Gern möchte ich meine Geschichten hier posten, weil ich denke, dass sie für andere hilfreich sein kann. Sie zeigt nämlich, dass bei aller Liebe und allem Bemühen, die kulturell-religiöse Prägung doch so unterschiedlich sein kann, dass eine Beziehung einfach nicht zu halten ist. Mein Ex kommt aus Algerien und ist 43, ich bin wenige Jahre jünger. Vorsicht, sehr langer Text.
In meinem Fall handelt es sich nicht um Bezness . Aber zur Vorgeschichte: als ich ihn kennenlernte, war er bereits seit 11 Jahren in Deutschland, mit einer Deutschen verheiratet und seit einem halben Jahr getrennt, hatte die deutsche Staatsangehörigkeit. Mit der anderen war es in der Tat Bezness, und das entsprach auch genau dem hier so oft beschriebenen Bild: eine Frau, die 15 Jahre älter als er war und dick. Übers Internet kennengelernt. Er hat mir gegenüber auch eingestanden, dass es anfangs sicher Berechnung war, er dachte wie alle, 3 Jahre zusammen bleiben und dann weg. Aber irgendwie kam es anders und er blieb dann doch 10 Jahr mit ihr zusammen, weil er wie er sagt, er nicht so ein Schwein sein konnte, wie er eigentlich vorhatte. Er sagte, sie war ja in Ordnung, hat viel für ihn getan und er wollte ihr nicht antun, dass andere Leute nach 3 Jahren auf sie zeigen und sagen: ach guck mal, die hat sich ja nur einen Mann gekauft, aber jetzt ist er weg, weil er nur die Aufenthaltsgenehmigung wollte. Auch war es nur eine Wochenendbeziehung, weil er immer woanders in Deutschland einen Job gefunden hat und irgendwie sei immer was anderes der Trennung zuvorgekommen (Angehörige von ihr, die verstorben sind, zeitweilige eigene Arbeitslosigkeit etc.) Jedes Jahr sind sie zu seiner Familie gefahren, wo sie ihm oft ein wenig peinlich war (weil älter, dick), aber er hat es soweit gedeichselt und die Familie hat mitgespielt und den Mantel des Schweigens darüber gebreitet. Er sagt, Fakt ist, dass er sie nie geliebt hat, auch wenn er anfangs versucht hat, eine normale Beziehung zu führen, er sagt, es war nachher eher Mitleid.
Wie lief die Beziehung ab? Er sagt, er hat sich im Grunde nie wirklich geöffnet, hat seine wesentlichen Gedanken für sich behalten und sie hat ihn machen lassen wie er wollte, weil sie wusste, dass er sonst geht. Und er hat sich soweit brav benommen, eben weil sie ihm ja geholfen hatte. Ich denke, sie muss ihn sehr geliebt haben, denn sie hat später öfters wegen ihm geweint, weil sie merkte, dass er sie nicht richtig liebt. Insgesamt hat sie ihm aber sehr geholfen, sich in Dtld zurechtzufinden, die Sprache zu lernen etc. , weswegen er ihr sehr dankbar ist und irgendwie ihr gegenüber immer ein Schuldgefühl herumschleppt. Trotzdem hat er sich dann getrennt (er hoffte immer, dass sie es tut, hat sie aber nicht. Sie sagte aber, sie wusste, dass irgendwann der Tag kommt). Er sagt, er konnte nicht mehr, aber es gab auch Druck seiner Familie in Algerien, die wollte, dass er eine richtige Familie gründet.
Tja, ein halbes Jahr später habe ich ihn zufällig im real life kennengelernt. Es war beidseitige Sympathie auf den ersten Blick. Eigentlich wie im Film. Ich fand ihn sehr attraktiv. Sowohl äusserlich, als auch von der Ausstrahlung her. In den ersten Wochen haben wir immer nur Gespräche geführt, die sich aber aufgrund bestimmter Umstände immer nur zufällig ergaben.
Ich muss sagen, dass ich am Anfang eigentlich trotz seiner Attaktivität KEIN Treffen wollte, denn ich habe bereits beim ersten Treffen auf seinem Handy arabische Schrift gesehen und er erzählte auch gleich, dass er noch im Ramadan sei. Mir war klar, dass er Moslem war und eigentlich wollte ich keine muslimischen Mann aufgrund vorheriger schlechter Erfahrungen mit einem Türken, mit dem ich 4 Jahre zusammen war. Das hat aufgrund der Prägung auch nicht geklappt, wobei der nicht mal religiös war, sondern einfach meinte, er sei immer der König in der Beziehung.
