an0N_1285934499zLeider kommt sowas schon vor, wenn auch selten:
"Die angesichts der zunehmenden Diskussion über Frauen als Täterinnen wichtige Frage, ob und inwiefern das Geschlecht des Täters für das Ausmaß der Traumatisierung eine Rolle spielt, ist bisher fast völlig ignoriert worden. Bei den wenigen Untersuchungen, die dieser Problematik nachgingen, zeigte sich ein Trend in die Richtung, dass Jungen sexuellen Missbrauch durch Männer negativer erleben als sexuellen Missbrauch durch Frauen.
Sexueller Missbrauch an Kindern wird nach dem Ergebnis fast aller Studien hauptsächlich durch Männer ausgeübt. Was also das Geschlecht des Täters angeht, liegen die Zahlen zwischen 93,2% und 99% für männliche Täter und 1,0% bis 6,8% für weibliche Täter. Auch in ausländischen Studien liegt der Anteil von Frauen als Täterinnen meist unter 10%.
In den letzten Jahren wurde in Deutschland verstärkt über sexuellen Missbrauch durch Frauen diskutiert. Dadurch könnte es für Männer einfacher geworden sein, sich einzugestehen, dass ein Junge durch eine Frau sexuell missbraucht werden kann. Dies widersprach bislang allem, was ein Junge über Geschlechtsverhältnis gelernt hat. War es für Männer schon schwierig genug, einen sexuellen Missbrauch durch einen Mann für sich zu akzeptieren, dürfte es bei einem durch eine Frau verübten noch wesentlich schwieriger gewesen sein.
5.2.2 Alter der Täter und Täterinnen
Über den 1991 bei der Polizei aufgezeigte Fälle von sexuellem Missbrauch (176 StGB, BRD einschließlich neuer Bundesländer) waren rund 20% der Beschuldigten jünger als 21 Jahre (vgl. Bundeskriminalamt 1991).
Nach verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen liegt das Alter der Täter im Wesentlichen unter 40 Jahre und meist Anfang bis Mitte 30. Hinsichtlich der Altersstruktur der Täter zeigen die Studien also, dass etwa ein Drittel der Täter selbst noch Kinder oder Jugendliche sind. Nur etwa ein Zehntel ist über 50 Jahre. Der überwiegende Teil der Täter ist zwischen 19 und 50 Jahre alt.
Daraus ergibt sich, dass viele Kinder und Jugendliche durch Gleichaltrige sexuell missbraucht werden; nach der Russel-Studie wurden beispielsweise 15% der innerfamiliären Frauen durch gleichaltrige Familieangehörige missbraucht.
Nur wenige Studien beschäftigen sich mit der Frage, ob das Alter des Täters einen Einfluss auf die Folgenentwicklung beim Opfer hat. Die wenigen Studien allerdings kamen alle zu dem gleichen Schluss, dass das Trauma durchschnittlich umso größer ist, je älter der Täter war. Übereinstimmend stellen sie fest, dass im Durchschnitt das Trauma mit dem Altersunterschied zwischen Opfer und Täter wächst."
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"5.2.6 Frauen als Täter
In letzter Zeit kommen mit steigender Tendenz Frauen und Männer in die Beratungsstellen, die von ihren Müttern, Tanten oder Babysitterinnen sexuell missbraucht wurden. Durch die vermehrte Medienberichterstattung und Hinweise auf Fortbildungen ist ein weiteres Tabu entkräftet worden.
Ich merkte, dass es vielen Leuten unangenehm ist wenn ich meine Geschichte erzähle. Die Leute winden sich irgendwie. Es ist fast als würden sie mir nicht glauben. Ich kann nicht einfach meine Geschichte erzählen, ohne sie anschließend zu erklären. Die Leute denken gerne in Kategorien. Wenn Du also über Frauen als Sexualtäterinnen sprichst, zerstörst du eine ganze Reihe von Mythen: Frauen haben keinen Sexualtrieb, Frauen sind sanft. Frauen sind passiv. Wie konnte eine Frau so etwas mit einem Kind machen?
Aber die Leute müssen das hören. Sie müssen hören: ich bin ein Inzest-Opfer und es war meine Mutter. Auch Frauen missbrauchen, und wenn wir das nicht aussprechen, kann keine Heilung erfolgen!".
Verschiedene Autorinnen gehen davon aus, dass es mehr Täterinnen gibt als durch Untersuchungen aufgedeckt werden. Neben dem Argument, dass Jungen und Mädchen bisher erst zögerlich über sexuelle Gewalt durch Frauen sprechen, führen sie folgende Gründe für ihre Meinung an.
Blair Justice und Rita Justice meinen, dass einige Formen sexueller Gewalt durch Frauen in der Diskussion nicht beachtet würden. Dazu zählt zum Beispiel die sexualisierte Körperpflege. Manchmal missbrauchen Frauen ihre Opfer auf offen sexuelle oder gewalttätige Weise, aber häufiger und typischer ist eher subtiler Missbrauch, ohne oder fast ohne den Einsatz von Gewalt. Missbrauch durch Frauen versteckt sich oft hinter Kuscheln und Schmusen und der täglich liebevollen Fürsorge. Diese Vergewaltigung ist oft verschwommener, weniger eindeutig. Aber sie hat die gleiche verheerende Wirkung.
Die Ergebnisse der Studie Wie Mütter ihre Söhne sehen" von Gerhard Amendt lassen solch These als begründet erscheinen. Dort zeigt sich beispielsweise, dass viele Mütter ohne medizinischen Gründe den Penis ihrer Söhne manipulieren, um einer Vorhautverengung vorzubeugen. Ebenfalls weist er darauf hin, dass der sexuelle Handlungsspielraum von Müttern und Vätern sehr oft unterschiedlich definiert wird. Als Beispiel dazu: Der Blick von schräg oben aus der Nachbarwohnung von gegenüber. Ein Vater betupft vorsichtig die zarten Porzellanbrüste seiner elfjährigen Tochter, während gleiche Szene, gleicher Ort die Mutter den zwölfjährigen Sohn gewohnheitsmäßig in die Genitalhygiene einweist. Aus der Sicht des denunziationsbereiten Nachbarn könnte sich der Waschvorgang als unzüchtige Handlung des Vaters, begangen an der minderjährigen Tochter darstellen, während der entsprechende Vorgang von Mutterhand betrieben Chancen hat, unter Mutterliebe rubriziert zu werden".
Es wird auch angenommen, dass viele Täterinnen übersehen werden, weil sexuelle Übergriffe durch Frauen häufiger innerhalb der Familie stattfinden und Kinder über sexuellen Missbrauch durch Angehörige am beharrlichsten schweigen.
Wie sexuelle Ausbeutung durch eine Mutter aussehen kann und wie sie vom betroffenen Opfer erlebt wird, illustriert folgende Aussage.
Ja. Es war ekelhaft, ich muss damals ungefähr 10 Jahr alt gewesen sein. Sie legt eine Decke auf dem Boden aus und sagte: Komm wir turnen. Das war manchmal am Anfang lustig. Lustig? Jetzt wo sie fragen kommt mir in den Sinn, dass sie in diesen Monaten lieb und fröhlich war. Ich wurde belohnt, durfte dann mit einem Teller Brei ins Bett oder gemeinsam mit ihr ein Hörspiel anhören. Wir waren beide nackt. Sie lag auf dem Boden und wir turnten aufeinander rum... dann öffnete sie die Beine und wollte es von mir. Ich musste sie mit dem Mund befriedigen. Es war mir damals nicht so klar, dass das Unrecht war. