Für mich ist es das erste Mal, dass ich mich an einem Forum beteilige. Auf die Resonanz bin ich gespannt. Ich benötige Meinungen zu meinem "Problem". Derzeit befinde ich mich in einer Phase, die immer wiederkehrt. Meistens mit einem Abstand mehrerer Jahre. Wo fange ich an?
In der 5. Klasse lernte ich einen total netten Jungen kennen und mögen. Wir besuchten uns auf unseren Geburtstagen, bis er kurze Zeit später mit seiner Mum sogar in meinen Nachbarort zog. Ab da bestand sowieso regelmäßiger Kontakt. Wir waren bis zur 10. in einer Klasse, die Jahre danach geprägt durch Freundschaft und gemeinsames Weggehen (wir waren immer mehrere Leute von "früher"). Jedenfalls war von Anfang an etwas Besonderes. Er war nicht wie die anderen und ich merkte auch, dass er mich sehr gern hatte. Die Jahre zeigten, dass er mehr für mich empfand, was ich jedoch immer ignoriert habe. Warum? Ich weiß es selber nicht. Ich habe irgendwie was anderes gesucht. Außerdem habe ich mir immer eingeredet, es könnte unseren Freundschaften schaden. Aber direkt gesagt hat er es mir bis heute nicht ;) natürlich war ich auch immer etwas unsicher. Durch einen Freund gab es ab und zu mal Andeutungen. Ich bekam Briefe, er malte mir Bilder (genialer Zeichner!), wir waren auf derselben Wellenlänge. Die Jahre gingen dahin: Ich hatte meinen ersten Freund und dann sowieso andere Dinge im Kopf. Er ging studieren, zog weg und jeder ging so seinen Weg. Wir hielten allerdings Kontakt, trafen uns manchmal mit der alten Gruppe. Kontakt haben wir bis heute. Mal mehr, mal weniger. In der Zeit bis jetzt (es sind nun gute 18 Jahre die wir uns kennen) war ich mittlerweile verheiratet und bekam meinen Sohn. Leider war dies eine Fehlentscheidung, sodass ich wieder geschieden wurde... zur Hochzeit kam er nicht, die anderen schon. Er besuchte mich aber nach der Geburt meines Babys mit unseren anderen Freunden. Nach der Trennung meines Ex-Mannes hatten wir wieder sehr regelmäßigen Kontakt. Es war einfach eindeutig, dass wir Interesse aneinander hatten. Er hatte inzwischen selber eine Freundin, ich meinen Sohn... wir haben uns zum 1. Mal alleine getroffen. Mann, war das aufregend! Ich habe mich gefühlt wie 15 und dabei war es doch nur "Jack" (Namen verrate ich natürlich nicht ;)). Das Treffen war super, als wenn kaum eine Zeit dazwischen läge. Aber man hat gespürt, dass wir beide doch angespannt waren. Immerhin war es plötzlich doch ein Date. Oder?! Wir haben uns nie geküsst, wir sind uns nie näher gekommen als Umarmungen. Dieses Prickeln in der Luft bei der Verabschiedung nach unserem Treffen war fast unerträglich und er verabschiedete sich auch ziemlich schnell. Er war ja auch in einer Beziehung. Am liebsten hätte ich meinen Kopf aufs Lenkrad gehauen! Auch er blieb kurz hinter meinem Auto stehen. Lief allerdings als klar war dass wir jetzt besser getrennte Wege gehen sollten weiter.
Als er dann von seiner Freundin getrennt war, konnte ich ihn trotzdem nicht besuchen. Und das obwohl wir beide single waren. Ich hatte mein Kind, der zu diesem Zeitpunkt knapp 1 1/2 war. Ich sagte mir immer wieder, dass ich das einfach nicht machen kann (zu hohes Verantwortungsbewusstsein irgendwie). Mir war auch klar, dass es auf keinen Fall auf eine Beziehung hinauslaufen würde. Er war beruflich auf SEINEM Weg und ich kenne ihn. Den will er auch gehen! Was sollte er dann mit einer "Familie"? Und nur für 1x, gerne, aber da hatte ich doch Angst um meine Gefühlswelt.
