Hallo zusammen,
ich bzw. wir haben ein Problem, dass hier wohl bekannt ist:
Meine Freundin will nicht (mehr) mit mir schlafen.
Wenn ihr das nicht mehr hören bzw. lesen könnt, dann lasst es bitte einfach und bitte verweist nicht einfach auf eine andere Diskussion. Ich habe (fast) alle gelesen.
Wir sind erst seit einem Jahr zusammen, aber ich habe viel mit ihr über das Thema geredet und sie hat mir fast schon gebeichtet, dass Sie einfach keinerlei sexuelles Verlangen hat.
Ich weiß nicht einmal mehr, ob das so schlimm ist, wie ich das sehe. Mir fehlt etwas für eine Beziehung essentielles, aber das heißt ja nicht, dass es deswegen für meine Freundin wichtig sein muss. Auf der anderen Seite kann ich das nicht bewusst von ihren Gefühlen zu mir abtrennen. Es scheint mir unterbewusst und ohne meine Einflussnahme zu vermitteln, dass sie nicht so für mich empfindet, wie ich für sie. Ich habe schon das Gefühl, dass meine Freundin damit unzufrieden ist. Aber nur, weil sie denkt, sie sei anders oder komisch oder kaputt. Und, weil Sie merkt, dass ich unzufrieden bin und mir etwas fehlt. Ich denke, dass man nicht unzufrieden ist, weil man quasi kein Sexleben hat, wenn man ohnehin kein Bedürfnis danach hat, sondern nur deswegen mit der Situation Probleme hat, weil die Beziehung oder das Selbstwertgefühl darunter leiden.
Ich will kurz erzählen, wie sich das bei uns entwickelt hat:
Wir sind seit einem Jahr zusammen und hatten die ersten 5 Monate den besten Sex überhaupt. Mir hat es super gefallen und sie hat mir den Eindruck gegeben, dass es ihr auch Spaß macht und sie befriedigt.. Alles war toll und ich war auf voller Linie der glücklichste Mensch der Welt. Dann schliefen wir plötzlich nur noch zwei mal im 6 Monat miteinander und dann gar nicht mehr (für 3 Monate). Da wir parallel eine Beziehungskrise durchmachten, die sich für mich nur darin äußerte, dass sie mir nicht mehr sagen konnte, dass sie mich liebt, vermutete ich zunehmends, dass das eben der Grund ist und die Beziehung in die Brüche geht. Auf all meine Versuche, mit ihr zu reden, reagierte sie abweisend und erfand sogar Begründungen für die Situation, weil sie teilweise auch selbst nicht wusste, was da gerade zwischen uns passierte, teilweise aber auch nicht über die eigentlichen Probleme, die ihr bewusst waren, reden wollte. Dann kam ein Brief von ihrem Exfreund, in der er ihr ihre Liebe gestand. Im Prinzip war damit alles aus. Wir redeten darüber. Sie konnte sich nicht mal klar entscheiden, was bzw. wen sie wollte und wir waren kurz davor, die Beziehung zu beenden. Doch dann wollte sie mit mir zusammen sein. Wir arbeiteten an unseren Beziehungsproblemen und sind heute wieder glücklich zusammen. Soweit so gut..
Ich erzähle das, weil ich nicht weiß, ob es eine Auswirkung auf unser Sexualleben gehabt hat.
Obwohl die Beziehungsprobleme nun weitestgehend ausgeräumt sind, bleibt unser sehr spartanisches Sexualleben. Meine Freundin hat mir in vielen mühseligen Gesprächen gesagt, dass sie keinerlei Bedürfnis nach Sex hat und nur dann mit jemandem schläft, wenn sie ihn toll findet, also quasi verliebt ist. Dann ist es für sie auch schön, aber mehr wegen der Nähe zueinander als wegen des Geschlechtsverkehrs und der damit verbundenen Befriedigung. Sie weiß nicht, ob Sie jemals einen Orgasmus hatte. Wir tasten uns gerade mit gegenseitiger Masturbation an die Sache heran. Sie findet das Gefühl mit der Hand befriedigt zu werden zwar schön, es kostet sie jedoch sehr viel Überwindung, das überhaupt zuzulassen. Die Befriedigung ist für sie zu Ende, wenn Sie es nicht mehr aushält, stimuliert zu werden. Es macht jedoch nicht den Eindruck, als hätte Sie einen Orgasmus (ich finde es auch nicht schlimm, wenn meine Freundin nicht jedesmal kommen kann, vielleicht nicht einmal, wenn sie einen Höhepunkt nicht so erleben kann, aber es ist für mich unertragbar, dass etwas, dass mir so wichtig ist und für mich so schön ist, für sie eine Qual darstellt.). Sie hatte auch schon Schmerzen bei der Penetration, hat mir aber erst hinterher davon erzählt, was für mich sehr, sehr schlimm ist. Mit einem ihrer Exfreunde hatte sie ein regeres Sexualleben. Das war, bevor sie die Pille genommen hatte. Bei den anderen Exfreunden war es dasselbe, wie bei mir: Erst haben sie/wir oft und erfüllenden Sex gehabt, dann blieb dieser aus, bis es zum Problem wurde (oder die Beziehung aus anderen Gründen zerbrach). Ich bin jedoch der einzige, der Wert darauf legt, dass es ihr auch etwas gibt und der auch darauf drängt mit ihr zu schlafen und es nicht einfach hinnimmt, dass im Bett nichts mehr läuft.
