Hallo,
ich habe lange überlegt, mein Problem "öffentlich" zu schildern, aber ich weiß momentan keinen anderen Ausweg und hoffe, dass mir jemand ein paar Tipps geben kann.
Angefangen hat alles während meiner 2. Schwangerschaft im letzten Jahr. Mein Mann und ich wünschten uns für unsere Tochter (mittlerweile 3 Jahre und 3 Monate) noch ein Geschwisterchen und planten deshalb ein 2. Baby. Es hat auch gleich geklappt und ich bin dann Ende 2008 erneut schwanger geworden. Im Verlauf meiner Schwangerschaft, wurde ich zunehmend gereizter. Ich merkte, dass ich auf Kleinigkeiten ziemlich heftig reagierte, z. B. wenn meine Tochter ihr Getränk verschüttete, nicht richtig gegessen hat, usw. - Kleinigkeiten eben.
Auch mein Umfeld hat zunehmend mitbekommen, dass ich mich verändert habe. Mir wurde dann auch des Öfteren gesagt, z. B. von meiner Schwester, dass man froh sei, wenn das Kind endlich da ist, damit die Zickereien endlich ein Ende haben. Den meisten "Frust" (ich nenne es einfach mal so) habe ich aber an meiner Tochter ausgelassen, obwohl sie ein wirklich liebes Kind ist. Ich ertappte mich dabei, dass meine Zickereien schon alltäglich wurden. Es wurde immer schlimmer... Ich habe dann gemerkt, dass ich meine Tochter immer mehr beschimpfte, wenn sie etwas "falsch" gemacht hat, sprich wenn sie z. B. etwas verschüttete. Ich sagte dann u.a. Sachen wie: "Oh man, wieso habe ich nur so eine dumme Tochter, die nichts kann, die sich wie ein Baby benimmt,...." Ich war in diesen Momenten einfach so aggressiv, dass ich mich einfach nicht unter Kontrolle hatte. Diese "Wutanfälle" dauerten aber immer nur eine zeitlang an. Und jedesmal danach habe ich zu weinen angefangen, weil ich nicht verstanden habe, wieso ich meiner Tochter verbal so weh tun musste. Ich nahm sie anschließend in den Arm, entschuldigte mich für mein Verhalten und versprach ihr irgendwas, um sie zu trösten. Es wurde aber nicht besser - im Gegenteil. Ich fing an, wenn Sie nicht gehört hat, sie grob anzufassen, habe sie dann meistens fest angepackt und in ihr Zimmer getragen, beschimpft habe ich sie zusätzlich noch. Es war immer dasselbe. Sie machte was, was mir nicht passte, ich beschimpfte sie, war oft grob (sie hat auch ein paar mal eine Backpfeife von mir bekommen, die es in sich hatte) und hinterher habe ich bitterlich geweint, sie in den Arm genommen und mich einfach nur für mein Verhalten geschämt. Jedes Mal stehe ich erneut vor ihr, sie weint, ich weine und es kommt mir vor, als wäre es ein Teufelskreis, der nicht aufhört.
Mein Sohn wurde mittlerweile geboren, im September 2009. Ich dachte, mit Ende der Schwangerschaft wird es dann auch wieder besser, wenn meine Hormone nicht mehr verrückt spielen, doch leider ist rein gar nichts passiert.
Ich bin nur noch müde, schlapp, überfordert (hinzu kommt, dass mein Sohn eine Cholik hat, die nun schon über 4 Monate andauert, mich nicht schlafen lässt und damit auch nicht wirklich zu meiner Besserung beiträgt. Ich vermute manchmal, dass es der Schlafentzug ist, der mich so aus der Haut fahren lässt. bzw., dass ich nicht mehr durchschlafen kann. (Ich habe mich als Teenager manchmal fitter gefühlt, wenn ich nur 3 bis 4 Stunden (aber am Stück geschlafen habe). Aufgrund der Cholik meines Sohnes ist es aber so, dass ich immer nur 2 bis 3 Stunden schlafe, dann wieder 1 bis 2 Stunden mit ihm beschäftigt bin und dann schlafe ich weiter. Wenn ich das erste mal aufwache in der Nacht, bin ich komischerweise auch nicht gereizt. Erst beim zweiten oder dritten Mal, deshalb vermute ich, dass es u. a. auch damit zutun haben könnte. Ich bin einfach komplett ausgelaugt, obwohl ich auch dazu sagen muss, dass mein Mann mir eine Menge Arbeit abnimmt. Trotz Vollzeit-Job, packt er kräftig mit im Haushalt an, da ich einfach nicht alles alleine schaffe.
Ich möchte aber auch betonen, dass diese "Anfälle" nicht unseren Alltag bestimmen, dieser läuft meist harmonisch ab. Das klingt jetzt komisch, so wie ich gerade alles geschildert habe, aber ich liebe meine Tochter über alles und das weiß sie auch. Wir spielen jeden Tag zusammen, wir kochen jeden Tag zusammen, wir gehen jeden Tag zusammen raus... Niemand würde denken, dass ich ab und zu solche Anfälle habe. Wie gesagt, mir fällt es immer wieder auf, wenn ich diesen Schlafentzug habe.
Trotzdem kann es einfach nicht so weitergehen. Ich möchte meine Tochter nicht mehr (non-)verbal attackieren.
Ich würde mich freuen, wenn mir jemand helfen kann, mir Tipps geben kann, damit ich weiß, wie ich dieses Problem am besten bewältige. Vielen Dank schonmal im Voraus.