Durch die vielen Gespräche, die wir führten, hatte ich aber dann den Eindruck wie so viele- dass DER DOCH GANZ ANDERS SEI als gedacht, wir haben uns dann doch zum Kaffee, Spazierengehen usw. getroffen, und ich hab nach wenigen Wochen gedacht, dass das der Mann meines Lebens sei: weltoffen, tolerant (Nie würde ich von Dir erwarten zu konvertieren, meine Religion ist meine Privatsache), kommunikativ, interessant, gebildet, liebevoll, attraktiv, humorvoll, in meinem Alter, getrennt lebender Single, keine Kinder usw. Perfekt.
Ergebnis: wir haben uns beide sehr sehr verliebt und es fing eine intensive Beziehung mit allem, was dazu gehört an. Ich war sooo glücklich und wie es schien, er auch. Ich hatte gedacht, ich hätte endlich mein richtiges Gegenstück gefunden. War überrascht, dass es ausgerechnet ein Araber sein könnte. Er sagte mir das Gleiche und dass ich das schönste Geschenk seines Lebens für ihn sei und dass Allah uns belohne, betonte, dass er sich auch bewusst wieder für eine Deutsche entschieden habe, weil er noch nie eine arabische Frau haben wollte (seien ihm zu geldfixiert und zu dominant/frech).
Zusammengefasst: ich denke schon, dass das Gefühl auf unseren beiden Seiten in den ersten Monaten echt war. Er hat seine Familie sehr bald stolz von mir erzählt (sie haben sehr positiv reagiert und sich für ihn gefreut), er wollte mich heiraten und ggf (wenn biologisch noch möglich) Familie aufbauen. Er hat gesagt, ich sei, die erste Frau, die er in seinem Leben liebe und zu der er ich liebe Dich sagt. Er ist ja erst mit 33 nach Deutschland gekommen und in Algerien hatte er nie eine Frau/Freundin/Geliebte, zum einen wegen seiner Religion, zum anderen weil er wusste, dass er dann in Algerien festhängt. Er und ich haben uns gefreut, dass wir eine Beziehung auf Augenhöhe führen können, dass es keine Befürchtung geben muss, dass es wegen Aufenthalt ist oder so etwas. Das war für mich auch wichtig. Wir haben uns 6 von 7 Tagen in der Woche gesehen, haben viel miteinander unternommen , er hat viel und sehr gut gekocht und ich/wir waren ein paar Wochen lang sehr sehr glücklich.
Aber: aber im Alltag wurde es sehr schwierig, so dass die Beziehung bereits nach 7 Monaten zerbrochen ist. Was waren die Gründe?
Ich konnte nie wirklich Vertrauen zu ihm aufbauen. Dies hatte aber vor allem damit zu tun, was nach ca. 2 Monaten passierte (wobei ich zugeben muss, dass ich auch eine gewisse Grundvorsicht hatte, denn mir war bekannt, dass es Männer gibt, die parallel woanders eine Familie mit Kindern haben + dazu die arabische Sprache am Telefon, die wir Europäer ja nun beim besten Willen nicht entschlüsseln können, ich hatte zuviele Geschichten gehört).
Ca. 2 Monaten nach unserem Kennenlernen trat er zum (geplanten) Heimaturlaub an. Insbesondere wollte er seine Scheidung in Algerien regeln, denn dort hatten sie geheiratet.
Soweit so gut. Wir hatten auch fleissig Kontakt und waren weiterhin sehr verliebt. Er hat mir viele Geschenke von seiner Familie mitgebracht. Aber als er wiederkam, hat er mir gebeichtet, dass er sich am ersten Tag in Algier mit einer Araberin am Flughafen treffen musste, die er einige Monate vorher über eine Paarbörse kennengelernt hatte (einige Monate vor mir), um ihr nochmal zu erklären, dass es mit ihnen nichts wird!! Er kannte sie damals schon ca. 10 Monate (habe ich mir ausgerechnet, denn davon hatte er anfangs mal erzählt, dass er irgendwann mal eine Algerierin im Netz kennengelernt hatte), aber er hatte immer gesagt, dass er schon nach wenigen Wochen (!) gemerkt habe, dass er sich mit der nicht gut verstehe, sie sich stritten und der Kontakt nur sehr sporadisch sei. Sie sei ihm zu dominant gewesen, habe sich in seine Familiensachen eingemischt (z.B. fand sie nicht gut, dass er seiner Familie immer Geld schickt und das als Araberin). Das hat ihm überhaupt nicht gefallen. Auch hatte er den Verdacht, dass sie durch ihn eigentlich nur nach Europa kommen wollte (ha hatja, Bezness gibt eben in verschiedenen Varianten).
