Hallo, ich brauche ganz dringend Hilfe!!
Das gehört jetzt eigentlich auch ein bißchen zum Thema Psychologie...
Also, vor etwa anderthalb Jahre habe ich total viel abgenommen. In sehr kurzer Zeit über 10 kg. Ich hatte dann starkes Untergewicht, wog bei einer größe von 1,68 m nur 46 kg. Aber ich fand mein Gewicht gut so und wollte sogar noch weiter abnehmen. Habe Mahlzeiten ausgelassen und an manchen Tagen sogar gar nichts gegessen. Meine Eltern und meine Oma haben sich total Sorgen gemacht und mir ständig ins Gewissen geredet. Meine Mutter meinte sogar, dass sie mich in die Klinik schickt. Ich wurde dann immer total hysterisch und habe ihr versichert, dass ich wieder normal essen werde, doch ich konnte nicht aufhören mit hungern und abnehmen. Ich stand jeden Tag mindestens 10 mal auf der Waage und hab mein Gewicht wie besessen kontrolliert. Ich konnte an beinahe nichts anderes denken und mir ging es richtig schlecht. Hatte auch einmal einen richtig brutalen Schwächeanfall. Dann eines Tages hat mich meine Oma dazu gebracht aufzuhören, sie hatte schon Tränen in den Augen und hat so verzweifelt auf mich eingeredet, sie erkenne mich nicht mehr wieder und ich sähe so schlimm aus. Da hab ich dann irgendwie gewusst, dass ich so nicht weiter machen kann und hab von da an wieder versucht richtig zu essen. Doch ich hatte innerhalb meiner Hungerzeit viel verloren: Unter anderem meine Lebensfreude, meine Kraft, meine Interessen. Ich hing ja die ganze Zeit nur noch rum und dachte ans Essen oder besser gesagt ans nicht-Essen. Und was man eine ganze Zeit lang so gemacht hat, kann man ja nicht plötzlich von dem einen Tag auf den anderen abstellen. Ich war dann richtig verzweifelt, weil ich zwar wieder gegessen habe, das Thema Essen aber immer noch viel zu stark in meinem Kopf war und meine Lebensfreue etc. weg waren. Ich dachte, ich könnte es abschalten, in dem ich richtig viel esse. Ich habe dann jeden Tag die Mahlzeiten nur so in mich hineingestopft. Es hat eine Zeit lang gedauert bis ich all die Dinge, welche ich in verloren hatte wieder hatte. Und auch meine Kilos hatte ich restlos wieder, da ich ja wie verrückt gegessen hatte, ohne mein Gewicht zu kontrollieren, um von dem Gedanken zuzunehmen weg zu kommen. Ich hab danach zwar wieder ein bißchen was abgenommen, aber nicht westentlich.
Jetzt anderthalb Jahre später kontrolliere ich mein Gewicht zwar nicht mehr krampfhaft, aber ich habe bei jedem Essen Angst zuzunehmen. Ich konzentriere mich immer noch viel zu sehr aufs Essen, ich habe mittlerweile auch total komische Essgewohnheiten. Früher z.B. habe ich morgens oder abends nicht gegessen, wenn ich keinen Hunger hatte. Jetzt muss ich irgendwie jeden morgen gleich nachdem ich aufgewacht bin, selbst wenn ich noch müde bin, aufstehen und was essen. Mein erster Gedanke morgens ist also echt das Essen, was früher gar nicht so war. Dann ist es seit kurzem so, dass ich nach dem Mittagessen immer ganz viel Süßkram in mich hineinstopfe, ich weiß noch nicht mal weshalb ich das wirklich mache. Das mache ich dann bis ca. halb 2 und bis zum nächsten morgen esse ich dann gar nichts mehr, weil ich Angst habe, dass ich zunehme, wenn ich abends noch was mitesse. Das ist total schlimm, das Essen verschwindet einfach nicht aus meinem Kopf und ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann. Ich habe Hobbies und ich bin nicht wirklich jemand, der sich oft langweilt, ich hab eigentlich immer was zu tun. Also an Langweile liegts nicht. Trotzdem denke ich über essen wie eine Essgestörte, obwohl ich es ja eigentlich nicht mehr bin/sein sollte. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich immer so allein fühle und keine Freunde habe, weil der einzige Freund, den ich lange Zeit hatte, sich total verändert hat und total desinteressiert an mir und an allem ist, außer an einem Thema, was mir mittlerweile mächtig auf den Geist geht. Mir fällt es halt schwer mich Leuten richtig zu öffnen, weil ich immer Angst habe mich zu blamieren. Deshalb fühle ich mich oft richtig einsam und denke sogar manchmal darüber nach, wieder magersüchtig zu werden, einfach damit ich irgendwas hab, woran ich festhalten kann. Ich weiß, dass das richtig krank und gestört ist und ich wünschte es wäre anders. Ich wünschte, es wäre alles wieder wie damals vor meiner Essstörung, aber das ist es nicht. Man sagt ja, dass viele magersüchtig werden, weil sie eigentlich insgeheim seelische Probleme haben. Und ich glaube, dass es im Endeffekt bei mir das selbe war. Ich wollte zwar abnehmen, weil ich mich nicht schlank genug fand, aber ich hab mich in meiner Klasse auch oft ausgeschlossen und von anderen runtergemacht gefühlt. Wenn man dann keine richtigen Freunde hat, die zu einem halten, kann das wahrscheinlich wirklich dazu führen, dass man essgestört wird. Als ich meine Essstörung hatte dachte ich zwar immer, dass das nichts seelisches ist und dass es totaler Quatsch ist, wenn andere das behaupten, aber im nachhinein seh ich das mit anderen Augen.
Nun, also was meint ihr kann ich tun,damit ich nicht ständig ans Essen denken muss? Ich hab echt Angst, dass ich nie mehr normal werde / ein normales Verhältnis zum Essen haben werde und das nur, weil ich mal magersüchtig war. Vielleicht sollte ich erst den seelischen Stress beseitigen, damit sich das andere von allein erledigt, aber wie?? Was muss ich an meiner Einstellung ändern? Sollte ich vielleicht ne Therapie machen? Habt ihr vielleicht schonmal ähnliche Probleme gehabt?
Ich wäre wirklich total dankbar, wenn ihr mir Tipps geben könnt!!
Viele Grüße,
Joyce