Um es vorwegzunehmen, ich bin mir nicht sicher darüber, dass ich jeden Deiner Sätze verstehe. Von wem gingen denn diese Beleidigungen und Handgreiflichkeiten aus? Wer hat bei den langen Gesprächen welche Versprechungen gemacht, damit Du zurückkommst (oder kommen darfst)? Der Leser hier wird verstehen, dass wir nur Deine subjektive Sichtweise erzählt bekommen. Gerade weil es nur diese ist, sollte sie (für mich als Leser) nicht fehlen.
Du hast Dich also entschieden, Deinen Ehemann zu verlassen. Dann hattest Du eine Affäre – wie lief diese ab? Hat Dich der andere Mann nur für seinen Spaß benutzt? Besteht Deine Weiterentwicklung aus dieser Erfahrung? Nach Deiner Entwicklung konzentrierst Du Dich auf den Neustart mit Deinem Ehemann. Was er dabei will und fühlt, ist auch von Relevanz? Er hatte keine Affäre, aber Du bist aus Grosszügigkeit zurück bei ihm? Nun liegt also alles an ihm sich zu ändern?
Ich hoffe, diese Fragen regen Dich zum Nachdenken an, denn ich schreibe nicht so, um Dir zu schaden. Wenn ich schon keine Ratschläge gebe, dann vielleicht Denkanstöße. Deinen Text könnte ich auch so interpretieren, dass Dein Ehemann Dich schlägt, er Deine privaten E-Mails liest, dass Du zu tun hast, was auch immer er befiehlt, und dass Du sagst, „Stimmt nicht, dass ich jemals ungehorsam war.“ Ist das, worauf Du hinauswillst?
Wenn ja und ist das Deine Situation, dann würde ich Dir doch etwas empfehlen, nämlich ihn noch heute zu verlassen. Wahrscheinlicher scheint mir jedoch, dass Ihr beide Euren Beitrag leisten müsst. Reflektieren Deine uneindeutigen Gedanken, Deine Unwissenheit darüber, wie viel Opfer und Täterin Du selbst bist? Möglicherweise seid Ihr genau deswegen füreinander bestimmt, weil keiner von Euch mehr anders kann – außer, Eure individuellen Probleme jetzt und für immer zu lösen oder sie endlos von einer zur nächsten Beziehung zu tragen.
Wie "Du er" das löst, macht so viel Sinn wie dieser Satz. Wie aber Du das löst, ist eine Herzenssache. Daher kann ich nichts Rationales dazu schreiben oder empfehlen. Allerdings gibst Du Dir die Antwort fast selbst: Du liebst Deinen Mann und Liebe wird Dich überallhin tragen. Die Liebe kommt vom Guten und nimmt Dich dorthin mit, wo auch immer es ist.
Nächstes Mal, wenn Dein Ehemann Dich verletzt oder beleidigt, wünsche ich Dir, in Liebe antworten zu können. Wirf Deinen Stolz in die Tonne, Stolz bringt Dich nicht weit. In einer funktionierenden Ehe seid Ihr gemeinsam eins, etwas viel Grösseres und Bedeutsames. Alle seine Beleidigungen sind auch Deine, Deine Fehler sind genauso seine. Manchmal müssen Menschen so sprechen, wie das, was sie sein wollen, um wahrhaftig zu werden, was sie heute noch nicht sind (zusammen eins).
Zum Beispiel: Öffne Dich ihm, selbst nach einer Beleidigung, an dieser könnte irgendetwas dran sein. Liste ihm Deine zahlreichen Schwächen und Lügen auf. Entschuldige Dich aufrichtig für alle Deine Fehler. Dich in Deiner ganzen Verletzlichkeit zu zeigen, erfordert sehr viel Mut. Mut und Authentizität, die Dir niemand nehmen kann. Niemand weiss, ob Dein Ehemann Deine Liebe sieht oder ob er sie jemals für sein Bestes annehmen kann. Jedoch in Deiner Verwundbarkeit ist die Quelle unerschöpflicher Stärke. Vertraue Dir – diese Kraft geht Dir niemals aus.