Dama3344
Es tut mir leid, was du da erlebt hast. Ich habe es auch erlebt, dass ich von einem Menschen, der mir sehr viel bedeutete, angeschwiegen wurde. Ich weiß, wie sich das anfühlt, und dass einen das sehr lange verfolgen kann. Ich denke, dass ich bei dieser Person durch eine harte Schule gegangen bin und dass das bei mir Spuren hinterlassen hat. Gerade wenn einen viel verbunden hat, ist so etwas schmerzhaft und die Erfahrung lässt einen mindestens mit vielen Fragezeichen zurück. Außerdem sind da all die aufgestauten Gefühle und Worte, für die es kein Ventil gibt, keine angenehme Situation.
Dennoch aber habe ich auch nicht immer allen alles erklärt und fühle mich weder im Stande noch verpflichtet, dies zu tun. Warum? Ich werde die Gründe vorerst etwas allgemein halten. Fragen gern.
Nicht alles lässt sich in Worte fassen.
Nicht immer lässt sich eine Lösung durch Worte herbeireden. Über manche Dinge könnte man sprechen, aber das Gespräch würde nichts ändern.
Wer wäre ich, jemanden zu verändern oder jemandem aufzudrängen, was mich stört, womit ich nicht umgehen kann, was mich verletzt?
Bei manchen Menschen ist mir auch meine Zeit zu kostbar. Wenn ihre Eltern es nicht geschafft haben, sie zu erziehen, werde ich mir das auch nicht mehr antun.
Vieles tut man nicht gegen den anderen, sondern für sich selbst.
Ich bin ein Mensch der Extreme und entweder ich bin hier oder ich bin weg. Dazwischen gibt es bei mir recht wenig. Wenn es Situationen gibt, die mich unangenehm berühren, triggern oder belasten, ist mein erster Reflex die Flucht. Ich will einfach nur weg. Ich hasse es, hier zu sein, wenn dieses Hiersein von für mich unerträglichen Gefühlen begleitet wird. Ich hasse es des Weiteren, hier sein zu müssen, wenn ich sehe, dass eine Situation destruktiv ist und sich nie ändern wird. Sobald ich das verstanden habe, setze ich alles daran, mich aus dieser Situation zu befreien, und diese Erkenntnis (dass sich eine Person nie ändern wird) befreit mich in der Regel auch von der Person. Manche Menschen sind in solchen Situationen sehr leidensfähig, wohingegen mein Leidenspotenzial enden wollend ist.
Außerdem bin ich sehr gern allein und habe keine Angst vor der Einsamkeit. Mir geht es besser, wenn ich meine Ruhe habe, als wenn ich Menschen um mich habe, die sich nicht richtig anfühlen und die mir gewollt oder ungewollt schaden.
Immer wieder heißt es, man dürfe nicht einfach wortlos gehen, dass man sich doch verabschieden müsse. Grundsätzlich stimmt das. Oben stehende Gründe können bei mir aber dazu führen, dass ich nichts sage.
Außerdem befand ich mich in meinem Leben einige Male in unzumutbaren oder ungerechten Situationen und man erwartete von mir, dass ich gute Miene zum bösen Spiel machte (ich glaube, dass meine Schwester eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat), was ich dann auch tat, da jene, die mich übergingen, sich medienwirksam in Szene setzten, wohingegen ich keine Lobby hatte.
Zum besseren Verständnis findest du Näheres hier:
https://forum.gofeminin.de/d/1932906-schwester-ist-ein-tyrann-und-vielleicht-krank
Irgendwann aber durchschaute ich das und befreite mich mehr und mehr von diesem Druck und den Erwartungshaltungen. Die Skrupellosigkeit und Kaltschnäuzigkeit, die ich entwickeln musste, machten mich relativ resistent gegen soziale Erwartungshaltungen und die Meinungen anderer. Ich habe dadurch des Weiteren gelernt, dass nicht alles so ist, wie es scheint, und dass gute Manieren nicht immer einen guten Menschen bedeuten und dass das medienwirksame Populäre nicht immer das ethisch Richtige oder das Akzeptable ist.
Feedback? Ja, ich weiß, dass es ein paar Menschen auf diesem Planeten gibt, die gern mehr Kontakt zu mir hätten, als ich mir umgekehrt mit ihnen wünsche, aber entweder wollen sie diesen, damit sie mich weiterquälen können (ob sie das nun planen, realisieren und beabsichtigen oder nicht, ich leide beispielsweise mehr als meine Schwester, wenn wir Kontakt haben, wenn ich den Kontakt wieder einmal abbreche, leidet sie mehr als ich) oder ich habe mit ihnen oft geredet und es hat nichts gebracht oder irgendetwas hindert mich daran, mich ihnen zu erklären.
Zurück zu dir - meine subjektive fehlbare Einschätzung. Es gibt sehr viele mögliche Gründe für sein Verhalten. Ich könnte mir da so einiges vorstellen, weiß es aber letztlich nicht. Was ich aufgrund deiner Erzählung aber ganz stark vermute: Er hat eine sehr hohe Meinung von dir, du bedeutest ihm viel. Er hat nichts gegen dich gemacht, er hat etwas für sich gemacht, aus höchstpersönlichen entweder für ihn oder dir gegenüber nicht verbalisierbaren Gründen, die sehr banal, aber auch sehr komplex und abstrakt sein können.