Also...
... ich lese aus Deinem Beitrag nicht heraus, dass Du ebenfalls ein "langsamer Beziehungstyp" wie Dein Freund bist. Sonst wärst Du nicht daran interessiert, den Prozess zu einer engen Beziehung zu "beschleunigen". Für mich liest es sich so, dass Du Dich sehr sehr zurücknimmst. Ich vermute, dass Du ihm Bindungsangst unterstellst und aufgrund dessen hinnimmst, dass er kaum Zeit für Dich hat, obwohl Du selbst gern mehr Zeit mit ihm verbringen möchtest und Deine eigenen Aktivitäten ihm zuliebe auch etwas zurückstellen würdest, wenn er sich nur dazu bewegen ließe. Möglicherweise nimmt er sich auch Dinge heraus, die man eben, wenn man es unbedingt positiv sehen will, unter "Beziehungsunerfahrenheit" verbucht.
Ich nehme auch an, dass Du das Thema Zusammenziehen schon ansatzweise angesprochen und er demgegenüber eine ablehnende Haltung eingenommen hat - zu früh, er ist nicht der Typ fürs Zusammenziehen, braucht seine Freiheit... etc. blabla. Ich vermute auch, dass Du seine Familie nicht kennst bzw. nur ein- oder zweimal gesehen hast und dass er seinen eigenen Freundeskreis pflegt, ohne dass Du allzu oft dabei bist. Ich würde jede Wette eingehen, dass er Dir noch nie gesagt hat, dass er Dich liebt. Aber das muss man akzeptieren, weil er ja "beziehungsscheu" ist.
Du freust Dich vermutlich über jede freie Minute, die er für Dich übrig hat, findest, dass ihr total auf einer Wellenlänge liegt und dass die Qualität der Zeit ja über die Quantität geht.
Ich würde mal sagen: Du bist diejenige in der Beziehung, die mehr liebt und er lässt lieben. Das geht solange gut, bis einem irgendwann das Ungleichgewicht klar wird. Dann fängt man an, nach Entschuldigungen für den anderen zu suchen - "er hat Beziehungsangst und liebt mich in Wirklichkeit ganz doll, kann es nur nicht sagen" - und sucht nach Möglichkeiten, den anderen fester an sich zu binden - also den Prozess zu einer engen Beziehung zu beschleunigen.
Sowas passiert bei einem Gleichgewicht auf beiden Seiten normalerweise von selbst. Ist ein Ungleichgewicht da, wird sich das kaum ändern, denn man selbst ist dann fixiert auf Nähe und wie man sie herstellen kann, während der andere, der nicht wirklich die gleichen Gefühle hat, sich davon eher abgestoßen fühlt und darauf erpicht ist, seine Grenzen, die er sehr weit um sich gezogen hat, zu wahren.
Insofern wirst Du Nähe nur herstellen können, wenn Du selbst die Flucht ergreifst und ebenfalls einen auf unnahbar machst - dann wird er ein paar Schritte auf Dich zugehen. Aber ich denke, Deiner Natur entspricht das nicht, im Gegenteil. Von daher wird Dich das eher unglücklich als glücklich machen, Nähe durch Distanz zu gewinnen - und das immer wieder von vorne.
LG