Kiwi_81
Hallo Kiwi!
ich bin w, Anfang 40 und alleinerziehend.
Ich bin 28 und noch gar nicht erziehend. Aber bald. (Zur Zeit unterhalte ich mich gerne mit dem Bauch meiner Frau. Was nicht damit zu verwechseln ist, dass ich mich seit je her auch gerne mit meiner Frau unterhalte während ich an ihrem Bauch bin. Die Person, die da drin grade wächst, muss aber ihr Ich erst noch entwickeln, weshalb ich nicht ausschließen kann, dass das von mir vielleicht etwas verfrüht ist. Aber meine Frau grinst immer und meint, dass das gar nichts schadet. Dann weiß das Kind, wenn es auf der Welt ist, gleich vom Klang der Stimmen, wem es hinterherlaufen muss. Meine Einwände, dass wir nicht bei den Gänsen von Konrad Lorenz sind und Laufen auch erst gelernt sein will, wird dann immer damit abgetan, dass das Kind trotzdem besser so bald wie möglich auf uns geprägt werden muss, damit es nach der Geburt nicht aus Versehen mit den falschen Leuten aus dem Krankenhaus mitgeht. 😉 )
Meine Mama war auch alleinerziehend. Allerdings war es mein Vater, der Knall auf Fall gegangen ist während sie schwanger war. Bzw ganz alleinerziehend war sie nicht - meine Oma und mein Opa haben nie jemanden von der Familie im Stich gelassen. Und zwischen ihren Geschwistern und zwischen meinen Cousinen und Cousins und mir ist der Zusammenhalt auch groß.
Allerdings ist mein Vater nicht aus Bosheit gegangen und nach Südamerika abgehauen, wie ich inzwischen weiß, sondern er hatte auch sein Päckchen zu tragen und ist mit einigem in seinem Leben nicht klargekommen. Dass er offenbar größere Probleme hatte, sich zu sortieren, sieht man zB daran, dass er, seit er damals gegangen ist, mit einem Mann liiert ist. Und zwar immer mit dem selben, was doch für eine gewisse Beständigkeit spricht.
Seit der Trennung vor knapp 6 Jahren von dem Vater meiner Kinder mache ich eine persönliche Wandlung durch. Ich habe mich nochmal ganz neu kennengelernt und im Leben positioniert.
Man bzw. frau muss in so einer Situation schon umplanen.
Wahrscheinlich hat auch der Coronawahnsinn dazu beigetragen, dass ich "ausgestiegen" bin.
Jetzt müsste man wissen, was du mit "ausgestiegen" meinst.
Gute Frage! 😉
Ich hätte gerne Austausch über die Art und Weise, wie unser Bewusstsein funktioniert,
Daniel Kahneman - Schnelles Denken, langsames Denken.
Dietrich Bonhoeffer - Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft. (Herausgeber: Eberhard Bethge) Insbesondere der Aufsatz "Von der Dummheit".
Hans Peter Dürr: Wir erleben mehr als wir begreifen
Antonio Damasio - Selbst ist der Mensch - Körper, Geist und die Entstehung des mnenschlichen Bewusstseins.
Kommunikationsmodelle, z.B. Friedemann Schulz von Thun, Paul Watzlawick
Die großen Erkenntnistheoretiker in der Philosophie: Immanuel Kant, Ludwig Wittgenstein (Tractatus Logico Philosophicus), ...
(Salopp gesagt haben sich frühere Erkenntnistheoretiker mit der Frage beschäftigt, was der Mensch wissen kann. Heutige befassen sich eher mit der Frage, was der Mensch wissen soll/darf.)
Die Großen der Psychoanalyse und der Psychotherapie: Sigmund Freud (Es, Ich und Über-Ich), Lichtenberg, Carl Gustav Jung, ...
Verhaltensforschung: Konrad Lorenz, Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Ivan Pavlov, Jane Goodall, ....
Soziologie: Irving Goffman: Wir alle spielen Theater, ...
über die Art und Weise, wie unsere Gesellschaft funktioniert (oder auch nicht funktioniert),
So in Richtung Hannah Arendt?
(Sachen wie "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft", "Vita activa oder Vom tätigen Leben", "Über die Revolution", "Denken, Wollen, Urteilen".
