Meiner Vergangenheit stellen...
Ich bin sehr froh darüber, dass ich alles gut in eine Schublade drücken konnte, die dann abgeschlossen habe und sie nur manchmal aufspringt, weil sie so vollgestopft ist. Bis zu diesem Tag ging es mir eigentlich ganz gut. Jetzt bringt ihr mich alle zum Nachdenken.
Ganz besonders deine Sätze brachten mich am meisten zum Nachdenken:
Wut auf meinen Vater habe ich ganz klar! Wie kann ein Mensch zu so etwas fähig sein? Ich bin doch seine Tochter und die sollte man doch auch gefälligst lieben!
Das Gleiche gilt natürlich auchfür seine Frau (meine Mutter) und seine andere Tochter (meine Schwester).. Natürlich gab es auch mal gute Zeiten, wenn er mit uns zum Schwimmen gefahren ist, oder in den Wald zum Pilze sammeln. Doch der wahre Grund, weswegen er all diese Aktivitäten machte war letzendlich der, dass er saufen konnte,ohne dass ihn jemand davon abgehalten hatte.
Meine Mutter erzählte mir Horrorstorys, unter anderem auch die mit der Telefonzelle und dem Verlassen. Und dass er sogar mal mit uns beiden (meiner schwester und mir) und mit unseren Nachbarskindern unterwegs war. Als wir vor dem Haus "parkten" hat sie schon gemerkt, das was nicht stimmte, so wie sie mir erklärte, dass mein Vater nicht mal im Stande war den Wagen "normal" einzuparken.. Sie musste runter auf die Strasse um dies für ihn zu erledigen. Doch davon weiß ich (zum glück) nichts mehr.
Einen Hass auf meine Mutter habe ich nicht. Sie hat ihn ja rausgeschmissen, als es zu heftig wurde, hat ihn zu einem Entzug gezwungen... Doch es half ja letzendlich alles nichts...
Aber das was du meinst mit dem projezieren auf meinen Onkel, das stimmt nicht. Da habe ich sehr lange drüber nachgedacht, aber da liegen Welten zwischen. Ich verachte meinen Onkel nicht dafür, dass er uns damals nicht geholfen hat, sondern deswegen, weil er in meiner Vergangenheit bohrt, und meint, dass ich LÜGE! Zu dem noch sein Satz, als ich meinte, dass er aufhören sollte (beim 12ten mal oder so...)
"Starlay, wir leben in einem demokratischen Land, das heißt, dass ich meine Meinung dir gegenüber äussern kann, wann ich will. Es ist meine Meinung und wenn du die Wahrheit nicht abkannst, dann ist das dein Problem und nicht meins. Schade dass du der Wahrheit nicht ins Gesicht blicken kannst..."
Weißt du was ich meine? Er lügt und unterstellt mir gleichzeitig, dass ich lügen würde und schiebt es auf unsere Staatsform...
Deswegen empfinde ich nur noch Hass. Er ist immer so: So wie ihn die Realtität passt, so soll sie auch für andere sein und wenn nicht, dann haben alle anderen unrecht und leben in einer Fantasiewelt, denn nur seine Welt ist die Reale...
Also hat mein Hass auf meinen Vater nichts damit zu tun, dass ich ihn hasse, wenn du weißt, was ich meine.
Was 100% zutrifft von dem was du sagst, und was mir selbst angst gemacht hat war folgendes:
"Noch etwas: Wenn wir kleinen Mädchen in der Kindheit so dermaßen schlecht behandelt wurde, dann können 2 Dinge geschehen.... doch wir dürfen eines nicht vergessen dabei, in uns ist noch dieses kleine Mädchen, es durfte damals nicht leben, wie es sich ein Mädchen wünscht und wie es für das Mädchen richtig wäre und das wird Zeit unseres lebens nach dem Moment suchen, wo es noch einmal rauskommen darf, leben darf, naiv und unschuldig sein darf, Fehler begehen darf, Schwach sein darf und trotz alle dem behütet und ummantelt wird mit Liebe, Wärme und Geborgenheit ... Wir sind dann Zeit unseres Lebens auf der Suche nach genau dem Menschen, der uns das geben kann was wir uns wünschen. Machmal haben wir das Glück so jemanden zu finden, tun wir das jedoch nicht, müssen wir schauen, dass wir all die Liebe, die uns verwehrt wurde, selber geben können, das zu erlernen ist dann sehr schwer, denn wie können wir uns selber Liebe geben, wenn wir nicht erfahren haben, wie es sich anfühlt ...."
So bin ich: Ich will all dieses manchmal sein und bin es auch. Werde dann trotzig und laufe auch gerne naiv durchs leben,all das was du da schreibst, das stimmt 100%ig. Ich will liebe erfahren und dachte sie in meinem Ex gefunden zu haben. Doch in 8 Jahren, wo ich mit ihm zusammen war, hat er nix besseres zu tun gehabt, als fremd zu gehen, mich anzulügen und zu verletzten... Irgendwann, nach mehreren Trennungen bin ich stark geblieben und bin nicht mehr zu ihm zurück.
Das war im Dezember 2007. Jetzt bin ich weg von ihm, dieses habe ich hier auch schon mehrere male niedergeschrieben.
Jetzt habe ich einen neuen Freund. Er nimmt mich so wie ich bin. Ich habe ihm alles über meine Kindheit erzählt und er weiß, dass wenn ich manchmal bockig bin, also rumtrotze, dass es daher kommt, weil dieses Kind einfach Kind sein will und es früher nie konnte.
Ich glaube ich bin nicht ohne Grund Erzieherin geworden...
Vielen Dank für die Zeit, die du für mich geopfert hast.
Das war wirklich sehr informativ, was du geschrieben hast!