Ich muss mich auch mal wieder hier ausheulen.
Die letzten Wochen waren schrecklich. Ich bin wahrscheinlich so krank wie noch nie.
Vor eineinhalb Wochen habe ich meinen ersten Marathon gemacht - ein Berg-Marathon; 42km und 1500m hoch und runter. Ich bin stolz, dass ich das geschafft hab, aber wahrscheinlich ist so viel Sport nicht so gut wenn man essgestört ist. Das Training bringt einen automatisch in ein Energiedefizit, das man dann wieder aufholen müsste. Und wenn mans nicht tut, rächt sich der Körper und hohlt es selber. Ich konnte das aber nie aushalten und es ist immer ausgeartet in fressen und kotzen. Ich hatte so viele Fressbrech-Anfälle in letzter Zeit, und habe wirklich unheimlich viel gegessen, bis ich nur noch gekrümmt zur Toilette gehen konnte.
Neben dem Sport ist auch sonst noch jede Menge los. Ich sollte für meine Abschlussprüfungen lernen, aber ich kann mich nicht konzentrieren. Nicht nur wegen dem Essen, aber auch. Ich kann nicht mehr richtig lernen, schaue nur noch die Wörter an, und die gehen nicht mehr in meinen Kopf. Neben dem Lernen habe ich noch sehr viel Arbeit, stehe um halb sechs auf und bin dauernd auf Trab. Manchmal sind die F-B-Anfälle ein richtiger Druckausgleich, eine Form mit Stress umzugehen. Eine sehr falsche Form...
Am Wochenende zum Beispiel: am Freitag habe ich viel gegessen, aber alles bei mir behalten. Am Samstag war ich mit meiner Schwester auf einem Markt, wo man viel degustieren kann, und bin extra vorher noch zum Sport gegangen, wo ich mich richtig ausgepowert hab. Natürlich hab ich dann dort recht viel gegessen, und danach, heimlich und alleine, noch Kuchen und Schokolade. Ich beginne jetzt auch schon, Essen zu klauen (von andern aus gemeinsamen Kühlschränken zum Beispiel) und extra für meine FAs einzukaufen. Dann habe ich heftig erbrochen. Am Abend wir noch Inline-Skaten gegangen, und beim Abendessen war ich wieder total hungrig und habe viel gegessen.
Am Sonntag Vormitttag habe ich alles gegessen, was mir in die Finger gekommen ist - nur so nebenbei, damit keiner sieht, dass ich gerade einen FA hab. Dann bin ich ausreiten gegagen und danach drei Stunden laufen, ein anstrengender Hügellauf. Als ich zurück war, war schon fünf - und von da an habe ich bis um zehn fast nur gegessen. Zuerst "normales Mittagessen", mit Salat, Brot, Ei und Nachtisch. Der Kommentar von meinem Bruder "Du bist ja am Daueressen" hat nicht geholfen. Danach hab ich wirklich dauergegessen, aber nicht erbrochen.
Am Montag konnte ich mich beim Frühstück schon wieder fast nicht bremsen. Ich bin dann arbeiten gegangen und habe bei meinem Chef gegessen, konnte also nicht bestimmen. Es gab Lasagne - sehr sehr lecker; nach zwei Portionen habe ich sogar noch aus der Schüssel genascht. Das schlechte Gewissen war riesig.
Abends wollte ich gar nichts mehr essen, kam aber müde und ausgelaugt nach Hause und meine Mutter hatte ganz viel Süsses gekauft - und ich habe ganz viel süsses gegessen, wie in Trance. Soviel, bis ich fast geplatzt bin, und dann habe ich mich wieder übergeben.
Resultat heute Morgen: drei Kilo mehr als vor drei Wochen, und der Körperfettanteil 4% höher.
Ja ich weiss, Darminhalt etc, und die Analyse-Waagen sind nicht so genau - aber die Tendenz stimmt eigentlich schon.
Ich war knapp UG und dürfte mit diesen drei kg mehr knapp NG sein. Ich fühle mich unglaublich fett, träge, schwer, wabbelig und ich hasse mich so für meine fehlende Disziplin!
Die drei Kilo müssen wieder weg - ich will jetzt wieder gezügelt und kontrolliert essen. Ich hasse mich so...
Eigentlich wäre ich in einem ambulanten Therapieprogramm an einer Klinik, aber das geht überhaupt nicht voran da - scheinbar haben die viele Patienten und einige wahrscheinlich mehr in Lebensgefahr als ich und dringendere Fälle. Seit August bin ich angemeldet, hatte aber bisher erst das Abklärungsgespräch und fühle mich sehr im Stich gelassen. - ich habe gedacht, jetzt wird mir geholfen, stattdessen darf ich mich alleine durch meine stärkste Krankheitsphase kämpfen. Ich will so nicht mehr leben, ich kann einfach nicht mehr!
Danke fürs durchlesen...