Hallo,
Ich bräuchte Euren weiblichen Rat. Ich bin 50, Führungskraft in einem amerikanischen Unternehmen und gerade aus einer Langzeitbeziehung im Ausland nach Deutschland zurückgekommen. Jetzt versuche ich mich gerade bei ersten Dating-Versuchen und stelle fest: In Berlin gibt es vieles, aber die Art der Beziehung, die ich hatte, scheint hier völlig unbekannt zu sein.
Was meine ich damit? Ich war im Ausland bis vor ein paar Monaten in einer langjährigen Beziehung mit einer Neuseeländerin die überzeugte Anhängerin von “Devotional Sex” war. Die Idee kommt ursprünglich aus dem Tantra. Kurz gesagt heißt das, dass der Mann sich gegenüber seiner Partnerin verpflichtet, nur noch zu ejakulieren in ihrer Gegenwart und nur, wenn sie ihm die Erlaubnis dazu gibt. Die Frau gibt hier die Richtung und die Grenzen von Intimität vor.
Weil Frauen wissen, dass wir Männer vor dem Höhepunkt deutlich bessere Liebhaber und liebevollere Partner sind als danach, reduzieren fast alle Frauen in “Devotional Sex”-Partnerschaften die Anzahl der Orgasmen ihrer Partner.
Meistens bestand der “Sex” bei uns aus der Befriedigung meiner Partnerin, die sicher mehr als doppelt soviele Höhepunkte hatte als ich (das war auch bei den anderen befreundeten Pärchen so). Dazwischen gab es auch immer wieder intime Berührungen, die aufregend und schön waren, aber eben nicht zu mehr führten.
Durch meine erotische “Aufladung” durch die notwendige Enthaltsamkeit fühlte sich meine Partnerin begehrt als Frau, was sie genoß und dadurch in meinen Augen noch attraktiver machte. Dieses Leuchten von ihr (“sparkle”) und das Knistern zwischen uns bemerkten auch andere in unserem Umfeld. Die Paare, die wir kannten, machten auch immer mal wieder Pause vom "Devotional Sex" Konzept , und hattten in der Zeit dann wieder ganz "normalen" Umgang miteinander. Wann die Pause vorbei ist, bestimmt natürlich wieder die Frau (leider...).
Die Vorteile von “Devotional Sex” für die Frau sind ziemlich offensichtlich ;-) Das Konzept hat übrigens nichts mit BDSM oder “Keuschheitsgürtel”-Fantasien zu tun. Erregung ist hier nämlich weder verboten noch schmutzig, sondern positiv und willkommen. Nur führt diese Erregung eben meist nicht zu einem männlichen Höhepunkt (höchstens zu einem weiblichen).
Trotzdem hatte diese Vereinbarung auch für mich als Mann Vorteile. Erstens gab es viel mehr Erotik zwischen uns durch den erzwungenen Verzicht auf meinen schnellen Höhepunkt. Weil ich wusste, dass ich sowieso meistens nicht kommen durfte, konnte ich mich viel besser darauf einlassen, intime Berührungen zu geben und zu genießen, ohne dabei immer gleich den nächsten Schritt im Kopf zu planen.
Diese Art der Beziehung war auch dort im Ausland sicher kein “Mainstream” , aber es gab doch eine Handvoll Paare, die das praktiziert haben. Wir kannten 3 Paare im Bekanntenkreis, die das praktizierten.
Jetzt in Deutschland finde ich nichts dazu, und keiner in meinem Bekanntenkreis hat davon gehört. Nachdem das Hauptforum dazu insolvent wurde, gibt es auch kaum mehr Websites dazu.
Trotzdem wundert es mich schon, denn eigentlich müsste das Konzept gut in unsere Zeit passen, in der die Frauen immer weniger bereit sind, sich von Männern sagen zu lassen, was sie mit ihrem Körper machen sollen und stattdessen lieber ihr Leben und damit auch ihre initimen Beziehungen selbst in die Hand nehmen wollen.
Hat jemand schon etwas davon gehört? Wieso kommt dieses Konzept in Deutschland offenbar gar nicht an? Und vor allem: sollte ich um das Thema beim Dating in Deutschland besser einen Bogen machen, wenn es so wenig bekannt ist?
Stefan