrschst, dann kannst du den Schwierigkeitsgrad steigern (z. B. anstatt Fahrrad fahren in einem Zug fahren und neben jemandem sitzen, oder zur Stoßzeit in die Stadt fahren). Man muss soziale Interaktionen üben, damit man sich in sozialen Situationen sicher fühlt. Es ist normal, dass deine Selbstsicherheit sinkt, weil du durch die Arbeitslosigkeit vielleicht lange nicht geübt hast, dich mit anderen Menschen zu beschäftigen. Überfordere dich nicht, sondern such dir die leichteren sozialen Situationen für den Anfang raus.
3) Psychotherapie: Es macht Sinn, dass du mit jemandem über deine Probleme redest. Für den Anfang könntest du bei der Telefonseelsorge anrufen, dann musst du das Haus nicht verlassen. Es gibt auch Apps, die von manchen Krankenkassen bezahlt werden, über die man Psychotherapie per Videokonferenz bekommt. Ruf am besten Mal bei der Krankenkasse an. Die vermitteln auch manchmal Termine mit kooperierenden Therapeuten.
Mach dich nicht verrückt. Die sozialen Fähigkeiten der meisten Menschen leiden, wenn sie länger alleine sind, oder wenig Zeit für soziale Kontakte haben. Wenn dich das nicht stören oder sorgen würde, wärest du ein Soziopath. Also sei gnädig zu dir selbst und freu dich, dass mit dir „alles in Ordnung“ ist und dein Körper dich gewarnt hat, dass du mehr Zeit mit sozialer Interaktion verbringen musst, um dich wohlfühlen zu können.