Speed ist gefährlich
Ich habe lange genug mit Drogen zu tun gehabt um dir sagen zu können, dass das kein gutes Ende nehmen wird.
Speed ist aus Sicht des Konsumenten keine besonders starke Droge wenn man's regelmäßig nimmt. Etwa so wie Kaffee trinken oder rauchen. In Wirklichkeit wirkt Speed viel länger als man es denkt. Der Schlaf ist ein ganz anderer und auch wenn man meint, nach ein paar Stunden wieder nüchtern zu sein ist das Zeug noch lange nicht abgebaut.
Speed macht nicht körperlich abhängig, bereitet also keine starken körperlichen Entzugserscheinungen. Dafür kann sich mit der Zeit eine sehr hartnäckige psychische Abhängigkeit ausbilden. Etwa so beschissen wie beim Rauchen.
Speed gibt einem kurzfristig Kraft und Energie... aber damit zehrt man von seinem Langzeitdepot, das irgendwann immer leerer wird und man sich mit der Zeit selbst die Lebenskraft nimmt.
"Nach ewigem hin und her gab er zu, wieder etwas genommen zu haben, weil er so demprimiert war, wegen dem Streit."
Es ist nicht unmöglich, verantwortungsvoll Dorgen zu konsumieren. In seinem Fall ist das definitiv anders. Niemals darf man ein Rauschmittel dazu verwenden, seine Stimmung aufzuheitern wenn es einem nicht gut geht. Die schlechte Stimmung als Kehrseite einer Droge muss man meiner Meinung nach sehr bewusst wahrnehmen um ein Gefühl für eine mögliche Abhängigkeit zu haben. Das gilt für Alkohol genauso wie für Amphetamine.
Bei ihm scheint der REFLEX schon einigermaßen gut Verankert zu sein:
ich fühle mich (aus irgendeinem Grund) nicht so gut --> ich nehme Speed --> ich fühle mich besser
Ich hoffe, dass dein Freund nur dich anlügt und zumindest zu sich selbst ehrlich genug ist. Amphetamine sind ähnlich hinterhältig wie Nikotin, wenn es um eine Abhängigkeit geht.
Dumme Konsumenten glauben, ihnen würde es dadurch besser gehen wenn sie das Zeug nehmen. In Wirklichkeit kommt das nicht-gut-gehen erst durch die schleichende Abhängigkeit.
Ich persönlich würde mich als Drogen-Affin bezeichnen und halte überhaupt nichts von Speed. Es entfernt die Menschen von ihrem Körper und macht das Gefühl für das eigene Wohlbefinden kaputt. Zum Abnehmen funktioniert es natürlich wunderbar, aber es ist nicht gesund. Wenn regelmäßig das ganze Wochenende wach ist und Party macht sieht man bald aus wie Mick Jagger, egal mit welchen Mittelchen. Meiner Meinung nach sollte einem das intuitiv klar sein, aber Amphetamine verdrängen eben die körperlichen (Warn-)Signale.
Du solltest dir darüber im klaren sein, dass eine Abhängigkeit große Stimmungsschwankungen verursachen kann. Wenn er also mal grundlos sehr kurz angebunden ist, kann es gut sein, dass er einfach wieder eine Line braucht, um sich ausgeglichener zu fühlen. Es gibt viele Parallelen zum Rauchen, aber Amphetamine sind gefährlicher für die Psyche. Wenn man ständig auf Speed ist (täglich konsumiert), dann kommt man immer schlechter zur Ruhe, bekommt einen ungesunden Lebenswandel und wirbelt den eigenen Biorythmus total durcheinander. Das kann wenn man's übertreibt auch mal zu Wahnvorstellungen, Angstzuständen oder Psychosen führen.
"Nasen ziehen" kann man aber auch über einen sehr langen Zeitraum sehr regelmäßig jeden Tag, ohne dass andere etwas davon merken. Das geht noch besser als kiffen.
Es bringt wahrscheinlich nichts, ihm irgendwelche Vorschriften zu machen... wenn er will, dann macht er es sowieso, eben ohne dass du etwas davon merkst.
Das einzige was man als Außenstehender eventuell merken kann sind weiße Krümel in der Nase. Die Amphetamine welche es üblicherweise beim Dealer des Vertrauens zu kaufen gibt sind üblicherweise mehr oder weniger stark gestreckt und lösen sich in der Nase nur einigermaßen langsam auf.
Generell ist es in den seltensten Fällen ratsam, Drogen in das tägliche Leben einzubauen. Das Leben dauert so lange im Vergleich zu ... beispielsweise einem halben Jahr, das schon vollkommen ausreichen kann um einem von einem Gelegenheitskonsumenten zu einem schwer Suchtkranken zu machen. Den Drogenkonsum über viele Jahre durch die Höhen und Tiefen des Lebens mitzuschleppen ohne es ausarten zu lassen ist alles andere als leicht und es lohnt sich einfach nicht.
Ich würde für meine langfristige Zukunftsplanung nicht auf jemanden setzen, der regelmäßig Speed nimmt. Auch wenn das über Jahre gut gehen kann, ist die Gefahr viel zu groß, dass es irgendwann ausartet und man die Kontrolle verliert.
Deshalb sollte dein Freund sich auf Dauer mit dem Gedanken anfreunden, kein Speed mehr zu nehmen. Dieses Ziel ist erreicht, wenn er selbst kein Speed mehr besitzt.
Für einen leidenschaftlichen Konsumenten gibt keinen wirklichen Grund, kurzfristig auf eine Nase zu verzichten. Es macht einfach keinen Sinn. Genauso wie es für Raucher keinen Grund gibt, kurzfristig auf eine entspannende Zigarette zu verzichten.
Wenn man einmal abhängig ist, gibt es kein zurück mehr. Jeglicher Gelegenheitskonsum wird verhältnismäßig kurz Freude bereiten und verhältnismäßig lange üble Laune. Das ist im Gehirn einfach verankert und die einzige Möglichkeit ist ganz konventionelles Vergessen. Wenn man sich nicht mehr so genau daran erinnert, wie das eigentlich ist, die Droge zu nehmen, hat man auch kein Verlangen mehr danach. Bis und falls das der Fall ist, können aber Wochen oder Monate vergehen. Einmal reicht dann schon, sich wieder sehr genau daran zu erinnern, auf was man die ganze Zeit über verzichtet hat.
Ab einem gewissen Punkt der Abhängigkeit lohnt es sich also überhaupt nicht, das Zeug nur noch selten zu nehmen.
Ich weiß nicht, wie das bei deinem Freund ist, aber wenn er das Zeug seit zwei Jahren nimmt und keine anderen Leute kennt, die daran kaputt gegangen sind, kann es gut sein, dass er etwas zu naiv mit der Sache umgeht. Von dir wird er nur schwer einen Rat annehmen können, da er wohl denkt, du verteufelst das so oder so und bist nicht qualifiziert dazu, eine mögliche Gefahr richtig einschätzen zu können.
Und noch einen Rat an dich: Tu dir nichts an, was dich auf Dauer belastet. Mit einem Suchtkranken Menschen zu leben kann einem mit der Zeit in eine Co-Abhängigkeit drängen.
Es ist scheiße für euch beide, wenn er etwas vor dir verbergen muss das er braucht. Es ist in dem Fall wahrscheinlich auch nicht konstruktiv, von ihm ein Verzichtsversprechen zu verlangen, das er sowieso nicht halten kann.
Puh... jetzt ist es schon spät. Ich muss ins Bett, bin nämlich nüchtern :-D