Hallo ihr Lieben :)
Ich weiß nicht so ganz, was ich mir hier erhoffe aber ich komme nicht so wirklich weiter in meiner aktuellen Situation und dachte, neutraler Rat von außen könnte vielleicht helfen. Vielen Dank schon mal an jeden, der sich das durchliest.
Jetzt zur Situation: Ich habe mich letztes Jahr nach 3 Jahren Beziehung von meinem Freund getrennt und bin auch ziemlich weit weg gezogen. Das war mit Grund für die Trennung aber nicht der Alleinige. Wir hatten auf jeden Fall auch viele andere Probleme, die letztendlich dazu geführt haben, dass ich das Gefühl hatte, dem ganzen ein Ende setzen zu müssen, bevor man sich zerstreitet. Eine Fernbeziehung konnte ich mir unter diesen Umständen erst recht nicht vorstellen, da mein Vertrauen mehrfach gebrochen wurde.
Ich wollte gerne befreundet bleiben, da nichts dramatisches vorgefallen ist und wir den gleichen Freundeskreis haben. Dadurch haben wir nie so wirklich den Kontakt verloren und uns auch öfter gesehen. Das hat letztendlich dazu geführt, dass ich nie so wirklich losgelassen habe, auch wenn ich mir zwischendurch echt absolut nichts mehr mit ihm vorstellen konnte. Von seiner Seite aus waren/sind immer Gefühle und der Wunsch nach einer Beziehung da gewesen, was die Freundschaftssache wohl im Vorhinein unmöglich gemacht hat (wollte ich mir aber nicht so recht eingestehen).
Seit ein paar Monaten hatten wir jetzt wieder viel miteinander zu tun. Er gibt sich jede Mühe und ist wirklich sehr süß zu mir. Ich hab auch echt das Gefühl, dass sich bei ihm viel getan hat.
Mich hat das in einen ziemlichen Konflikt mit mir selbst gebracht, da ich immer das Gefühl hatte, meiner Entscheidung nicht treu zu sein. Ich habe von Anfang an mit ihm kommuniziert, dass ich das locker halten möchte und eine Beziehung für mich schwer vorstellbar ist. Er war einverstanden aber mein Gewissen hat mich nie so wirklich in Ruhe gelassen in diesem Zustand. Es hat sich irgendwie so angefühlt als würde ich ihn ausnutzen und warmhalten, ohne mich binden zu wollen. Ich dachte immer, ich bräuchte einfach noch Zeit um eine Entscheidung zu treffen und habe - auch durch die Distanz und dadurch, dass wir uns nicht so oft sehen - gar nicht so wirklich wahrgenommen, wie die Monate verflogen sind.
Vor einigen Wochen hat er mich dann (völlig zu recht und verständlich) zur Rede gestellt. Er möchte wissen woran er ist und ob wir eine Zukunft zusammen haben. Ich war mit dieser Frage völlig überfordert. Auf der einen Seite, kann ich mir nichts wirklich besseres vorstellen. Er macht alles richtig, wir verstehen uns super gut und ich liebe es Zeit mit ihm zu verbringen. Ich habe ihn einfach unglaublich lieb. Auf der anderen Seite ist da immer diese unterbewusste Angst, dass die Dinge wieder werden wie früher und ich kann über einige Situationen und Geschehnisse aus der Vergangenheit einfach nicht so richtig hinwegkommen. Zudem macht mir dieser Fernbeziehungsgedanke auch echt zu schaffen.
Ich habe ihm das so gesagt, er wollte mir Zeit geben. Ich konnte das alles immer schlechter mit mir vereinbaren, da er mir wirklich wichtig ist und ich ihn nicht unnötig verletzen möchte.
Also habe ich eines Abends innerlich eine Entscheidung getroffen: Ich würde ihm noch eine Chance geben (ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich ihm in den letzten Jahren wirklich viele Chancen gegeben habe und mir eigentlich geschworen hatte, das nicht mehr zu tun). Ich habe ihn an diesem Wochenende nicht gesehen und es ihm dementsprechend noch nicht mitgeteilt gehabt.
Ich war am selben Abend mit Freunden unterwegs und dort ist dann etwas passiert, was das Gefühlschaos komplett gemacht- und mich wieder völlig durcheinander geworfen hat: Ich habe einen anderen Mann kennengelernt. Ich kann es schwer beschreiben aber wir hatten sofort eine Verbindung. Alles was er gesagt hat, hätte ich ihm genauso in den Mund gelegt haben können. Fast schon beängstigend. Ich hatte meinen Exfreund natürlich irgendwo im Hinterkopf, habe nichts gemacht, ausser mich zu unterhalten aber ich konnte nicht anders und wir haben Nummern ausgetauscht. Er geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf, hat auch direkt danach um ein weiteres Treffen gebeten. Ich habe ihm die Situation im gröbsten erklärt und gesagt, dass ich erstmal mein eigenes Chaos sortieren möchte, bevor ich noch eine weitere Person reinziehe. Er hat sich für die Ehrlichkeit bedankt und meinte, ich wüsste wo ich ihn finde.
Ich habe meinem Exfreund nichts davon erzählt aber ich habe ihn jetzt erstmal um Abstand gebeten. Ich möchte ein paar Monate keinen Kontakt haben, meine Gefühle sortieren und das Ganze dann entweder endgültig beenden, oder hoffentlich von einem neuen Punkt aus starten. Ich denke mein Fehler nach der Beziehung war, mir selbst und ihm keine Zeit zu geben, wirklich damit abzuschließen. So sind immer die Probleme aus unserer Vergangenheit im Hinterkopf und ich kann mich nicht so wirklich auf ihn einlassen, obwohl er wirklich alles richtig macht.
Jetzt meine Frage: Fändet ihr es verwerflich/unsinnig in dieser Zeit den anderen Mann kennenzulernen? Einerseits denke ich mir, es wäre wahrscheinlich am vernünftigsten, hier auch erstmal den Kontakt abzubrechen und mich wirklich auf mich zu konzentrieren aber andererseits geht er mir wirklich nicht aus dem Kopf und ich frage mich die ganze Zeit, was wäre wenn. Oder übertreibe ich und diese Fixierung auf den anderen Mann ist vielleicht der Versuch meines Unterbewusstseins einen Vorwand zu finden, um dieses Hin und Her zu beenden?
Ich fühle mich sehr unwohl, so wie es jetzt gerade ist. Ich möchte einfach niemanden als Option behandeln, warmhalten oder verletzen aber gleichzeitig kann ich nicht so wirklich loslassen.
Ich wäre euch wirklich sehr dankbar, wenn ihr eure Gedanken zu meiner Lage teilt. Vielleicht kann ich so irgendwie neue Gedankengänge entwickeln, denn aktuell hänge ich ein wenig fest.
Vielen Dank und Liebe Grüße