an0N_1204196799zWarum auch nicht?
Menschen haben das Bedürfnis andere für ihr Vergehen fertig zu machen. Das tun die Überlebenden. Sie versuchen den Toten zum Täter zu manövrieren um damit Frust abzulassen. Das ist aber meistens die Falsche Strategie und trägt sicherlich auch zum Tod des Selbstmörders zu, da sie diese schon zu Lebzeiten angewendet haben.
Natürlich ist Selbstmord furchtbar egoistisch. ABER man selbst ist der wichtigste Mensch in seinem Leben, man selber hat es in der Hand und nur man selbst kann entscheiden. Der Egoismus ist also berechtigt.
Weniger jedoch der, der Überlebenden. Mag sein, dass ihnen der Mensch wichtig war, aber nicht so wichtig anscheinend, dass sie die Wut und das Lästern, nach seinem Tod, über ihn einstellen. Das zeugt von Unverstädnis und da braucht man sich auch nicht in irgendwelche Ausflüchte zu begeben, derjenige war zu schwer. Solche Aussagen zeugen sowieso von eben vorgeworfener Unverständnis.
Und schließendlich will man nur das sie leben, weil man sie am Ende braucht. Nicht um seinetwillen, wie man dann ausweicht, sondern um- und das weiß man auch, wenn man ganz ehrlich ist- einem selbst. Ist das nicht auch irgendwo egoistisch? Ja, ist es.
Leute, die sich umbringen wollen, tun das nicht, weil es ihnen Spaß macht. Doch irgendwann ist die Seele so vor Schmerz betäubt, dass der körperliche Schaden im Geiste irrelevant wird. Der Verstand schaltet sich wie beim Verlieben aus- und ja, man kann es vergleichen.
Solche Menschen haben selten nur eine Krise hinter sich. Die meisten Suizidgefährdeten erleiden eine Krise nach der anderen und haben umso tiefer sie fallen, weniger Chancen sich zu befreien. Angebliche "Professionelle" Ärzte haben dann nicht das geschickte Feingefühl oder können nur noch wenig tun.
Es ist nicht zu vergleichen mit einer gesunden Lebenssituation, in der man mal die ein oder andere Krise erlebt. Also: Jemand ist gestorben und/oder man hat den Job verloren.
Bei den meisten Menschen bleiben nur die Oberflächlichkeiten hängen, ohne die Begebenheiten zu kennen oder gar zu verstehen.
Meistens steckt viel mehr dahinter, was aber viele nicht sehen (wollen?)
Das Problem ist auch bei Gefährdeten, dass viele zu erst damit drohen und ihnen Angehörige nicht mehr glauben. Und dann ist leider die Bahn frei. Schon allein die Motivation durch den nicht zu vermeidenden Spruch "Du tust es ja doch nicht" lässt denjenigen dazu verleiten.
Irgendwann ist es dann so schlimm, dass ein Abschiedsbrief für nicht mehr nötig gehalten wird. Bei Leuten, die nicht wirklich sterben wollen, findet sich immer so etwas. Aber Leute die sterben wollen, ziehen es einfach gnadenlos durch.
Hier gibt ein Mensch sein Leben auf. Das teuerste und wertvollste was er hat. Besonders bei Leuten, die es doch nicht schaffen reflektiert sich eine unerwiderte Liebe. Sie schätzen das Leben, aber dies gibt ihnen nichts zurück.
Psychische Probleme werden nicht ernst genommen. Das ist immer wieder meine Erfahrung. Sie werden zwar nicht sofort lächelnd beiseite gelegt, aber immer mehr langsam in den Gesprächen. Patienten werden oft am Schluss nicht mehr für voll genommen. Zumindest bei Leuten, denen es wirklich schlecht geht.
Es gibt viele Menschen die in einer freiwilligen Psychatrie hocken und denen nicht viel fehlt. Und das sag ich nicht, nur weil ich es glaube.
Wenn Menschen nach ihrem Tod belächelt werden, dann kann ich nur eins sagen: Ihr Selbstmord hat bestätigung gefunden. Denn genau deswegen ist er gegangen. Weil er diese Dinge des niederen Menschenseins oft nicht mehr ertragen konnte. Dessen Tod ist für ihn damit irgendwie berechtigt.
Selbstmord braucht Mut, ist aber sicherlich nicht Beneidenswert.
Viele denken, dass sie sich selbst damit ihren Tod ausgesucht haben, dennoch waren es die Quäler oder die Probleme, die ihn aussuchten.
Leider und doch Gott sei Dank ist für viele noch die schwere Tür des Todes zu schwer zum Aufstoßen, um über ihre Schwelle zu treten.