Thesen zum Stockholm-Syndrom anhand von Feldstudien an der Mus Domesticus (gemeine Hausmaus)
Die gehäuften Entführungen im Irak und anderswo animierten mich zu genaueren Forschungen eines etwas in Vergessenheit geratenen Teilbereichs der Modernen Psychologie. Das Stockholm-Syndrom wurde erstmals in den 70er Jahren genauer untersucht ,in Zusammenhang mit den damaligen Entführungsserien Der roten Armee Fraktion.
Bei Schleyer und anderen Entführungsopfern stellte man bei Befragungen nach ihren Entführungen fest, dass sie sich während der Gefangenschaft vollkommen willenlos den Entführern unterwarfen und eine Vater-Sohn-Beziehung entwickelten, wie sie Freud nicht hätte besser schildern können; obwohl rational gesehen das Gegenteil hätte eintreten müssen, identifizierten sich die Entführten völlig mit ihren Peinigern. Gleiches glaube ich an Frau Osthoff nach ihrer Entführung erkannt zu haben. Bild und Co haben nicht klar diagnostizieren können, dass Susanne Osthoff nicht mit ihren Entführern zusammengearbeitet hat, wie häufig behauptet, und ihnen sogar in die Hände gespielt hat, sondern eindeutige Symptome des Stockholm- Syndroms zeigte. Deshalb hielt ich es für wichtig, ja eklatant wichtig in Zeiten wie den unseren das Stockholm-Syndrom näher auszuleuchten. Ich habe versucht, Frau Osthoff zu analysieren und sie zu treffen doch aufgrund ihrer momentanen Situation konnte ich diese überaus sympathische und starke Frauenpersönlichkeit nicht treffen. So hatte ich keine andere Möglichkeit, als empirische Daten zu verwenden und in einer Feldstudie, auch zu Hause am Tier zu forschen. Tierschützer unter euch können unbesorgt sein, denn keine Tiere sind zu Schaden gekommen. Zunächst jedoch einige Begrifflichkeitsklärungen: a) Entführung bedeutet die Gefangennahme einer Person , und die Verschleppuzng an einen geheimen Ort. b) Mus Domesticus ist eine Abart der Mus Musculus, die vor etwa 20.000 jahren die Nähe des Menschen suchte um dort ihren primären Bedürfnissen Befriedigung zu verschaffen, dem Bedürfnis nach Wärme und Nahrung. Das führte zu einer Veränderung von Physis und Verhalten, wie sie grösser wohl kaum hätte sein können. Ab dem 14jhdt. war mus Domesticus neben der gemeinen Ratte der Hauptüberträger der Pest. Heutzutage ist das Risiko der Seuchenübertragung durch Mus Domesticus in unseren Breitengraden äusserst unwahrscheinlich.
Nun möchte ich ohne grosse Abschweifungen zu meiner Studie zum Stockholm-Syndrom bei der Mus domesticus kommen. Die Prämissen waren, dass das Versuchsobjekt a) seinem sozialen Umfeld jäh entrissen wird, und b) isoliert und unter ständiger Beobachtung des vermeintlichen Entführers stände. Der Entführer nimmt immer die Position eines Gottes ein, der die Geisel mit Nahrung versorgt, sie am Leben erhält, aber andererseits eine ständige Bedrohung darstellt.
Trotz der Überschneidung des unmittelbaren Lebensraumes von der gemeinen Hausmaus und dem Menschen stellt Gefangenschaft dieser Tiere eine nicht zu unterschätzende Stresssituation für sie dar. Im Gegensatz zum erwachsenen Menschen haben Tiere eine vollkommen egozentristische Wahrnehmung, das bedeutet, sie nehmen ihre Umwelt vollkommen auf sich bezogen wahr. Ein wirkliches Entführungsopfer kann unterscheiden zwischen einem Gespräch
zwischen den Enführern, und einem an sie persönlich gerichteten Wort , für ein Tier dagegen ist plötzliche Gefangenschaft ein konstanteres Stresserlebnis.