Leider hat er sich bzgl. der Natur dieser Beziehung öfters widersprochen (anfangs hat er sie NIE persönlich getroffen, nur geskypt, später hiess es dann, EINMAL getroffen; anfangs hiess es, er habe 2-3 die Woche mit ihr geskypt, später hiess es dann, angeblich fast gar nicht mehr, seitdem ich mich kennenlernte usw. ) Laut seiner Aussage hat sie ihn aber angeblich immer wieder kontaktiert und dann darauf bestanden, dass er ihr das persönlich in Algierien sagt, dass er nicht will. Was er dann gemacht habe. Er hat gesagt, dass sie total wütend auf ihn war und sie im Streit auseinandergegangen sind. Anscheinend ging sie davon aus, dass sie heiraten würden.
Naja, diese Geschichte war trotz seiner Offenheit erstmal ein Schock für mich , weil ich damit überhaupt nicht gerechnet hatte, dass da irgendwo eine Frau ist, die anscheinend mit ihm rechnet und der er nochmal erklären muss, dass er sie nicht heiraten wird usw. Er hatte ja gesagt, dass er Single sei. Ich dachte, die Sache sei längst nicht mehr aktuell. Schliesslich kannten wir uns zu dem Zeitpunkt seiner Reise bereits mehrere Monate und waren auch schon mehrere Wochen offiziell und fest zusammen.
Naja, ich war damals aber schon über beide Ohren verliebt und habe ihm positiv angerechnet, dass er mir das freiwillig erzählt, denn er hätte mir das ja auch verschweigen können. Und er sagte, er habe ein schlechtes Gewissen gehabt, er wollte mit mir tabula rasa haben.
Ich habe mich damit dann erstmal zufrieden gegeben, aber es gab später dazu immer mal wieder Ungereimten, die mir aufgefallen sind (z.B. sagte er ja, dass sie nie zusammen waren, aber in seinem Facebook war zeitlich passend dazu ein neues Lebensereignis in einer Beziehung, wofür er eine hanebüchene Erklärung hatte (erst hiess es, naja, das beziehe sich auf UNS was ein echter Witz war, denn damals kannten wir uns noch gar nicht! - , später, das habe er gemacht, weil er nicht wollte, dass die in seiner Heimat sehen, dass er von seiner Frau getrennt sei, weil sonst gleich Heiratsanfragen kämen). blabla. Fakt ist aber, selbst seine Familie und ein guter Freund in Algerien wussten von dieser Frau, also gehe ich davon aus, dass es doch schon etwas ernsthafter war. Das hat bei uns immer mal wieder Stress verursacht.
Naja, so war es nicht einfach für mich zu vertrauen, aber ich habe an mir gearbeitet und hab das unter Anfangsschwierigkeiten verbucht.
Ich habe angefangen, mich stärker mit seiner Religion und Kultur vertraut zu machen und stellte fest, dass er wirklich ziemlich religiös war, sprich er nahm einige Sachen wirklich ernst: morgen und abends beten, Ramadan, kein Alkohol, kein Schweinefleisch, fremde Frauen guckt man höchstens 1 x, aber nie 2 x an..was für mich in Ordnung war. Ich hab ihn nie in seiner Religion behindert, und es passte auch soweit (trinke selbst fast keinen Alkohol, esse kein Fleisch etc.)
Was uns faktisch aber den Alltag versauert hat und DAS führe ich auf seine kulturelle Prägung zurück:
-er war zunehmend bei vielen Kleinigkeiten gekränkt oder ihm missfiel mein Tonfall (wobei bei ihm reichte, wenn ich mal etwas temperamentvoller gesprochen habe, denn insgesamt bin ich mit ihm SEHR sanft umgegangen, habe ihn NIE angeschrieen oder angepampt, sondern immer freundlich, aber er hat auf jede Nuance geachtet und schon die Andeutung eines genervten Tones - manchmal sogar Blick- war für ihn schon zuviel, so dass er zunehmend gereizter wurde.
