Schmerzen beim Sex durch die Pille
Ich kenne das Problem mit den Schmerzen beim/nach dem Sex. Bei mir hat es sich angefühlt wie durch Rasierklingen verursachte Abschürfungen (also nicht sehr angenehm). Die Schmerzen waren vor allem am Scheideneingang, haben aber zuweilen auch ein wenig auf die Harnröhre ausgestrahlt. Nach dem Sex hatte ich mind. noch 1 Stunde, oft auch länger, Schmerzen. Manchmal hat es leicht geblutet (d. h. mein Schleim war rosa), aber nicht sehr. Nach dem Sex war ich auch für lange Zeit erstmal etwas zugeschwollen. An zweimal Sex an einem Tag war nicht zu denken.
Beim Einführen des Tampons oder bei der gynäkologischen Untersuchung hatte ich ähnliche Schmerzen, nur hielten die nicht so lange an.
Ich habe nie gedacht, dass es durch psychische Probleme kommen könnte, denn ich hatte immer gern Sex. Nun gut, mit den Schmerzen nicht mehr ganz so gern. Aber ich war trotzdem jedesmal erregt und habe auch fast immer (multiple) Orgasmen bekommen wenn ich keine bekam (was selten der Fall war), so lag das nur daran, dass ich so starke Schmerzen hatte, dass wir abbrechen mussten. Ohne die Aussicht auf einen Orgasmus hätte ich aber mit Sicherheit sowieso gar keinen Sex mehr gehabt.
Allerdings bekam ich so langsam durch die Schmerzen psychische Probleme. Ich hatte natürlich Angst, dass mein Partner mich verlassen könnte, wenn es immer schlimmer wird. Zumal ich auch nur noch sehr selten Lust auf Sex hatte (auch durch die Schmerzen, aber wohl nicht nur dadurch s. u.). Außerdem wurde ich, wenn wir den Sex aufgrund der Schmerzen vor dem Orgasmus abbrechen mussten, regelmäßig depressiv und habe sozusagen an meiner Weiblichkeit gezweifelt (wie Männer das vielleicht im Falle von Impotenz tun). (Und natürlich ist es auch sehr deprimierend, wenn man statt der erwünschten Befriedigung nur anhaltende Schmerzen bekommt.)
Ich muss dazu sagen, dass ich in den ersten Monaten (ich habe nicht Buch geführt und kann deswegen nicht genau sagen, wie lang das war) keine Schmerzen beim Sex hatte, obwohl ich schon die Pille nahm. Warum ich dennoch denke, dass es von der hormonellen Verhütung kommt, steht weiter unten. Möglicherweise hat sich mein Körper in der ersten Zeit noch umgestellt, was auch erklären würde, warum die Schmerzen zunächst zur gelegentlich kamen und noch nicht so stark waren.
Ich war nur bei zwei Frauenärzt(inn)en (ich bin da nicht sehr ausdauernd, wenn die nie Ahnung zu haben scheinen und noch ratloser sind als ich selbst) und die haben nichts gefunden. Sie haben wohl eine Rötung festgestellt, wenn ich kurze Zeit (d. h. bis zu 24 Stunden) nach dem Sex bei ihnen zur Untersuchung war, wussten aber nicht, woher das kommen konnte. Es wurden keine Bakterien oder Ähnliches gefunden. (Scheidenpilz hatte ich zwar einige Male, aber die Schmerzen waren auch unabhängig davon da.)
Die Therapieansätze der Ärzte sahen folgendermaßen aus:
1.) Pille wechseln (ich hatte, glaube ich, 4 verschiedene): Hat nichts gebracht.
2.) Melkfett als Gleitgel benutzen: Höchstens minimale Verbesserung.
3.) Gleitgel: Wie Melkfett.
4.) Östrogencreme (OeKolp-Creme) zum Einführen in die Scheide bzw. Auftragen auf die Vulva: Davon wurde mir übel und schwindlig, sonst aber keine oder verschwindend geringe Wirkung.
Außerdem probierten wir es noch mit Kondomen: Auch nur minimale Verbesserung, aber wohl besser als Melkfett und Gleitgel.
Ich habe bis vor einigen Monaten die Pille (Mikropille) genommen (insgesamt 8 Jahre lang). Weil ich selbst im Internet nach einer Lösung meines Problems geforscht hatte, kam ich zunächst auf die Idee, es mit einer östrogenfreien Pille, also einer Minipille, zu versuchen. Ich habe mir die Cerazette verschreiben lassen, obwohl meine Frauenärztin meinte, sie glaube nicht, dass das was bringt. Am Anfang hatte ich den Eindruck, dass es etwas besser wurde. Aber nur etwas. Und schließlich hatte ich wieder (fast?) genauso starke Schmerzen wie mit Mikropille. Und dazu noch schlimme Akne, was ich vorher (auch in der Pubertät!) nie hatte, was aber wohl von dem androgen wirkenden Gestagen kommt, das in der Cerazette enthalten ist.
Ich habe die Cerazette dann wieder abgesetzt und bin zu meiner alten Pille (Novial außerdem habe ich während der 8 Jahre noch Yasmin und Cileste genommen; an den Namen der ersten Pille kann ich mich nicht mehr erinnern) zurückgekehrt. Schmerzen waren wie zuvor.