Daraufhin lernte ich jemanden kennen, mit dem ich noch jetzt zusammen bin. Ein toller Mann - er hat mein Kind von Anfang an akzeptiert, liebt mich wie ich bin. Probleme hat dennoch jeder, auch wir. Es gibt aber keinen direkten Grund, unsere Beziehung anzuzweifeln. Erst recht nicht, weil wir als Familie so gut funktionieren. Und doch befinde ich mich seit 2 Wochen wieder in meiner Phase. Diese Phase erlebte ich bisher in jeder Beziehung - irgendwann frage ich mich immer wieder, warum ich es nie mal versucht habe. Vor 2 Wochen schrieb ich "Jack" rein freundschaftlich weil ich an ihn denken musste. Er teilte mir mit, dass er nun mit seiner Freundin zusammen weg gezogen ist. Und das in eine Stadt, die 500 km entfernt ist! Es hat mich getroffen als hätte man mir nen Hammer in den Bauch gehauen. Ich hab den ganzen Tag geheult. Und das meine ich leider ernst. Ich freue mich aber eigentlich so für ihn. Für seinen Beruf ist das super! Und auch seine Freundin sieht sehr lieb und hübsch aus. Das ist genau das Richtige für ihn. Aber ich musste einfach seit ich es wusste den ganzen Tag weinen. Ich konnte noch nicht einmal sagen warum. Er sagte mir, WIR könnten gerne jederzeit vorbeischauen und gab mir gleich die neue Adresse. Er hat meinen Freund auf meinem Geburtstag vor 3 Jahren kennengelernt. Als "Jack" an dem Abend zu mir kam und mich feste in den Arm nahme sagte er mir ins Ohr "Ich freue mich für dich, du hast den Richtigen gefunden!". Das hat mir so unendlich viel bedeutet, das ich mir der neuen Beziehung total sicher war. Aber irgendwie machte mich die Aussage auch nachdenklich. Ich glaube heute, wenn er bis dahin noch irgendwelche Gefühle für mich gehabt haben sollte, dann hat er an dem Tag damit abgeschlossen. Er hat vorgeschlagen, dass ich seine Mum ja mal wieder besuchen könnte (mit ihr hab ich mich immer sehr gut verstanden). Ich fange in der Stadt wo sie noch wohnt nächstes Jahr eine Weiterbildung an - von dort ist er jetzt weggezogen.
Jetzt heule ich einfach der ganzen Geschichte hinterher. ICH HATTE DOCH LANGE GENUG ZEIT! Ich habe auch schon überlegt, ob ich vielleicht einfach nur einer Sache hinterher trauere, weil sie nie stattgefunden hat? Quasi wie eine nette Fantasie - was wäre wenn? Und ich weiß dass das total bescheuert ist. Ich bin wirklich eine Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht. Ich bin meistens sehr realistisch, aber diese Sache haut mich einfach immer wieder um. Oder bedauere ich, dass er mich jetzt nicht mehr so gut findet wie früher? Bin ich vielleicht so krank im Kopf, dass ich ihn innerlich als meinen "ewigen Begehrer" gesehen habe und nun kapiert hab: Hey, er ist endlich glücklich und hat dich abgehakt? Das wäre ja total furchtbar - so bin ich gar nicht. Getröstet habe ich mich mit dem Gedanken "Wenn ich ihm egal wäre, hätte er mir nicht geantwortet und ich wüsste dann jetzt wohl auch nicht, wo er wohnt". Das Ironische: Er lebt jetzt in derselben Stadt wie die Mutter meines jetzigen Freundes. Die werden wir natürlich auch hin und wieder besuchen.
Was also haltet ihr davon, wenn ihr das lest?