Bsp: ich war morgens in seinem Bad, um mich fertig zu machen und anscheinend war ich ihm zu kurz angebunden mit meinen Antworten oder mein Blick war zu unbeteiligt, keine Ahnung, jedenfalls meinte er dann zu mir, ich sei komisch im Bad gewesen. Dabei war ich einfach nur konzentriert auf mich.
Bsp: einmal waren wir im Supermarkt und angeblich habe ich ihn nicht genug beachtet, er wäre wie ein Trottel mit dem Wagen hinter mir her gelaufen, und ich hätte einfach die Sachen eingepackt (wobei er an dem Tag schon mit super schlechter Laune zum Treffen kam und gleich sagte, dass er nichts brauche, auch keinen Hunger habe). Resultat war, dass er im Supermarkt super kühl und distanziert zu mir wurde (hab mich richtig erschreckt!) und ein versteinertertes Gesicht bekam. Ich war mir keiner Schuld bewusst.!! Hatte ihn ein paar Mal versucht ihn einzubinden, aber er wollte nichts! Erst zu Hause lockerte er sich wieder etwas auf u wir konnten darüber reden.
-wenn wir Streit hatten konnte er NIE auf mich zugehen oder von selbst den Streit deeskalieren, und zwar unabhängig davon, ob ER oder ICH Ursache des Streits oder wie gross die Sache war. Es konnten dann 1-2-3 Tage vergehen und er hat sich nicht mehr gemeldet. Ich mag sowas nicht, daher hab ich immer eingelenkt, aber ihm auch gesagt, dass er lernen muss, auch mal auf mich zuzugehen. War sehr schwer für ihn. Mich hat das SEHR genervt, weil ich immer mehr den Eindruck bekam, ihm hinterrennen zu müssen und weil ich so ein Verhalten generell für Zeitverschwendung halte. Und selbst, wenn man ihm die Hand zur Versöhnung gereicht hat, hat er die nicht immer angenommen, sondern brauchte dafür dann bis zum nächsten Tag (auch bei Kleinigkeiten).
-schlechte Streitkultur generell: z.B. bekam ich mit, dass er immer noch Kontakt zu seiner Ex hat und wollte dann mal wissen, wie sich deren Verhältnis eigentlich so gestaltet (ich hatte nämlich den Verdacht, dass sie ihm immer noch ne Tür offen hielt, was sich später auch bestätigte, denn er hatte nach über einem Jahr Trennung immer noch ihren Wohnungsschlüssel!); er war darauf gleich wieder genervt und wurde dann wieder sehr ernst und kühl
mit solchen Fragen konnt/wollte er nicht umgehen- unabhängig davon wie NETT und gut ich die Sachen vortrug (Ich-Botschaften, keine Vorwürfe, guter Tonfall etc.)
PS: das mit dem Wohnungschlüssel von der Ex erfuhr ich erst am Tag der Trennung. Er konnte NICHT im Geringsten verstehen, warum DAS ein Problem für mich sei. Auf meine Frage, warum er den nach über 1 Jahr Trennung noch hat, war: Sie hat ihn nie zurückgefordert!
-immer mal wieder die Äusserungen über Stolz und Ehre, die von dem oder dem verletzt wurden (z.B. auch auf der Arbeit oder von einem Bekannten) hat mich zunehmend genervt
Diese Art von Verhalten begleitete unsere letzten Wochen der Beziehung und dazu kamen berufliche und finanzielle Probleme bei ihm, parallel dazu aber seine Ursprungsfamilie, die ständig Geld von ihm erwartetdas hat ihn zwar genervt, aber er war eben so erzogen, seiner Familie immer zu helfen. Er hat für sie sein Konto maximal überzogen und das macht ihm heute grosse Probleme. Aber seiner Mutter zu sagen, dass er soviel nicht mehr geben kann nein, DAS kann er natürlich nicht..die Ehre, das Gesicht verlieren no way. Trotzdem ist er von der Situation genervt, sieht aber wahrscheinlich keinen Ausweg, denn sie werden zum Helfen erzogen und Familie ist nun mal das Wichtigste (ausser Allah)
Als er wieder mehrere Tage lang w verschiedener Sachen beleidigt war, sich zurückgezogen hat etc. , habe ich im Affekt die Beziehung beendet. Ich war einfach genervt, denn die Anlässe waren für mich nicht nachvollziehbar. Nach 2 Tagen tat es mir leid, weil ich ihn ja trotzdem liebte und wollte nochmal nen Rettungsversuch starten, aber dann bekräftigte ER die Trennung und dann kamen noch folgende Gründe dazu:
-er habe gemerkt, dass er sich durch mich von sich/seiner Religion entfernt habe
-wir seien sehr unterschiedlich und hätten sehr verschiedene Werte (ich dachte, ich hörte nicht richtig, denn die ersten Monate waren wir damit beschäftigt uns darüber zu wundern/freuen, wie ähnlich wir uns doch seien auch in Bezug auf Werte, Humanität etc. , aber heute verstehe ich besser, was er meint, denn er bezog es zb. auf den Stellenwert des Mannes, meine Selbständigkeit als deutsche Frau, seine Familie etc. , Bsp: ich hatte einmal vorsichtig zu ihm gesagt, dass er vielleicht doch mal mit seiner Mutter reden muss wegen des Geldes- heute weiss ich: das geht garnicht!
