Hallo.
Ich hoffe, daß man mir hier bei einem kleinen Problem von mir helfen kann. Oder zumindest neue Sichtweisen aufzeigen kann - man ist ja manchmal betriebsblind.
Folgende Situation: eine gute Bekannte von mir, mit der mich nun schon über ein Jahr etwas Beziehungsähnliches verbindet (wir einigten uns auf "Nicht-Beziehung" oder "Freund-/Freundinersatz" ;)), interpretiert sehr häufig nachweislich harmlose Aussagen von mir extrem negativ. Sie benötigt (aus meiner Sicht) überdurchschnittlich viel emotionale Bestätigung und fühlt sich sehr schnell beleidigt, verraten und abgewertet. Insbesondere von mir - bei anderen Personen hat sie dieses Gefühl laut eigener Aussage nicht.
Ein aktuelles Beispiel: sie ging diese Woche mit einem anderen männlichen Bekannten ins Kino. In einen "Frauenfilm". Nun hatte sie mir danach erzählt, daß sie sich daran störte, daß das Publikum bis auf ihren Bekannten ausschließlich aus Frauen bestand (ihre "männliche Seite" in ihr fühlte sich dadurch unwohl und eingeengt) und daß die Werbung, die vor dem Film lief, speziell auf weibliche Konsumenten zugeschnitten war (Tamponwerbung, etc.pp.).
So weit so harmlos. Nun war ich fälschlicherweise der Ansicht, daß ein flapsiges "selber schuld (wenn Du in einen Frauenfilm gehst)" keinen bösartigen Angriff meinerseits darstellt. Wenn ich keine Fußballfans und keinen Lärm mag, gehe ich z.B. auch nicht in ein Fußballstadion und bin "selbst schuld", wenn ich mich dem dennoch aussetze. Ist ja auch nicht weiter schlimm. Dachte ich. Weit gefehlt.
Wie es so häufig passiert, habe ich Depp damit offenbar wieder mal eine kräftezehrende Auseinandersetzung in Gang gebracht. Sie ist der Ansicht, ich hätte ihr mit meiner Aussage, die für mich völlig trivial erscheint, nun die "Schuld" daran gegeben, daß Männer (sexistischerweise) mehr Eintritt für den Film zahlen mußten, daß ihr Bekannter seltsam angesehen wurde ("sie wirkten, als würden sie den einzigen anwesenden Mann öffentlich steinigen wollen") und dergleichen mehr. Und war natürlich dementsprechend beleidigt und verfiel in eine gewohnte "warum tust Du mir das an?"-Litanei.
(falls das für irgendjemanden einen Sinn ergibt - bitte Bescheid sagen und mich schleunigst aufklären)
Und wegen solchen und ähnlichen Kleinigkeiten tickt sie immer wieder aus und drängt mich zunehmend in eine "böser Täter"-Rolle. Rückendeckung bekommt sie dabei von ihrer Schwester, die mich ob solcher Mißverständnisse als ständigen Provokateur sieht und sie scheinbar in dem Glauben bestärkt, daß ich sie immer nur "runtermachen" will. Als hätte ich nichts Besseres zu tun, als eine Person, die ich sehr gern habe, regelmäßig zu malträtieren.
Ich bin nun alles andere als maulfaul und versuche jedesmal, wenn sowas vorkommt (mittlerweile etwa 1x/Woche), in stundenlanger Kleinstarbeit auf sie einzugehen und solche Dinge aufzuklären, zu entheddern und trivial-ironische oder flapsige Aussagen zu erklären. Mit dem Ergebnis, daß ich fast jedesmal gegen eine Wand laufe und mir noch anhören muß, ich würde nur versuchen, mich herauszureden, würde mir ständig widersprechen (weil ich alle paar Minuten einen neuen Ansatz versuche, um irgendwie zu ihr durchzudringen) und außerdem ließe die Logik (sic!) sowieso nur eine mögliche Interpretation meiner Aussagen zu. Und das ist idR die denkbar negativste Interpretation. Ob sie wirklich Sinn ergibt oder nicht - ich bin der Böse. Was ich sage, ist grundsätzlich falsch.
Ich hoffe, daß der etwas wirre Text ungefähr zeigt, wo mein Problem liegt. Mir haben schon verschiedene Leute empfohlen, meine "Nicht-Beziehung" ansatzlos in den Wind zu schießen. Es herrscht, zumindest in meinem Bekanntenkreis, allgemeine Ratlosigkeit (was erklären sollte, warum ich jetzt hier schreibe). Diese Bekanntschaft aufgeben ist für mich allerdings vorerst keine Option. Sie ist mir sehr wichtig und, wenn wir nicht gerade einen halben Tag damit verbringen, Mißverständnisse breitzutreten und uns gegenseitig zu frustrieren, ausgesprochen liebenswert.
Hat jemand eine Idee, wie man solch ein eigentlich banales aber extrem störendes Problem aus der Welt schafft? Das kann doch nicht angehen, daß man, obwohl man weiß, daß man eine "unterschiedliche Sprache" spricht und grundverschieden ist, sich jedesmal an solchen Mißverständnissen derart hochzieht und sich gegenseitig anfrustet. Und ich fruste nach einigen Stunden der ergebnislosen Beziehungsarbeit und einem sehr einseitigen aufeinander Eingehen nicht gerade zimperlich zurück.
Eine Beziehungsberatung war schon mal angedacht. Allerdings graust es mich dabei vor zwei möglichen Szenarien. Entweder ich werde dort, wenn ich ganz viel Pech habe, automatisch als "Täter" abgestempelt, der doch bitte ein bißchen an seinem Einfühlungsvermögen arbeiten sollte, um der armen Frau das Leben nicht so schwer zu machen. Oder die vermittelnde Person versteht ansatzweise meine Situation - was vermutlich dazu führen würde, daß meine Bekannte völlig zumacht und sich einer Problemlösung verweigert (im Stil von "ohne mich bist Du besser dran, ich bin ja eh an allem schuld (wie auch daran, daß Männer in diesem einen Kino benachteiligt werden)").
Wie man sieht, bin ich mittelmäßig verzweifelt.
Danke fürs Lesen, falls es jemand bis hier unten geschafft hat. ;)