Ich kenne das so ähnlich von einer Familie aus dem Balkan, die ebenfalls muslimisch sind (habe mir sagen lassen, dass was jetzt kommt aber eher ein kulturelles Ding ist und kein religiöses).
Das "Problem" dürfte sein, dass in den südosteuropäischen Kulturen allgemein die Familie einen riesigen Stellenwert hat. Also selbst wenn man erwachsen ist, würde man alles für seine Kinder, Eltern und Geschwister tun um ihnen zu helfen.
Das bedingt natürlich auch, dass die Familie, vor allem die Eltern, aber auch einen grossen Einfluss auf das persönliche Leben haben. Man möchte innerhalb der Familie ja mit allen gut gestellt sein und unterwirft sich daher manchmal deren Sympathien usw.
Das geht so weit, dass wenn z.B. die Eltern oder die Brüder deine Partnerin nicht mögen und nicht akzeptieren, dass es dann im Umgang mit dieser Familie so kompliziert wird, dass die betroffenen Kinder dann oft ihre Beziehungen beenden um der Familie gerecht zu werden.
Vor allem wenn die Familie noch irgendwie religiös ist, dann ist man oft der Ansicht, dass man Beziehungen führt um "die Richtige zu finden" für Heiraten, Kinder etc.
Für mich heisst das in dem Fall konkret WAHRSCHEINLICH (ich kenne deinen Freund ja nicht):
1.) In dieser Konstellation ist es nicht üblich, dass man seinen Eltern jede Partnerin vorstellt, sondern nur dann, wenn es eine längere, stabile Beziehung ist. Daher ist es für deinen Freund wohl einfach noch viel zu früh, dich seiner näheren Familie vorzustellen.
Ich kenne das von mir selber, bei meiner letzten Beziehung habe ich sie auch erst nach 3/4 Jahren meinen Eltern vorgestellt. Und ich würde meinen Kulturkreis als mitteleuropäisch bezeichnen. Jedem die Zeit, die er/sie braucht.
2.) Viele konservative Familien bevorzugen es, wenn die Kinder einen Partner aus demselben Kulturkreis bzw. mit derselben Religion haben. Vielleicht sind die Eltern von deinem Freund auch so und er tut sich damit schwer, wie er Ihnen nun mitteilen soll, dass er halt keine muslimische Freundin hat. Das betrifft übrigens alle Religionen, zumindest die konservativeren Kreise davon.
Ich will dir damit keine Angst machen, im Gegenteil! Südländische Familien sind sehr herzlich und gastfreundlich, auch wenn anfangs der Umgang mit ihnen nicht ganz einfach ist, vor allem dann, wenn es noch eine Sprachbarriere gibt.
Kenne ich selber, da ich mal eine Freundin mit einer katholischen, südländischen Familie hatte.
Bis man da richtig ankommt, dauert es etwas. Wird man aber akzeptiert, ist das ein sehr herzlicher Umgang nachher.
Versuch mal, mit deinem Freund über solche Dinge zu sprechen. Zeig Interesse an seiner Kultur und er wird dir nach und nach Informationen geben, die dir helfen, ihn besser zu verstehen.
Und zu guter Letzt: Solange er dir (emotional) das zurückgibt, was du für ihn empfindest und auch tust (also Beziehung passt, beide halten sich an Abmachungen (z.B. monogame Beziehung mit erwarteter sexueller Treue zwischen einander etc.), hast du keinen Grund, dich gleich verletzt zu fühlen. Ich weiss, das ist manchmal schwer.
Aber es macht einem das Leben einfach nur unnötig schwer, wenn man mit seinem Partner reden will. In der Wut/Enttäuschung gibt es selten fruchtbare Gespräche.
Versuche hier ein bisschen geduldiger zu werden und dir die Infos durch zwischenmenschliche Interaktion zu erarbeiten, die du brauchst, um deinen Freund und damit auch die Beziehung besser zu verstehen.
Und zu guter Letzt: Religion ist Privatsache. Jeder soll glauben dürfen, was er/sie will.
Du sollst und darfst gerne Interesse auch an der Religion deines Freundes haben. Das ist okay und du musst für dich wissen, wie weit dir das gehen soll. Fühle dich aber deswegen nicht verpflichtet, irgendeine Religion anzunehmen, wo du dich vllt. nicht identifizieren kannst.
Als guter Partner wird dein Freund das aber auch nicht von dir verlangen. Das wäre so meine persönliche "Voraussetzung".