Anonyme37
Liebe Anonyme,
ich habe zu deiner Situation mehrere Gedanken im Kopf. Einer davon dreht sich darum, dass ihr vermutlich über die falschen Dinge redet. Ich komme gleich zum Knackpunkt. Und zwar deine Bedürfnisse. Es mag sein, du kommunizierst, was du dir wünscht. Dies kann ich nicht eindeutig identifizieren. ABER...du nimmst sie selbst nicht wichtig genug. Das erkenne ich daran, dass du ihm jederzeit zu gefallen bereit wärest, er bräuchte dich nur wecken. Entspräche dies tatsächlich deinem Bedürfnis nach Zärtlichkeit, Nähe, Liebe und Intimität?
Eng damit verknüpft scheint sehr wahrscheinlich deine Sicht auf dich selbst zu sein. Und das ist ein absolutes Frauen-Ding, sie denken häufig erst einmal daran, was stimmt mit mir nicht. Dieser Gedanken ist gar nicht hilfreich und meistens auch nicht der ausschlaggebende Punkt. Was allerdings daraus resultierend zu einer Beteiligung der eigenen Person führen kann ist das mangelnde Selbstbewusstsein. Dadurch erschwerst du dir einen mutigen und offenen Umgang mit deinen Bedürfnissen. Manchmal blockiert er auch komplett.
Deshalb würde ich dir empfehlen an deinem Selbstbewusstsein zu arbeiten. Entwickle ein positives Bild von dir als Frau und auch als sexuelles Wesen. Dazu gehört meines Erachtens auch das du dich nicht klein machst und mit Brotkrümeln zufrieden bist. "Weck mich morgens, wenn du Lust hast"
Vielleicht hilft es dir, wenn du dich mit deiner Weiblichkeit auseinandersetzt und was sie eigentlich ausmacht. Als Mama von drei Kindern fühlt man sich möglicherweise nur noch Mama aber nicht mehr Frau.
Dein Mann ist möglicherweise enormen Stress ausgesetzt. Stressempfinden ist immer relativ. Es wäre wichtig ihm/euch/einander genau zuzuhören, was der andere empfindet. Dies ist allgemein gültig und zeugt von Interesse am Gegenüber. Viele Menschen meinen nur sie hören hin aber was ein anderer sagt kommt gar nicht bei ihnen an. Vielleicht sind sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt und ihren eigenen Gedanken. Deshalb ist Paar-Zeit so enorm wichtig, in der es darum geht möglichst wertfrei zuzuhören. In Partnerschaften geht es letztlich immer darum, wie Partner sich fühlen, z.B. nicht geliebt, nicht beachtet, übergangen, hintergangen, verletzt, abgewiesen usw. usw.
Was du nicht wirklich eindeutig thematisierst, wovon ich allerdings ausgehe das es eine Relevanz hat ist die Selbstbefriedigung deines Mannes. Damit meine ich die Häufigkeit, die dir auffällt und sehr wahrscheinlich ein gesundes Maß übersteigt. Es gibt in dieser Hinsicht vermutlich mehrere Szenarien. Starker Pornokonsum könnte eins davon sein. Auf Dauer beeinflusst dieser Konsum Gehirn und Körper. Die Erregung, die dabei ausgeschüttet wird geht mit einer Dopaminausschüttung einher, die streng genommen nichts mit Begehren zu tun hat sondern vielmehr mit einer Reizüberflutung. Das dämpft nicht nur die Sensibilität sondern führt blödesten Falles in eine Konditionierung. Dadurch könnte eine sexuelle Funktionsstörung auftreten. Natürlich sind Schwierigkeit in der Beziehung vorprogrammiert. In der Realität fehlt dann möglicherweise fast vollständig die Lust auf Sex.
Versagensängste sind möglicherweise dann das, was du siehst.
Für den Anfang würde ich sagen...
- Feste Paar-Zeiten in der Woche.
Vielleicht gelingt es besser umzusetzen mit Kinderbetreuung. Es ist wichtig, dass ihr Zeit miteinander verbringt ohne euch auf "Probleme" zu fokussieren. Also....schöne Dinge gemeinsam erleben!
- Mindestens einmal in der Woche ein Gespräch. Man könnte auch beginnen, wie geht es dir...und wie geht es mir. 30 Minuten du, 30 Minuten er. Dabei wird nicht unterbrochen, keine Einwände, kein Aber, nur zuhören und nicht werten.
- Bedürfnisse erkennen und klar benennen.
- Ein beidseitiger Wunsch an der gegebenen Situation etwas zu verändern.
- Sexualität planen. Klingt nicht romantisch ich weiß. 🙂 Der Hintergedanke daran ist, eine mögliche Konditionierung aufzulösen. Oder etwas, was man möglicherweise verlernt hat wieder neu zu erlernen.
- Eine neue Form von Sexualität für sich/euch entdecken.
LG Coeur