Meine Versuchsmaus musste ich persönlich fangen, ein in Gefangenschaft aufgewachsenes Tier wäre ja an den Menschen gewöhnt gewesen.
Auch konnte ich die Maus nicht in einer Lebendfalle fangen, sie hätte die Gefangennahme nicht mit mir in Verbindung bringen können.
Ich habe in meiner Küche ein Regal, das nach hinten keine Öffnung hat.
Steht man davor, so ist eine darin befindliche Maus in die Ecke getrieben, man kann dann ein Gefäss über sie werfen. Auf diese Art wurde ich meines Versuchstieres habhaft.
In den nächsten zwei Wochen bewachte ich das Tier rund um die Uhr, etliche Stunden nahm ich für die spätere Auswertung auf Video auf.
Ich sperrte das Versuchsobjekt, das ich Hans Martin Schleyer nannte in einen extrem kleinen Käfig (12 mal 12 cm), und hängte ,um Lebensgefahr zu suggerieren einen toten Artgenossen daneben.
Um eine möglichst authentische Entführungssituation zu simulieren trieb ich H.M.S. nun abwechselnd laut schreiend mit kleinen Stöcken in die Ecke, und fütterte ihn mit ihm ungewohnter Nahrung.
Am offensichtlichsten veränderte sich in den ersten 48 Stunden die Körperhaltung des Probanden.
Die anfänglich stets sprungbereite Haltung wandelte sich in eine geduckte, passive Lethargie,
der ersten Phase des klassischen Stockholm-Syndroms.
Das Opfer unterwirft sich den Gegebenheiten, erkennt sie an und arrangiert sich unbewusst mit ihnen. Die nächste Phase kann nun beginnen, die Geisel wird willenlos, die Identifikation mit dem
Entführer wird stärker als die Urtriebe, die Fluchtmechanismen verkümmern.
Schon nach 4 Tagen konnte ich H.M ... dem Käfig lassen, ohne dass er die geringsten Anstrengungen unternahm zu fliehen. Völlig apathisch liess er alles mit sich machen.
In den folgenden 10 Tagen wurde die Körperhaltung natürlicher, es war aber eine geradezu masochistische Unterwerfung zu beobachten, selbst wenn ich H.M.S. nun manchmal unbeobachtet frei liess unternahm er keinerlei Fluchtversuche.
Nach 2 Wochen war die Unterwürfigkeit so gross, dass ich den Versuch beenden musste, da die Maus sonst nicht mehr zu einem selbstständigen Leben imstande gewesen wäre.
Ich setzte sie in einem leerstehenden Haus aus, da sie schon zu sehr auf mich fixiert war, um in meiner Nähe leben zu können.
Diese Ergebnisse sind alarmierend und werfen Fragen auf.
Man ist in Bezug auf das Stockholm-Syndrom bisher von falschen Vorraussetzungen ausgegangen.
Es handelt sich nicht um eine Neurose die sich durch die Entführung entwickelt, sondern es ist
eine latent vorhandene kollektive Neurose, die sich in der frühen Kindheit etabliert.
Die typischen Symptome sind in vielen Liebesbeziehungen, in der Beziehung vom Angestellten zum
autoritären Chef, ja in sämtlichen Bereichen zu finden, ich würde sogar so weit gehen, sie als Grundsäule aller hierarchischen Gesellschaften zu bezeichnen.
Der Schlüssel zur Überwindung dieser Entmenschlichung liegt unter anderem in der frühen Erziehung. Dazu werde ich in einem anderen Artikel noch Stellung beziehen.
Wir müssen in wesentlichen Bereichen umdenken, und meine Studie sollte alle Zweifler ermahnen,
ihr unkritisches Handeln zu hinterfragen.
Sonst wird der Mensch sich nicht über die soziale Kompetenz einer gemeinen Hausmaus hinaus entwickeln können, und bisher liegt sie sogar noch weit unter selbigem, denn Mus Domesticus führt
keine Kriege, kennt keinen Neid und keinen Hass.