Ich habe nun folgende Vermutungen:
1. Beziehungsprobleme:
Wir haben das Problem, dass sie keine allzu enge Beziehung will. Das war auch der Grund, warum sie mich nicht mehr liebte. Ich freue mich jeden Tag darüber, sie zu sehen und will Zeit mit ihr verbringen, etwas unternehmen, kochen, fernsehen, sie umarmen, sie küssen und mit ihr schlafen. ich trage sie auf Händen und mache alles für sie. Und sie hat eine Million Sitzungen und Termine und schläft meistens nach den ersten zehn Minuten, die wir uns sehen, auf dem Sofa ein. So vergeht ein Tag nach dem anderen. Häufig will sie etwas mit mir machen (Weihnachtsmarkt, Urlaub, Kochen, Einkaufen), dann würde jedoch eine Freundin von ihr oder ihre Mutter mitgehen und sie sagt mir ab. Ich meine, dass ist im Einzelfall gar nicht schlimm und ich hab auch nix dagegen, wenn meine Freundin mit ihren Freundinnen mal nen Mädelsabend macht oder mit nem Verein ne Woche weg geht, aber nun habe ich das Gefühl, dass sie das lieber macht, als Zeit mit mir zu verbringen. Es stört mich mittlerweile auch, dass sie noch eine enge freundschaftliche Beziehung zu ihren Exfreunden hat und diese sogar dann pflegt, wenn ein Exfreund mich übelst beleidigt, weil er noch was von ihr will und sie ihn dann sogar in Schutz nimmt und mich belügt, wenn es darum geht, ob sie ihn angerufen hat (und ich bin wirklich nicht soo eifersüchtig, dass ich ihr das verbieten wollte oder sofort ausraste, weil sie mit ihm noch redet, nur ist es unglaublich verletzend, dass sie ihm schreibt, sie würde sich auch als Thekenschlampe für eine Bar (...) hergeben (wenngleich das im Spaß geschrieben war, aber schon der humorvolle Umgang tut weh, wenn man von der selben Person (ihrem Exfreund, der noch was von ihr will) übelst beleidigt wurde)).
Sie sagt, sie liebt mich und das glaube ich ihr auch, aber ich weiß genauso wie sie, dass dieser Ausspruch (wie die ganze Beziehung) für mich bedeutend mehr bedeutet, als für sie.
Deswegen ist unser Sexualleben mit Sicherheit zusammen gebrochen, aber ich weiß nicht, ob darin die Ursache zu suchen ist, dass wir heute nicht mehr miteinander schlafen, weil ich glaube, dass das Thema (neben einer bleibenden Enttäuschung) nun durch ist.
2. Hormonell bedingter Libidomangel
Dass das Einnehmen der Pille einen Libidomangel mit sich bringen kann, ist bekannt. Da meine Freundin vor der Einnahme der Pille (vor ca. 6 Jahren) sexuell aufgeschlossener war, liegt die Vermutung eines Zusammenhangs nahe. Jedoch sagt sie, dass sie damals einfach vieles austesten wollte und hoffte, dadurch eventuell doch Spaß am Sex zu haben, diesen jedoch auch nicht hatte und deswegen heute auch nicht mehr so viel probieren will, weil es ja "eh nichts nützt". Oralverkehr z. B. findet sie ekelig. Aktiv wie passiv. In den ersten vier Monaten habe ich sie fast jedesmal oral befriedigt, weil ich es unglaublich toll finde, ihr ein schönes Gefühl zu geben. Die Tatsache, dass man Oralverkehr durchaus als ekelig auffassen kann, verstehe ich wohl, das tritt in der Situation bei mir jedoch deutlich in den Hintergrund (weil ich dann nun mal nicht mehr mit dem Hirn zwischen den Ohren sondern mit dem zwischen den Beinen denke, und das findet das gar nicht ekelig; aber wenn einem das Verlangen, die Lust selbst fehlt, kann man den Ekel wohl nicht so einfach ausblenden).