1948 schrieb sie den Artikel "Frieden oder Waffenstillstand im Nahen Osten" mit einer nicht ganz uninteressanten Stellungnahme zu Israel und Palästina.)
darüber, dass wir als Menschen immer komischer, dümmer, künstlicher werden.
Das Video Mad World / Remix von Moby käme mir da in den Sinn. Oder MAN von Steve Cutts. Oder auch Beyond the Reset und A Brief Disagreement. Oder "Moderne Zeiten" und "Der große Diktator" von und mit Charlie Chaplin. Oder Science Fiction Hörspiele 60er Jahre bis heute, von denen es viele auf YouTube gibt. ZB Titel wie "Existieren Sie, Mister Johns?", "Die Explantation" oder "Gehirn, Version 1.0".
Oder die Berichte von Prof. Dr. Bernhard Krötz auf YouTube zum Zustand und Verfall und Niedergang des deutschen Bildungswesens, insbesondere im Fach Mathematik.
Wenn man sich da zu sehr drin ergeht, besteht aber die Gefahr, misanthropisch und apathisch und lenkbar und instrumentalisierbar zu werden. Und am Ende ein Mensch zu werden, der das Lebensgefühl des Enttäuschtseins und damit sein eigenes Unglücklichsein kultiviert.
Dabei ist die Welt nicht nur so. Astrid Lindgren drückt es in Ferien auf Saltkrokan so aus: "Manchmal beschließt die Welt, ein Jammertal zu sein." Aber nicht immer. Zur Zeit schaut es nicht nur rosig aus, aber das Pendel wird irgendwann schon auch wieder in die andere Richtung schwingen und dann schaut es nicht nur schlecht aus. 😉
Zum Beispiel meine Frau, ihre Verwandtschaft, meine Verwandtschaft - wenn wir zusammenkommen, dann kommen mir die Leute nicht künstlich vor, sondern wie eine krasse Herde, wie das Faultier Sid aus Ice Age es auszudrücken beliebte.
Kann jmd damit etwas anfangen?
Wird sich zeigen. 😉
Nach der o.g. Beziehung musste ich endlich erwachsen werden und meine Entscheidungen und Vorstellungen durchsetzen.
Da hatte ich zum Glück nie Probleme: Meine Mom hat darauf bestanden, dass ich ausziehe und mein eigenes Leben lebe als ich Abitur hatte. Als ich auszug, hat sie aber geheult wie ein Schlosshund, dabei wohnen wir alle in der selben Stadt und von mir zu ihr sinds mit dem Bus keine fünf Minuten und wir sehen uns mindestens zweimal die Woche und telefonieren täglich. Macht meine Frau mit ihren Eltern auch so. Ein bisschen ist es so, als ob die Wohnung, in der wir alle leben und unsere eigenen Zimmer haben, halt über die Stadt verteilt wäre.
Ich musste mich selbst retten und auch sehen, dass ich keine Grenzen setzen konnte und ein sog. People pleaser war. Es war hart, mir einzugestehen, dass ich davor irgendwie falsch gelebt habe bzw. mich selbst belogen habe.
Bist du dir sicher, dass du dich immer selbst belogen hast?
Vielleicht hast du dich auch nur im Lauf der Zeit verändert? Und hast nur eine Weile gebraucht, dem Rechnung zu tragen?
Ähnlich manchen Indianervölkern, bei denen früher die Leute, wenn sie einen langen Weg zurückgelegt hatten, sich hinsetzten und ein Päuschen einlegten und sagten, dass sie jetzt warten wollten, bis auch die Seele nachgekommen sei. 😉
Nun ist es so, dass ich kaum noch was mit anderen Menschen anfangen kann. Ich sehe, merke, spüre wie sie feststecken und sich schwer tun etwas zu ändern.
Ich weiß gerade nicht, was du meinst. An dem, was ich in meinem Privatleben beeinflussen kann, will ich gar nichts änden. Ich habs im Privatleben bei den mir wichtigen Sachen genau so, wie ich es will. Zum Beispiel mag ich liebevollen Umgang und kriege von meiner Frau täglich Streicheleinheiten. 🙂 Ich habe nicht das Gefühl, festzustecken. Ich habe eher das Gefühl, viele Leute hängen irgendwelchen großen Ideen an und sind damit überfordert. Was dazu führt, dass sie vor lauter großer Ideen die Menschen in Lager einteilen und Unfrieden kultivieren. Zum Beispiel in der Politik. Zum Beispiel Machtblöcke. Zum Beispiel konkurrierende statt kooperierende Wirtschaftskonzerne, ...