-dass er ein gläubiger Mensch sei und er an ein Leben nach dem Tod glaube und ich nicht (wobei ich auch ein Gottesbild habe, aber bin eben keine Muslima)
-er meinte, ja, in der modernen Welt würden wir gut zusammenpassen und dass er mit mir eine echte Liebesgeschichte erlebt habe und wohl nie wieder so lieben würde, dass er auch oft sehr glücklich mit mir war, aber Religion sei eben ein größeres Thema und bei ihm spielten noch andere Dimensionen als Liebe eine Rolle
-er sagte, es sei ein fataler Fehler gewesen, überhaupt nach Deutschland gekommen zu sein
-er sagte, dass er seit einiger Zeit nur noch Pech habe (beruflich, finanziell) und das seien Signale von Allah, dass er nicht richtig lebe womit er auch auf unsere nach seiner Religion illegitime Beziehung anspielte, die für ihn zunehmend ein Problem war, denn vor (u.-ausser)ehelicher Sex ist im Islam eine große Sünde (er wollte zwar bald eine religiöse Zeremonie mit mir machen, aber ich sagte ihm, dass kommt für mich erst in Frage, wenn er auch in Deutschland offiziell geschieden ist)
-dass ich wenn auch im Affekt mit ihm Schluss gemacht habe kann er mir NIE verzeihen. Nie! Er hasse sich manchmal selbst für seine harte Art, aber so sei er und das würde sich auch nicht ändern..
Tja, nun lange Rede, kurzer Sinn: da ich einen Menschen, den ich trotz allem liebe, nicht so schnell abhaken kann, habe ich noch ca. 3 Wochen versucht, ihn für ein Gespräch zu gewinnen. Er war die ganze Zeit knallhart und bis auf eine kleine SMS kam NIE ein Ausdruck des Bedauerns oder ähnliches. Er wollte auch keine Aussprache ( ich habe nur eine Mini-Aussprache erzwungen, bin einfach vor seiner Tür gestanden) und nur immer die Nachricht, dass es für ihn Aus und Vorbei sei. No way back!
Als wir uns das letzte Mal auf der Strasse trennten, kamen mir die Tränen, weil ich wusste, dass wir uns nicht wiedersehen würden. Seine Reaktion: er war nur genervt, ob jetzt wieder eine Szene käme und was die Leute wieder denken würden, nach dem Motto: ach guck mal, der Ausländer, der Scheisskerl, macht ne deutsche Frau unglücklich! Na, toll!
Also, DAS war ihm wichtiger. Was die Leute denken.
Nun sind ein paar Wochen vergangen und ich habe mich ein bissel beruhigt, auch wenn ich immer noch sehr traurig bin. Auf eine gewisse Art liebe ich ihn immer noch. Ich dachte, ich hätte den Mann für mein Leben gefunden und wäre bereit gewesen, mit ihm alle Schwierigkeiten durchzustehen. Hab ich ihm auch immer gesagt und hab versucht, ihn zu unterstützen, wo es ging (Bewerbungen geschrieben etc.) War meistens sehr lieb zu ihm, hab ihn ermutigt, eben, weil er mir soviel bedeutete und ich merkte, dass er sehr sensibel ist. Er selbst sagte auch, dass er sehr schwierig sei.
Hab ihn aber nie kritisiert im Hinblick auf seine Religionsausübung oder Familie etc. Ich wusste, dass sind bei Muslimen empfindliche Themen. Aber mein Fehler war schon, dass ich mit ihm darüber sprechen wollte, WIE wir den 4 wöchigen Besuch seinen Bruders organisieren wollendas war ihm schon zuviel Einmischung und er tat dann so, als ob er meine Erlaubnis brauche, seinen Bruder einzuladen, was ja gar nicht ginge. Dabei ging es gar nicht um das Ob der Bruder kommt, sondern ich wollte nur wissen, wie wir das machen, denn er sagte, er kann seinen Bruder nicht allein in der Stadt lassen (wir wollten eigentlich in der gleichen Zeit zu meiner Familie fahren). Sein Bruder ist übrigens 40 Jahre alt.