Außerdem hatte ich in den ganzen Jahren Schmerzen in den Beinen (Venen) bekommen, die immer stärker wurden (zuletzt rapide Verschlechterung). Ich habe zwar die erbliche Veranlagung, aber ich denke mal, dass es in meinem Alter (bin im Sommer gerade erst 24 geworden) nicht normal ist, so starke Schmerzen zu haben (so sehr, dass man nach 2 Stunden sitzen vor Schmerzen eben nicht mehr sitzen kann manchmal schon nach einer halben Stunde). Das war der hauptsächliche Grund, weshalb ich schließlich die Pille abgesetzt habe. Meine Frauenärztin UND meine Hausärztin meinten allerdings, ich bräuchte deswegen nicht mit der hormonellen Verhütung aufzuhören, ich sei schließlich nicht in der Risikogruppe für Thrombosen. Die Schmerzen in den Beinen wurden aber trotzdem immer unerträglicher. Nur die Phlebologin (also Venenfachärztin) hat mir auf meine Frage hin geantwortet, ich müsste die Pille zwar nicht absetzen, aber wenn ich eine andere Verhütungsmethode fände, wäre das wohl besser für meine Venen.
Zwei Wochen, nachdem ich die Pille abgesetzt hatte, hatte ich plötzlich viel weniger Schmerzen beim Sex. Dazu wurde meine Libido immer stärker. Ich dachte eigentlich, sie hätte mit der Zeit eben nachgelassen, denn am Anfang war ich noch frisch verliebt und mittlerweile bin ich mit meinem Partner schon 9 Jahre lang zusammen, da lässt das Verlangen ja auch mal nach. Mittlerweile habe ich aber trotz großer Gestresstheit, da ich kurz vorm Studienabschluss stehe täglich Lust auf Sex, das ist schon fast lästig, weil man eigentlich anderes zu tun hätte. *g* Und 4 Wochen nach dem Absetzen der Pille hatte ich KEINE aber wirklich überhaupt keine Schmerzen mehr beim Sex. Bis heute nicht mehr (das Absetzen müsste jetzt 3 Monate her sein). Gut, wir haben natürlich auch bisher nur mit Kondom Sex gehabt, weil ich nicht schwanger werden möchte. Aber auch mit Kondom hat es früher SEHR weh getan, wenn auch nicht so stark wie ohne. Und da haben wir uns viel weniger (nämlich fast gar nicht, weil es sonst nicht auszuhalten war) dabei bewegt, während es jetzt richtig wild zugehen kann. Außerdem kann ich jetzt auch Sex haben, wenn ich nur leicht erregt bin, und es schmerzt trotzdem nicht. Früher hatte ich selbst bei riesiger Erregung enorme Schmerzen. Und ich hatte zwar noch nie Orgasmusprobleme, aber jetzt bekomme ich selbst dann, wenn ich eigentlich kaum erregt bin, Orgasmen.
Also, ich denke, es spricht alles dafür, dass meine Schmerzen beim Sex ihre Ursache in der Pille hatten. Ich wünschte im nachhinein, ich hätte sie schon viel früher abgesetzt. Aber da sowas nicht als Nebenwirkung in der Packungsbeilage aufgeführt ist (da steht höchstens Trockenheit der Scheide - und das war ja bei mir, bestätigt auch durch meinen Partner, nicht der Fall) und auch die Frauenärzte, die ich konsultiert habe, nie auch nur auf die Idee gekommen wären, dass es daran liegen könnte, habe ich es nicht getan. Nach einigem verzweifelten Herumsuchen im Internet bin ich auf Erfahrungsberichte von anderen Frauen gestoßen, die das gleiche Problem hatten und nach dem Absetzen der Pille plötzlich (oder auch nicht so plötzlich, bei einigen dauerte das wohl viel länger als bei mir) geheilt waren.
So, das war jetzt ein ziemlich langer Eintrag. Ich finde aber, das Problem sollte mal an die Öffentlichkeit gelangen (und ich werde meiner Frauenärztin auch von meiner wundersamen Heilung erzählen, wenn ich das nächste Mal bei ihr bin). Ich finde, es ist eine Schweinerei, dass sowas nicht in den Packungsbeilagen aufgeführt ist! Offenbar bin ich ja nicht die einzige, die darunter leidet bzw. gelitten hat. Wer also die Pille nimmt und Schmerzen beim Sex hat, die vor der Pille oder auch am Anfang mit Pille nicht aufgetreten sind, der sollte sie möglicherweise mal für einige Monate absetzen und sehen, ob es besser wird. (Natürlich sollte man dann anderweitig verhüten, wenn man nicht schwanger werden will.) Und das am besten noch, bevor man alle anderen seltsamen Therapiemaßnahmen ausprobiert, die dann eh wieder nichts bringen und nur dazu führen, dass man weiterhin sinnlos leidet und eventuell sogar die Beziehung kaputt geht (denn Sex ist ja meistens ein fester Bestandteil in einer Beziehung).
(Womit ich jetzt nicht gesagt haben will, dass die Schmerzen immer von der Pille kommen müssen, nie psychisch sind und keine anderen physischen Ursachen haben können.)