Oder sie reden von nem Thema als wären sie da firm und machen dann das Gegenteil.
Wovon machen sie das Gegenteil?
Menschen sind selten stringent. Die menschliche Willensbildung hat so viele verschiedene Aspekte, die bei ein und demselben Menschen in Widerstreit miteinander liegen können, dass es gar nicht anders sein kann. Außerdem gibt es Theorien - zB der von mir oben erwähnte Daniel Kahneman verficht solche Theorien, denenzufolge der Mensch bewusstseinsmäßig den Betriebsmodus wechseln kann.
Also nicht davon verrückt machen lassen.
Wenn ich von meinen Erkenntnissen über die Gesellschaft, Politik, Gesundheit, Psychologie usw. anfange, schalten die Leute ab. Sie können es nicht, wollen nicht, keine Ahnung.
Man muss die Leute im richtigen Moment erwischen.
Wenn ich von der Arbeit im Krankenhaus heimkomme, will ich zB erstmal duschen. Danach kann meine Frau über alles mit mir reden. Am liebsten während sie auf dem Sofa sitzt und ich mit meinem Kopf an ihrem Bauch angekuschelt bin und den Schall ihrer Stimme auch durch ihren Körper höre.
Außerdem empfinden viele Leute Meinungsaustausch als einen Weg in den Streit und scheuen den Konflikt oder wollen sich, wenn sie entsprechende schlechte Erfahrungen gemacht haben, das nicht mehr antun, oder fühlen sich mit der erforderlichen Sozialkompetenz überfordert.
Oder sie interessieren sich halt mehr fürs Essen. Ist auch wichtig und, wenn man es richtig macht, auch ganz lecker.
Was ich damit andeuten will: Nicht in jedem Moment sind Bedürfnislagen kompatibel.
Und hier im Forum kann man sowieso nicht mehr vernünftig diskutieren. Dafür sorgen die Mods schon seit Jahren. Zur Zeit haben sie als letzten Schrei dazu anscheinend so ein Strike-System. Wie man es nicht von sozialkompetenten Umfeldern, sondern von Strafvollzugsanstalten, Boot Camps und Umerziehungslagern und dergleichen kennt, wo man den Leuten Maulkörbe und Bewusstseinsscheuklappen anlegen will, um mal wieder auf das von dir gewünschte Thema "Bewusstsein" zurückzukommen . Da das hier aber nur virtuell ist, ist es eher albern.
Das kommt davon, dass die weltoffene moderne Gesellschaft in ihrer Weltoffenheit immer weniger Wert darauf legt, dass die Leute auch einen Sinn für kultivierten Diskussionsgepflogenheiten und respektvollen und höfliche Umgangsformen entwickeln. In Konsequenz können es die Leute nicht. Und überall, wo Menschen zusammenkommen, wird deshalb immer irgendwann der Wunsch nach Sittenwächtern laut. Dann werden Sittenwächter institutionalisiert, aber heutzutage sind das oft Leute, die damit letztlich auch überfordert sind.
Darin ist in unsere Gesellschaft sowieso groß: Leute Sachen machen zu lassen, die sie nicht können. In der Schule werden seit je her große Teile ganzer Generationen dadurch in die Verzweiflung und in den lebenslangen Zynismus getrieben, dass man Sachen verlangt, die sie nicht können. Und anstatt einzugestehen, dass die Leute eben doch nicht immer mit ihren Aufgaben wachsen, gibt man inflationär gute Noten, damit es den Leuten leichterfällt, über ihre Überforderung hinwegzusehen und sich ein Dunning-Kruger-Syndrom zuzulegen und Hemmungen, ihre eigene Unfähigkeit zu verschleiern und sich aufs Blenden zu verlegen, zu minimieren.
Also falls sich jmd angesprochen fühlt, immer her mit den Kommentaren! Wir können dann gern noch ins Detail gehen!
Sei gewarnt: Meine Verwandtschft mag mich, aber wir sind manchmal auch eine recht skurrile Bande wenn wir unterwegs sind.
Gern geschehen. 🙂
(Die Emojis, die sie hier jetzt haben, sind echt langweilig.)
Mit freundlichem Gruß
SkyCaptain