Hallo,
ich suche dringend Rat. Meine zweite sexuelle und zugleich Partnerschaftliche Beziehung währt nun 5 1/2 Jahre. Ich bin 24, Studentin, er ist 32, berufstätig. Ich bin direkt zuhause aus- und bei ihm eingezogen. Seit annähernd drei Jahren sind wir verlobt und planen eine ehe und kinder nach Abschluss meines Studiums. Wir hatten schon viele Tiefs. Ganz besonders finanzielle, aber auch gesundheitliche. ich dachte, wir habe so viel geschafft, es kann nur besser werden. Doch dem ist nicht so.
Ich bin von der Einstellung her eher Optimist, versuche in allem negativen etwas Positives zu sehen. Wenn einem die Sorgen über den kopf wachsen, kann das schwer werden, aber ich habe mich immer bemüht der motivierende, positive Pol zu sein, der Auftrieb gibt. Er hingegen neigt zu Depressionen, ist nicht nur Realist (als was er sich bezeichnet)sondern sogar Pessimist. egal wie gut es uns mittlerweile geht, er kehrt immer wieder den negativen dreck nach oben, um ihn ja nicht aus den Augen zu verlieren. Hinzu kommt, dass er nicht redet. Er hat ein Problem mit meinem momentanen verhalten (das zugegebenermaßen nicht das beste ist), sagt es mir aber nicht. es kommen nur zwielichtige Sticheleien, bei denen ich nicht zuordnen kann, ob sie ernst gemeint sind oder Spaß. ich habe versucht mit ihm darüber zu reden, er versprach mir eine E-Mail da er kein "großer Redner" sei, auf die ich mittlerweile eine Woche warte.
Vor zwei-drei Jahren, hat er mir gesagt, ich sei zu kindlich, zu unselbstständig, zu sehr auf ihn fixiert. Ich müsse mich um 180 Grad wenden, sonst sehe er keine Zukunft. Es brach mir das Herz. Ich habe mich geändert, für ihn, weil ich die Beziehung um jeden Preis retten wollte.
Seit Mai fröne ich des Lasters des PC-Spiels (MMORPG)und verbringe jede freie Minute online. Zugegebenermaßen etwas, das an PC-Sucht grenzt. Und PCs sind eindeutig nicht beziehungsförderlich (wozu ich von meinem partner auch schon einen Bericht unter die Nase gehalten bekam).
Nun ist mein PC-Konsum aber nicht auf das Spielen begrenzt. Ich arbeite an online-Geschichten mit, bin aktiv in Foren und habe vor allem einen Mann über den Chat kennen gelernt, mit dem ich nicht nur über Träume und Sehnsüchte, sondern auch über Philosophie und Religion reden kann. Alles dinge, wofür mein Partner kein Interesse zeigt. Ein Ausrutscher führte soagr zu aktivem CS und ein Treffen mit bekocht werden und vielem mehr (Sex inbegriffen) steht im Raum. Blöderweise ist auch die Distanz überwindbar und der mann am anderen ende keinesfalls unattraktiv. Genaugenommen ist er annähernd perfekt. Einzig mit dem gedanken an eine Beziehung trägt er sich nicht - etwas was ich mit ihm auch nicht anstrebe.
So, nun stehe ich zwischen zwei Stühlen. Beide Männer wissen voneinander. ich war zu meinem Partner offen und habe ihm sogar den CS-Ausrutscher gebeichtet. Nur noch nicht, das mehr daraus werden könnte. das würde er nicht verstehen. Er ist rigoros dafür, eine Beziehung im Falle eines Seitensprungs zu beenden. ich habe so etwas noch nie gemacht, nicht einmal daran gedacht und ein guter Lügner bin ich auch nicht.
eigentlich mag ich meinen Partner, ich habe mein ganzes leben an ihm ausgerichtet, ich weiß das er ohne mich zudem in eine berufliche und emotionale Krise stürzen würde, bei der für Erholung nicht garantiert werden kann. Ich manage unsere Finanzen, habe dafür gesorgt dass es aufwärts geht und sorge trotz Studium für 50% des Einkommens.
andererseits sehne ich mich aber auch nach Freiheit, nach Luft zum Atmen, nach Selbstkontrolle und nach eigenen Entscheidungen. hinzu kommt die Neugier nach etwas neues und die zunehmende Unattraktivität meines Partners (unrasiert, nimmt zu, treibt keinen Sport, macht nichts aus sich). Aus reinem bauchgefühl heraus, würde ich alle zelte abbrechen, mir eine studentenbude bsorgen und endlich mein leben selbst in die Hand nehmen. vielleicht auch bei einem gewissen Internetflirt austoben. Andererseits denke ich mir, dass es sehr schnell sein kann, dass ich mich nach ihm zurück sehne und dann alles bereue. Hinzu kommt die Angst, sich geistig womöglich sofort an den Flirt zu binden, und dieser hat möglicherweise nur rein sexuelles Interesse an mir. Ich habe auch über eine Beziehungspause nachgedacht, bezweifle jedoch stark, dass mein Partner da mitmacht. Bleibt die Frage, was tue ich? 1. Begehe ich einen Seitensprung und riskiere ich dabei eine Eskalation? Und vor allem bin ich danach für eine neue Beziehung überhaupt noch vertrauenswürdig? 2. schlage ich eine Beziehungspause vor, in der nachher mein partner um mich kämpfte und ich ihn hinterher vielleicht gar nicht mehr will? Oder 3. Beende ich eine fünfjährige beziehung mit dem reinen Wunsch, etwas neues zu erleben, sich selbst zu bestimmen? und wenn, wie beende ich sie am besten? Warte ich, bis mein Partner etwas merkt? Oder mache ich es sauber und eindeutig, reiße ihn dafür womöglich aus allen Wolken?
soviel zu meinem Miniroman. Ich freue mich über jegliche Rückmeldung.
Viele Grüße,
Nitroglycerin.