Mein Verstand sagt, es ist echt besser so, denn es hat wirklich nicht gepasst, aber als Mann habe ich ihn wirklich sehr geliebt und das tut trotzdem sehr weh. Ich denke immer an die ersten Monate, wo er so anders, so modern und lieb war, und diesen Mann vermisse ich sehr. Aber das war eben nur ein Teil von ihm.
Ich will noch nicht mal sagen, dass er sich bewusst anfangs verstellt hat. Aber in der ersten Zeit war er wahrscheinlich einfach so verliebt und wollte vielleicht auch modern erscheinen. Aber im Alltag und mit der Zeit war das einfach nicht zu halten. Die Prägung kommt eben dann doch durch, bei beiden.
Ich habe sicher auch Fehler gemacht. Aber für mich bleibt der Nachgeschmack, dass ich ihm gegenüber tolerant war, aber er mir diese Toleranz eigentlich zuwenig entgegengebracht hat. Hat sich aber bewusst für eine deutsche Frau entschieden. Naja. Toleranz. Für ihn war z.B. auch klar, dass etwaige Kinder moslemisch erzogen werden und ein Junge beschnitten.
Heute fallen mir viele Kleinigkeiten ein, die für uns deutsche/europäische Frauen ganz selbstverständlich sind, aber wo er wahrscheinlich innerlich geschluckt hat (zb. waren wir mal bei einer Party von einer Freundin von mir eingeladen, wo auch ein schwules Paar anwesend war. Der eine davon war leicht geschminkt. Später sagte mir mein Ex dazu, dass er den irgendwie sehr komisch fand und er dieses Gesicht nicht mehr vergessen werde. Und, dass die ja alle ganz nett waren, aber das das nicht so die Gesellschaft sei, in der sich öfter aufhalten möchte. wobei alle sehr nett zu ihm waren, ihn aufgenommen haben usw. ) Ich merkte, er fühlte sich nicht wirklich wohl, wollte dort auch nichts essen, obwohl es ausgerechnet an dem Abend orientalisches Essen gab.)
Ich nehme an, aus seiner Sicht hat er sich schon angepasst. Aber es reichte eben nicht. Dazu das Ungleichgewicht im Einkommen und Erfolg und seine aktuellen Problemeich denke, das ist ganz schwierig für einen arabischen Mann, der sehr stolz ist und eigentlich als der Starke dastehen will vor der Frau
Für mich ist aber auch klar, dass ich nicht eine Beziehung leben will, wo ich ständig jedes Wort umdrehen muss, um meinen arabischen Mann nicht (aus Versehen!) zu kränken und dann mit Schweigen und Liebesentzug bestraft werde. Das war sehr anstrengend. Klar, gibt es auch deutsche empfindliche Männer, aber ich denke, das Thema Stolz ist bei einem arabischen Mann nochmal viel stärker besetzt. Für mich ist Liebe aber gegenseitiges Verzeihen und Aufeinderzugehen.
So, das als Erfahrungsbericht von mir. Vielleicht hilft es ja der einen oder anderen. Für mich ist seitdem klar: keine Beziehung mehr zu einem Moslem. Es sah alles so gut aus, Familie und Freunde mochten ihn auch, und ich habe mich trotz gewisser Vorurteile für ihn geöffnet (was er total super fand, denn wir haben offen darüber geredet) und habe mich komplett auf ihn eingelassen. Heute wünschte ich, ich hätte meine Bedenken ernst genommen, denn unterm Strich bleibt nur eines zurück: ein gebrochenes Herz.
Ich weiss, dass es ganz vereinzelt Paar dieser Konstellation gibt, wo es gut geht. Aber ich denke, die machen nur einen ganz kleinen Prozentsatz aus. Diese Männer haben oft schon äusserlich einen besonderen Reiz, den ich gar nicht absprechen will. Mein Ex hat mir als Mann einfach super gefallen. Diese Augen usw. Diese gefühlvolle Art. Aber was ich davon habesieht man jetzt. Das hätte ich nicht gebraucht.
Viele Grüße von Versuch