Hallo zusammen!
Ich starte mal ohne große Vorworte mit der Einleitung: Ich bin seit 1 1/2 Jahren mit meiner Partnerin zusammen. Aus einem religiösbedingten Ko-Kriterium der Eltern, oder welchem Grund auch immer, war es bis heute nicht möglich mich ihren Eltern oder der Familie (ein Bruder ausgenommen) vorzustellen. Dementsprechend werde ich seit Beginn der Beziehung vor der Familie geheehalten. Telefoniert Sie mit jemandem aus der Familie ist es besser ruhig zu bleiben damit auch gar kein Verdacht besteht. Als Sie noch bei Ihren Eltern wohnte und ich Sie nach Hause gebracht habe, musste immer blickdichter Sicherheitsabstand zum Haus gehalten werden damit man mich nicht entdeckt. Ich bin emotional eher seicht gebaut, aber so etwas bringt auch mich zum Grübeln vor allem in Bezug auf die mittel- und langfristige Zukunft. Sollte nicht irgendwann mal der Tag x kommen, oder sollte es so sein, dass ich in zehn Jahren immer noch mucksmäuschenstill bei Telefonaten daneben sitze?
Zu Beginn des Jahres entschloss Sie sich auszuziehen. Und dann kam alles auf einmal. Monate zuvor schon schien ihre Arbeit bzgl. Mobbing der Albtraum gewesen zu sein, dementsprechend war es ein Thema bis die Ohren bluten aber, da steht man hinter. Der Arbeitgeber entschloss sich ihr zu kündigen und die letzten Gehälter ließen auf sich warten. Die laufenden Kosten liefen weiter, die Wohnung brachte zusätzliche Belastungen aber, da steht man hinter. Ich sah es nie als Problem an eine finanzielle Stütze zu sein. Parallel habe ich meiner Familie finanziell unter die Arme gegriffen, die neue Wohnung meiner Mutter finanziert, meinen beiden Brüdern merklich unter die Arme gegriffen und schon selbst ordentlich rechnen müssen. Mittlerweile haben sich insgesamt mehrere tausend Euro an Hilfeleistungen angesammelt, für die auch ich ordentlich stricken muss. Aber alles in allem kein Grund für Bedenken. Bei der Sanierung und Einrichtung der Wohnung haben meine Brüder & Co. geholfen und ordentlich Tempo gemacht, kein Problem.
Damit sie sicher an ihr Geld kommt habe ich ihr zu einem Anwalt geraten und diesen vorfinanziert. Der Prozess wurde, nach einiger Zeit die mittlerweile verstrichen war, gewonnen, aber das Geld ist immer noch fern. Weiterhin sah ich kein Problem zu helfen, Rechnungen die mehr als überfällig waren wurden bezahlt, die Miete wurde bezahlt, alles im grünen Bereich gehalten. Selbstverständlich bestand die Abmachung, dass alles zurückgezahlt werden wird, davon bin ich auch weiterhin überzeugt, keine Frage. Es versteht sich jedoch, dass die Familie von dem ganzen Chaos nichts wusste und von Eitelsonnenschein ausging.
Wir saßen vor ein paar Wochen bei Freunden. Einer der Freunde, der unter anderem unter der schwindenden Zeit und meiner etwas getrübten Laune und mittlerweile breiten Lustlosigkeit leiden durfte, fragte beiläufig, ob denn ihr Vater ihr helfen würde, und sie antwortete in meinem Beisein mit Ja. Kein Wort davon, dass ich ein wenig den Rücken gestärkt, oder für sie gesorgt habe. Plonk!
Irgendwann saßen wir im Auto und sie erzählte mir, dass sie froh ist, dass sie alles alleine hinbekommt, dass sie nicht zu ihrem Vater rennen muss und dass sich doch immer eine Lösung findet und sie es irgendwie schafft. Anstelle der Familie findet sich ja immer jemand. Plonk!
Nachdem sie seit kurzem einen neuen Job hat und nun das erste Gehalt kam, wurden aktuelle Rechnungen bezahlt und die Laune bessert sich. Heute bekam ich zu hören, dass sie so froh ist, dass sie alles alleine geschafft hat. Sie sagte mir dass es schon lieb von mir gewesen wäre sie zu unterstützen und so, und es ein guten Gefühl sein zu wissen, dass man alles alleine gemeistert hat. Mein Einwand ohne eigene Familie geschafft zog keine Änderung der Aussage nach sich. Plonk!
Wenn man die kausalen Ereignisse in Folge der Ausgangssituation betrachtet, hätte es mit Verlust der Wohnung, daraufhin Mietschulden, fehlendem Prozess, wenig Aussicht auf baldige Gehaltsnachzahlung und Abfindung, zahlreichen offene Rechnungen, dem Auffliegen der ganzen Situation vor der Familie, bis zum fehlenden Geld für Bewerbungsmappen etc. enden müssen.
Ich muss nun wirklich keinen Orden erhalten, ich brauche keine Urkunde die mir bescheinigt dass ich jemanden geholfen habe, sie hat sich auch bedankt, aber irgendwie klingen solche Aussagen für mich wie die Auszeichnung als relativ nützliches aber eigentlich doch nicht zwingend notwendiges Werkzeug.
Ich frage mich nur wirklich, ob ich meine Hilfe zu stark überbewerte, oder ob das Gefühl einen mit dem Verbalhammer geknüppelt bekommen zu haben berechtigt ist?