cassy_13021794Genau da muss man den Medizinersprech richtig verstehen:
"In diesem Fall ist tatsächlich Vorsicht geboten, es wird sogar zu einer Feindiagnostik geraten, um Fehlentwicklungen frühzeitig feststellen zu können.
Und das wird genau NICHT bei jeder Chemiekeule geraten!"
Das wird dann geraten, wenn man keine oder kaum Ahnung hat und es ein paar Berichte gab, dass es Probleme machen könnte.
http://www.embryotox.de/tranylcypromin.html
"Erfahrungen in der Schwangerschaft
Erfahrungsumfang: GERING"
"13" "zwei" = 15
"1977"
Man hat also bei 15 Einzelfällen ohne konkrete Untersuchung die Vermutung, dass es da Probleme geben könnte. Und zwar seit 1977. Und man empfiehlt:
"Auch bei stabiler Einstellung der Patientin sollte wegen der Gefahr geburtshilflicher Komplikationen ein Umsetzen auf besser erprobte Antidepressiva in Erwägung gezogen werden."
"in Erwägung gezogen werden" ist ziemlich schwach und drückt genau aus, dass man eigentlich keine wirkliche Ahnung hat. Und das obwohl das Medikament seit 50 Jahren von Frauen genommen wird. Hätte man gewollt, hätte man Ahnung. Wer Schuld ist, Hersteller, Ärzte, Unis, Ethikkommisionen, Politik ist mir wurscht, es wäre mehr drin als diese lausig ungenaue Angabe.
Und das ist mitnichten ein Präparat, was offensichtlich gefährlich ist. Habe mich am Wochenende mit einem bekannten Apotheker unterhalten und ihn auf Medikamente angesprochen, bei der Verhütung von der Frau verlangt wird. Er meinte im Endeffekt, dass diese zwar problematisch seien, aber gar nicht die mit wirklich massiven Risiko sind. Die mit wirklich massiven Risiko werden bei der Abgabe an Frauen, die im fruchtbaren Alter sind, ganz einfach gehandhabt: "Man verschreibt Frauen kein Contergan." waren seine Worte.
Sobald man also liest, "könnte", "sollte", "Gefahr" und ähnliches offenes und interpretierbares, kann man getrost davon ausgehen, dass die Risiken unter 10% liegen.
Contergan bzw. der Wirkstoff wird übrigens bei Embryotox nicht geführt. Da da eben gar keine Abwägung irgendeinen Sinn macht. Das nehmen Schwangere oder auch welche, die Schwanger werden könnten, nicht.
Zum Vergleich:
Das Zeug, über das wir hier reden, Embryotox Empfehlung:
"Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie: Vor einer geplanten Schwangerschaft sollte auf ein besser erprobtes Antidepressivum umgestellt werden, wenn es aus therapeutischer Sicht möglich ist. Bei bestehender Schwangerschaft sollte eine Neueinstellung auf Tranylcypromin vermieden werden. Auch bei stabiler Einstellung der Patientin sollte wegen der Gefahr geburtshilflicher Komplikationen ein Umsetzen auf besser erprobte Antidepressiva in Erwägung gezogen werden."
Zeug, dass auf 25% Fehlbildungsrisiko geschätzt wird (und noch erheblich hamrloser als Contergan ist)
http://www.embryotox.de/tretinoin.html
"Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie: Auch eine topische Behandlung sollte nicht in der Schwangerschaft erfolgen. Eine systemische Therapie bei Leukämie ist bei Frauen im gebärfähigen Alter nur bei ausreichendem kontrazeptivem Schutz und nach Ausschluss einer Schwangerschaft erlaubt. Eine sichere Kontrazeption muss nach Absetzen von Tretinoin noch einen Monat weitergeführt werden. Bei deutlichem Unterschreiten dieser Zeitvorgaben, insbesondere bei Behandlung in die Frühschwangerschaft hinein, ist eine erhebliche Schädigung der embryonalen Entwicklung möglich. Die systemische Therapie im Rahmen etablierter Therapieschemata sollte bei bestehender Schwangerschaft möglichst erst im 2. oder 3. Trimenon nach individueller Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen. Bitte nehmen Sie mit uns Kontakt auf, um individuell das Risiko abzuschätzen und das weitere Vorgehen zu besprechen! Eine individuelle Beratung können Sie über den Online-Fragebogen anfordern. Sie können uns aber auch anrufen. Hier finden Sie Angaben zum Datenschutz. Die Beratung ist für Sie kostenlos. "
Beim einen wird von einem diffusen Risiko gelabert. Beim anderen mit 25% Fehlbildungsrisiko wird sofort darauf verwiesen, dass man das Zeug nicht nehmen solllte und es werden unmittelbar Beratungsmöglichkeiten verlinkt und zur Beratung aufgefordert.
Dass man hier möglicherweise aufgrund von Forschungsfaulheit Frauen mit Fehlbildungsrisiken im Prozent oder gar Promillebereich stresst, dass sie doch ihre Antidepressiva nicht mehr nehmen sollen, finde ich erbärmlich.
Und leider sind da viele Ärzte auch unwissend und lassen sich durch diffuses Risikogerede kirre machen, meine Frau hat dem Apotheker von ihrer Odysee in der letzten Schwangerschaft berichtet, als sie mit bakterieller Infektion und 39-40 Fieber 4 Ärtze abklappern musste, bevor sie in 50 km Entfernung endlich einen fand, der konkret nachschlug, welche Antibiotika jetzt ungefährlich genug sind, damit eine Einnahme in Frage kam. Was die Ärtze da übrigens völlig verschlafen, ist die Risikoabwägung zwischen Medikamentennebenwirkung und Schwangere weiter mit 39- 40 fiebern lassen. Aber ne, auch Ärtze sind von diesem "Hilfeeee, da steht was von Nebenwirkungen" -Blödsinn befallen. Kommentar des Apothekers dazu:
"Das ist unterlassende Hilfeleistung gewesen." Und hat dann aus dem Kopf 5 Antibiotika genannt, deren Risiken in der Schwangerschaft so gering sind, dass sie auf jeden Fall einer mehrwöchigen schweren bakteriellen Infektion vorzuziehen sind.
@martynak12:
Wie schon mal gesagt, ich will hier nur was gegen die sagen, in deren Verantwortung es läge, genau abzuklären, wie groß die Risiken sind. Du hattest 3 mal Mist zur Auswahl, Abtreibung, schwere Depression oder Medikamenteneinnahme mit ungewissem Fehlbildungsrisiko. Aber wie groß der 3. Misthaufen war, das weiß keiner genau und die, die es hätten rausfinden müssen, haben versagt. Und das kotzt mich an. Bei dir hätt es vielleicht keinen Unterschied gemacht, aber es gibt sicher Frauen, die sich zum Griff in den 3. Misthaufen hätten durchringen können, wenn ihnen irgendwer klar hätte bestätigen können "Das Risiko ist 4-8%" (Oder was auch immer das reale Risiko ist, wir wissen es ja nicht).