Auf meinen Vorschlag hin, die Pille abzusetzen, reagierte sie heftig, da es eine Hautpille (Belara) ist und sie dann wieder Pickel kriegen würde. Außerdem ist es ja keineswegs sicher, dass das die Ursache ist, da sie auch früher schon keine Lust auf Sex hatte und nur mehr probiert hat in der Hoffnung, ihre Lust "zu entdecken".
3. Psychisch bedingter Libidomangel
Sie sagt, es fällt ihr schwer, zuzulassen, dass ich sie mit der Hand befriedige. Die Schmerzen beim Verkehr fühlten sich an, wie wenn gleich etwas reißen würde, also, wie wenn sie zu eng/ich zu groß wäre, was aber definitiv nicht der Fall ist. Ich denke viel mehr, dass sie nicht mit mir schlafen wollte, aber dies aus Mitleid oder Zugzwang doch getan hat. Sie hat auch während dessen schroff gemeint "ich weiß nicht, was das bringen soll" als ich sie um eine andere Stellung bat (weil ich aus einer früheren Beziehung weiß, dass manche Frauen den Verkehr von hinten bevorzugen, weil er sich für sie deutlich besser anfühlt und wir das bisher noch nicht probiert hatten).
Ich meine zu wissen, dass Frauen starke Schmerzen beim Sex haben können, wenn sie keine Lust haben bzw. dazu gezwungen werden (Vergewaltigungen etc..).
Es fällt ihr auch unglaublich schwer, überhaupt über irgend etwas, was mit Geschlechtsorganen oder Sexualität oder damit verbundenen Gefühlen zu tun hat, zu reden (mir ja auch einigermaßen, wie man sicherlich herauslesen kann..). Manchmal beginnt sie sogar zu weinen, wenn ich sie etwas zu ihren Gefühlen beim Sex frage und etwas ins Detail gehe. Ich weis nicht, ob sie vielleicht mit sich selbst unzufrieden ist (Aussehen..) oder wie sehr es sie fertig macht, dass sie kein "normales" Verlangen hat. (ich habe schon mit ihr darüber geredet, dass das keineswegs abnormal ist und das ich gelesen habe, dass 30% aller Frauen sich (mehr oder weniger) über sexuelle Unlust ihrerseits "beklagen"). Sie hat, wie erwähnt, schon unter Tränen gesagt, dass sie komisch sei und alles deswegen ihre schuld sei, was ich gar nicht so sehe. Aber ich weiß auch nicht, was sie deswegen schon durchgemacht hat. Außerdem muss es sie ja unglaublich belasten, dass ich und viele andere (Freunde, Freundinnen) ein so ausgeprägtes sexuelles Verlangen haben und sie nicht. Vielleicht ist deswegen ihr eigener Erwartunsgdruck schon viel zu hoch, als das sie es noch irgendwie genießen könnte. Das ist ja auch bei vielen Frauen so, die dringend einen Orgasmus erleben wollen, nur, weil es normal zu sein scheint.
4. Biologisch/neurologisch/hormonell/psychisch bedingte Unlust (bzw. Asexualität)
Die letzte Vermutung ist sehr vage und für mich als Laie auch nicht zu überprüfen. Es könnte auch sein, dass ein biologischer Defekt ihr Schmerzen bereitet oder ein neurologischer Defekt verhindert, dass sie Lust empfindet. Oder ihr Hormonhaushalt ist in irgendeiner Form verschoben (ob durch die Pille oder von Natur aus). Dieser beeinflusst die Gefühlslage und die Lust bei Frauen (und bei Männern (="notgeil")) ja deutlich. Vielleicht stecken auch tiefgründige psychische Probleme dahinter, wie bereits vermutet. Auch hier könnte von Minderwertigkeitskomplexen bis hin zu Kindheitstraumata alles eine Rolle spielen, aber bei allen genannten Problemen ist der Gang zum Arzt unabdingbar und ohne näheren Anhaltspunkt für die jetztige Situation sehr gefährlich. Ich meine, wer will schon von seinem Freund zum Arzt geschickt werden, weil er nicht normal ist. Das bestätigt ihr Selbstbild nur noch und ist sicher sehr schmerzhaft.
Was ich bisher gemacht habe:
- Ich habe ein Buch (mit Videos) über die Stimulationspunkte der Frau gelesen mit verschiedenen Techniken. Ich habe gehofft, dass meine Freundin von mir einfach nicht richtig befriedigt wird, weil ich es nicht kann. Jetzt weiß ich viel über K-, G-, U- und A-Punkt (was es nicht alles gibt..) aber testen konnte ich mein Wissen nie. Im Gegenteil: Schon die orale Stimulation gefiel ihr nicht, wie sie mir jetzt sagte, weil dadurch der Akt unnötig verlängert wird und es ihr unangenehm ist.
