Ich schaff es nicht
Ich bin echt sprachlos.
Ich war den ganzen Tag nicht auf der Arbeit, mir ging es so miess und ich musste mich irgendwie auf 'morgen' vorbereiten. Ich ging den ganzen Tag am Strand spatzieren.
Danach wollte ich eigentlich heim, bin dann aber einem weiteren Krankenhaus vorbeigefahren und ohne nachzudenken, hielt ich an, ging rein und bat um eine Untersuchung.
Ich weiss nicht was ich da wollte und wieso ich da war. Doch sagte ich ihm dem Arzt nichts von der ganzen Vorgeschichte.
Ich erklaerte nur ich sei schwanger und haette Blutungen gehabt, ich wolle eine ganze Untersuchung.
Er ging automatisch davon aus, dass ich das Kind behalten moechte und ich sagte auch nichts von den Dummheiten die ich hinter mir hatte.
Zum ersten Mal konnte ich die Untersuchung geniessen, ohne ueber Abbruch zu reden oder nachzudenken wollte ich nur eines: wissen wie es dem Kind geht.
Ich sah es auf dem Bildschirm und die Ergebnisse sind deutlich. Ich bin bei 11 Wochen und 3 Tagen.
Ich konnte das Herzklopfen deutlich sehen. Er kontrollierte auch das Neckwasser und meinte, es sei in bester Ordnung...
Nachdem er mir jedoch etwas Magnesium verschreiben wollte, brach ich zusammen und erzaehlte alles.
Der Arzt war fassungslos und als ich ihn um Rat bat meinte er: "Das Kind sieht oke aus aber wenn Sie meine Tochter waeren, dann wuerde ich als Arzt von den zu hohen Risiken abraten. Es ist gut moeglich, dass gewisse Schaeden noch nicht erkenntlich sind....und es erst sehr spaet werden. Je laenger die Schwangerschaft dauert, desto schwerer wird es im Falle einer Komplikation. Ich kann ihnen diese Entscheidung nicht abnehmen und keiner kann sie zu einem Abbruch zwingen doch als Arzt muss ich auf die hohen Risiken aufmerksam machen. Die Chancen auf Probleme sind sehr hoch. In gewissen Laender muesse man bei Einnahme dieser Abbruchsmedikamente sogar unterzeichnen, dass man im Falle eines Misserfolges bereit sei, eine Ausschabung zu machen um gesundheitliche Probleme des Kindes zu vermeiden."
Ich nahm die Ultrashallbilder und ging nach Hause.
Jetzt lese ich Eure Beitraege und bin wirklich sprachlos....
Hatte ich doch diesen Beitrag nicht fuer mich sondern fuer andere geschrieben.....ich hoffte mit meiner Geschichte andere zum Ueberlegen zu bringen. Wollte zeigen, wie aus einer Panik-Entscheidung ein Disaster werden kann.
Und nun stehe ich wieder da wo ich schon mal stand. Vor einer Entscheidung, die mir jedoch schwerer faellt denn je.
Aerzte raten mir alle ab. Meine Familie ist tausende von Kilomter entfernt, sogar mein Freund ist beruflich weit weg und kommt erst in unbestimmter Zeit. Und einen neuen Job habe ich auch.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich mit dieser Angst und Verantwortung das alles ueberstehen soll. Alleine mit neuem Job und schwanger. Das waere noch das eine. Aber alleine, mit neuem Job und riskanter Schwangerschaft....ich kann schon beim Gedanken nicht schlafen.
Ich habe den Foetus gesehen, bereits jetzt faellt es mir unheimlich schwer. Ich weis snicht ob ich es in 2, 3 oder gar mehreren Wochen selbst ueberstehen wuerde, wenn ich das Kind weiterhin in mir trage und ich dann vor die Wahl gestellt werde.
Klar kann das jedem passieren, klar hat man immer Angst vor gesundheitlichen Problemen. Doch wenn mein Kind gesundheitliche Probleme haben wird, dann ist es meine Schuld. Und ich werde nichts tun koennen.
Ich weiss nicht wie ich zu all der Verantwortung die ohnehin auf mich zu kommen wuerde damit leben koennte.
Und mit jedem Tag gewoehne ich mich mehr an diese Schwangerschaft, das ziehen, das Herzklopfen, die Gelueste, die komischen Gefuehle, der straffe Bauch....einfach alles.
Ich glaube nicht, dass ich es zu einem spaeteren Zeitpunkt ueberstehen wuerde.
Einer der Kommentare hier spricht mir aus dem Herzen: Wieso traue ich Aerzten, denen ich doch vergeblich getraut habe.
Ich sage mir das jeden Morgen. Und doch......ist es mit dem Gewissen nicht so leicht. Was wenn was schief geht und mir alle sagen 'wir haben es dir gesagt'.....kein Arzt will die Verantwortung uebernehmen, mir Mut machen.
Und alleine bin ich sowieso schon....
Jemand hat mir ein Wunder gewuenscht.
Ich wuensche es mir auch.
Und ich glaube, ich werde die Kraft nur dann aufbringen, wenn jemand auftaucht und mir beisteht....mir sagt, dass er/sie mich dabei unterstuetzt. Doch selbst meine Freunde, selbst die, die mir von einem Abbruch abgeraten hatten auf die ich dummerweise nicht gehoert habe, sagen mir 'jetzt ist es zu spat, du kannst dir und dem Kind das Risiko nicht antun.
In eine paar Stunden, morgen frueh um 9 muss ich dort antraben.
Ich glaube nicht, dass ich danach die Kraft haben werde hier weiterzuschreiben oder zu lesen.
Ich danke fuer Eure warmen Wuensche.
Ein Kommentar hat mir fast Mut gemacht. Den von der Dame mit den vielen OPs deren Kind gesund auf die Welt kam. Wenn ich doch nur mehr solche Faelle kennen wuerde....
Denjenigen die sich wegen Abtreibungen erkundigen kann ich nur noch mal wiederholen:
Lasst Euch Zeit.
Mindestens 7 Tage wenn nicht mehr.
Rennt nicht ins Unglueck aus Angst oder Panik.
Lasst auch Eure Maenner mit den Emotionen und der Wut die sie oft aufbringen umgehen. Lasst sie 7 Tage damit leben.
Oft sieht man die Dinge nach ein paar Tagen ganz anders.
Alles Gute.