Kruemelwer
Hallo,
die wissenschaftlich begründete Aussage zum Therapieverfahren bei ADHS ist ziemlich eindeutig. In unterschiedlichen Studien fand man heraus, dass Betroffene mehr von der kognitiven Verhaltenstherapie profitieren. Dazu zog man Vergleichsstudien anderer Verfahren hinzu. Es ist allerdings so, dass die tiefenpsychologisch fundierten Ansätze auch einen Nutzen haben könnten. Wenn es nämlich um Aufarbeitung frühkindlicher Erfahrungen ginge. Das heißt zum einen mögliche Misshandlungen oder erlittene Demütigungen in Familie, Schule oder Beruf. Solche Erlebnisse führen in manchen Fällen zu einem mangelnden Selbstwertgefühl und einer veränderten Selbstwahrnehmung. In der tiefenpsychologisch fundierten Therapie könnte es dann um früh erlernte und gefestigte Mechanismen gehen. Die nennen sich Abwehrmechanismen.
Ich finde es auch sehr schade, dass dein Therapeut die Therapie abgebrochen hat. In meinen Augen hätte dies Zeit gehabt bis du eine Alternative sicher hast. Damit wäre seine Therapie überbrückend und hätte eine supportiven Charakter. Etwas Psychoedukation geht immer. Das heißt, er hätte mit dir über Ursachen und Verlauf des Krankheitsbildes sprechen können und auch gleich ein paar Behandlungsalternativen aufzeigen. Möglicherweise ist dies bereits erfolgt?
Bei Kindern arbeitet die kognitive VHT gerne mit Verstärkerplänen. Das soll dazu beitragen problematischen Verhalten zu verbessern. Es geht auch viel um Selbstinstruktion und Selbstmanagement. Das sind alles Strategien, die man aktiv nutzen kann um besser klar zu kommen. Training sozialer Kompetenz gehört in jedem Fall dazu. Das könnte sehr schön in einer Gruppe erfolgen und würde gleich dein Gefühl angehen, dass du dich immer ausgeschlossen fühlst.
Lernstrategien benötigst du vermutlich nicht mehr? Das könnte man angehen. Genauso wie ein Aufmerksamkeitstraining. Sehr schön finde ich es, wenn man funktionelle Therapien hinzu nimmt. Das heißt Ergo- und Physiotherapie. Sie machen die Sache rund.
Wenn es schwierige Familiendynamiken gibt könnte begleitend eine systemische Familientherapie sehr hilfreich sein.
Generell ist es wichtig dir den Rücken zu stärken. Damit du dich nicht unglücklich oder missverstanden fühlst. Dazu wäre es gut in der Therapie an möglichst vielen Erfolgserlebnissen zu arbeiten. Denn man darf bei der ganzen Symptomatik nicht vergessen, Menschen mit ADHS sind äußerst kreativ und haben häufig eine ausgeprägte Intuition. Sie sind sensibel und haben oftmals eine eigene Art von Originalität. Dies gilt es alles zu fördern.
Ich meine du solltest mit deinem Therapeuten über deine Gedanken sprechen. Du denkst, er mag dich nicht. Bitte um einen Termin und sprich deine Gedanken aus. Warte mal ab, was er dazu sagt.
LG Coeur