Mina0201
Ich habe aus beruflichen Gründen einige Monate in Westafrika, nicht im Senegal verbracht. Allerdings habe ich mich im Rahmen meiner Diplomarbeit eingehender mit der Kultur des Senegal befasst.
Des Weiteren habe ich öfter in Ländern gelebt, in denen die Menschen im Schnitt ärmer sind als hier und in denen ich die Weiße (und in den Augen der Bevölkerung) die Reiche war, was aus deren Sicht auch stimmte.
Man darf das gar nicht persönlich nehmen. In Anbetracht der Lebenssituation der Menschen in manchen Ländern der Welt ist es nur normal, dass sich viele einen Ausweg erhoffen und sich an jeden erdenklichen Weg, den sie sehen, klammern.
Nicht selten ist die Lage dieser Länder ja auf europäischen Imperialismus und vorher noch auf Merkantilismus und die daruas resultierende Ausbeutung zurückzuführen, ganz zu schweigen von Verbrechen gegen die Menschheit wie Sklavenhandel. Gerade Afrika und einige asiatische Länder sind von diesen Phänomenen stark betroffen. Insofern hat man da als Mensch aus der reichen westlichen Welt meiner Ansicht nach jedenfalls wenig Grund zur Überheblichkeit.
Dennoch aber besteht dieses Gefälle und man ist in den Augen mancher bestenfalls ein Mittel zum Zweck. Wenn man aber mehr Zeit in solchen Ländern verbringt, lernt man schon Berechnung von echter Freundlichkeit und Sympathie zu unterscheiden. Aber Obacht! Es kann passieren, dass jemand lang scheinbar berechnungslos freundlich ist und auf einmal wird ein Anliegen geäußert.
Da ich ein sehr introvertierter sozial selbstgenügsamer Mensch bin, dem es im Grunde egal ist, ob er neue Freundschaften knüpft oder nicht, war ich nie angreifbar. Ich habe nämlich die Zeit und Ruhe, Kontakte zu prüfen. Genau dazu rate ich dir. Es gibt sie auch in diesen Ländern, sogenannte normale nicht auf Berechnung basierende Kontakte, aber ich will dich nicht anlügen. Wenn du auf die Straße gehst und dich aus deinem Kosmos (Arbeit, Kollegen etc.) herausbewegst, musst du vorsichtig sein, länger und genau hinsehen. Es passiert leider wesentlich öfter, als man es annehmen würde, dass sich jemand Geld oder andere Vorteile aus dem Kontakt mit einem erhofft. Das Denken, dass Weiße automatisch reich sind und einem ein besseres Leben oder Vorteile bieten können, sitzt leider immer noch sehr tief in den Köpfen mancher Länder dieser Erde.
Außerdem ist Polygamie tief in vielen afrikanischen Kulturen verankert und hat ihren Ursprung keineswegs immer im Islam. Als Frau muss man tatsächlich sehr genau hinsehen und sollte von sexueller Treue nicht automatisch ausgehen. Des Weiteren wird der Familienbegriff tatsächlich weiter reichend verstanden. Es ist sehr normal, die Familie zu unterstützen. Anspruchs- und Erwartungshaltungen der Familie können diesbezüglich enorm sein. Auch Gastfreundschaft nimmt in Afrika völlig andere Ausmaße als hier an. Freunde und Familie können unangemeldet zu jeder Tageszeit vorbeikommen und es wäre unhöflich, sie wegzuschicken. Man muss sich für eine Hochzeit teilweise fast verschulden, in Indien auch. Seniorität, der Respekt vor Älteren, einfach aufgrund des Alters, ungeachtet der Frage, ob sie Recht haben und wie sie sich benehmen, wird in Afrika und in Indien sehr großgeschrieben. Der jüngere Part muss höflich bleiben, der ältere darf sich dramatischer verhalten. Alter ist in Afrika und Indien tatsächlich noch ein Privileg, hier nicht mehr, wäre mein Empfinden.
Ich denke, dass eine Beziehung mit einem Afrikaner oder Inder schon möglich ist und habe auch binationale Beziehungen in meinem Freundeskreis und habe selbst meine Erfahrungen, eher mit indischen Männern, und war selbst einmal knapp davor, eine Beziehung mit einem Inder einzugehen. Meine Freunde warnten mich auch immer davor, dass meine Bekanntschaft mich irgendwann um Geld bitten wird. Das ist nie passiert und ich wusste es auch von Anfang an, dass es nie passieren würde, da seine Lebenssituation schlichtweg nicht so war, dass ich etwas zu befürchten hatte und weil wir uns einfach menschlich sehr gut verstanden und weil das im Vordergrund stand. Aber es waren sowohl in Afrika als auch in Indien genug Männer hinter mir her, weil ich eine weiße Frau war, weil man dann irgendeine Art Trophäe ist, weil diese Männer dann irgendetwas in einem sehen. Man merkt es doch, wie ich denke, ob man sich wirklich gut versteht oder ob der andere unnatürlich schnell anspringt. Dennoch sollte man, wenn es ein Macht-, Status-, Einkommens- und eventuell auch ein Altersgefälle (das Alter kann auch ein Faktor sein, der mitspielt) gibt, sehr genau hinsehen und etwaige Vorteile für den anderen bewusst sehr lange nicht ins Spiel bringen.