- Ich habe ihr (bis jetzt) alle Zeit der Welt gelassen, mit ihr über alles geredet, ihr meinen Standpunkt mitgeteilt, ohne dabei Forderungen auszusprechen. Ich habe aber auch gesagt, dass mir Sex wichtig ist. Alles andere wäre gelogen. Und ich will sie nicht irgendwann betrügen, nur um nochmal Sex in meinem Leben zu haben.
- Weil ich recht gut massieren kann, habe ich verschiedene (wärmend, exotische Gerüche..) Massageöle gekauft. Einmal probiert: Die Massage an sich war sicher schön und ich mach das ja nicht nur, weil ich mit ihr schlafen will, aber das scheint sie jetzt zu denken und deshalb ist sie da nicht mehr so offen dafür. Auch meinen Vorschlag, einen Pärchen-Massagekurs zu machen, hat sie ausgeschlagen, obwohl sie dringend zu genau dem Massagestudio wollte und sich auch jetzt noch dort massieren lassen will. Sie würde ja auch mitgehen, aber irgendwie denke ich, sie will nicht so recht.
- Ich habe einen total süßen Delphin-Vibrator von Fun Factory gekauft. Ich finde den so toll, dass ich mich selbst damit befriedigen würde, wenn ich könnte. Ihre Reaktion (einfach so, nicht beim Sex oder so): Sie hat zwar gelächelt und war neugierig, meinte aber, ich könnte den gleich wieder mitnehmen. (ich habe auch noch einen G-Punkt-Vibrator, Lustkugeln und einen Penisring gekauft, aber die traue ich mich nicht einmal, ihr zu zeigen.)
Dann habe ich noch Gleitgel auf Silikon- und Wasserbasis ohne und mit Geschmack gekauft sowie zahlreiche unterschiedliche normale, Noppen- und Geschmackskondome, weil sie oft nicht mit mir schlafen wollte, wenn sie die Pille mal vergessen hatte. Ich habe ihr darauf hin auch gesagt, dass ich ab jetzt die Pille nicht mehr als Verhütungsmittel sehen werde, sondern mich immer selbst um die Verhütung kümmern werde, so dass sie sich keine Sorgen zu machen braucht. Getestet haben wir davon aber gar nix.
- Ich habe drei Bücher gelesen:
Was Frauen wirklich antört - mit zahlreichen erotischen Tipps über die Vorlieben der Frauen
101 Dinge, die man tun kann, um Frauen glücklich zu machen - zahlreiche romantische und alltagstaugliche Tipps, wie man seiner Frau das Leben verschönert (davon hab ich auch schon einige umgesetzt, ich hatte auch mal mit meiner Freundin darüber geredet.. Uns ist aufgefallen, dass mir die ganzen Ratschläge viel besser gefallen würden als ihr.. Ich habe wohl ne deutlich ausgeprägtere romantische Ader als sie..)
Die Psychologie sexueller Leidenschaft - sehr sehr gute Mischung aus Sexual- und Paartherapie zum selber durchführen.. Naja, geht alleine auch nicht so gut..
Meine Freundin rollt nur noch die Augen, wenn ich "wieder mit sowas komme"..
- Ich habe tagelang im Internet recherchiert und mit ihr über alles geredet. Ich weiß jetzt in- und auswendig in welcher Phase des Menstruationszyklus in welcher Konzentration welches Hormon vorhanden sein sollte und was es wie bewirkt.. Und ich weiß auch, dass es viele Frauen/Männer/Paare gibt, denen es so geht und das niemand so recht ne Lösung hat..
Die einen sagen, die Beziehung ist am Ende. Die anderen sagen, die Frau hat nen anderen. Die nächsten glauben, es ist irgend eine Störung.. Die Fakten sagen, dass es gar nicht so abnormal ist..
Und nun bin ich hier.. Ich würde euch bitten, eure Erfahrungen (nochmals, ich weiß, sorry!!!) zu berichten. Habt ihr das gleiche Problem. Seid ihr in der selben Lage wie ich oder wie meine Freundin? Was habt ihr probiert? Was hat es genützt? Wie ist das, wenn man gar keine Lust auf Sex oder gar kein Gefühl beim Sex hat? Ist das immer so, dass der Mann deutlich mehr Lust hat, als die Frau? Und hab ich noch irgend eine Chance, die Beziehung zu retten? Ich will meine Freundin nicht verlassen! Ich liebe sie!!
Danke für's lesen und die damit verbundene Anteilnahme und tausend Dank für jeden Beitrag!!!
Harald