Hallo
Erst einmal möchte ich dir wieder Respekt zollen! Das, was ihr hinbekommen habt, schaffen nicht viele Ehepaare, doch genau solche Ehen wie die Eure geben mir die Hoffnung, dass es noch so etwas wie wahren Zusammenhalt gibt.
Ich weiß, dass ich erfahrungsmäßig hier überhaupt nicht mitschreiben kann, aber ich wollte einfach meine Meinung zu dem Thema "die jungen Dinger wollen sich nicht mit Problemen auseinander setzen" schreiben und mal ein paar positive Beispiele aufzeigen. (Klar ist meine Umwelt auch überschüttet mit negativen Beispielen)
Meine beste Freundin ist seit 5 Jahren mit ihrem Freund zusammen (genauso alt wie ich), haben aber schon viel an schweren Zeiten durchmachen müssen: der dreckige Rosenkrieg seiner Eltern, keiner hat sich um die Kinder gekümmert, der ältere Bruder hat die Biege gemacht und da musste er (mittlerweile von vll. 400Euro lebend)die kleinen Geschwister alleine versorgen, nebenbei mal das Abi machen und die Krönung waren dann die mehreren Schlaganfälle seines Vaters, der fast schon ein Pflegefall wurde. Niemand wollte ihm aber helfen, nur eine war da, seine Partnerin, die sich um seine Geschwister gekümmert hat, als wären sie ihre eigenen, etc. Das finde ich schon einigermaßen heftig, vielleicht gibt es Schlimmeres, aber für ein jugendliches Paar finde ich es beachtlich.
Anderes Paar: Meine andere Freundin hat seit 4 Jahren einen Freund, der in den USA wohnt. Mittlerweile ist er für 1 Semester erstmal hier und ich denke auch, dass sie ihm nach Hause folgen wird. Die beiden haben 4 Jahre über das Internet und über das Telephon umeinander gekämpft. Es war nie einfach und teilweise war es wirklich nicht mehr schön, aber sie haben durchgehalten und können jetzt richtig zusammen sein. Selbst viele Erwachsene hätten DAS nicht durchgehalten, da bin ich mir sicher.
Meine eigene Beziehung ist vielleicht "nur" 2 1/2 Jahre alt, aber seine psychischen Probleme (Wahrnehmungsstörungen) waren und sind es manchmal immer noch eine große Herausforderung. Man konnte gar nicht voraussehen, was als nächstes kam: Mal hat er mich angesehen und ich war der "Staatsfeind Nr.1" oder seine Gefühle waren vollends taub (nicht nur mich sondern auch seine ganze Familie betreffend). Ich bin bei ihm geblieben, trotz aller Warnungen, dass es eh nicht mit uns klappen könnte. So oft musste er sich meinem (mittlerweile) tyrannischen Vater entgegenstellen, etc. Da hätten manche in meiner Umgebung keine Lust darauf gehabt "Die hat einen komischen Vater, nee ich lass' es mal." So ungefähr. Ich höre mal auf, weitere Dinge aufzuzählen. ;) Jetzt ist die Hölle einigermaßen vorbei (mal vom Verhalten meines Vaters abgesehen) und wir haben eine wunderschöne Beziehung, er ist einfach der liebste Mensch auf der Welt.
Paar Nr.1 ist schon verlobt; Paar Nr.2 und mein Schatz&ich machen uns da auch schon Gedanken darüber.
Ich finde es auch schade, dass viele aus diesem Forum junge Leute verurteilen, die sich aus vielen Gründen jetzt schon binden wollen. Das mag zwar naiv klingen, aber das macht mir nichts aus.
(Alle, die jetzt klischeehaft denken, dass wir im unteren Bereich der sozialen Leiter anzusiedeln sind, irren sich - im Gegenteil, wir sind eher im oberen Bereich vorzufinden.)
Also: Es geht auch anders.
Liebe Grüße,
Angel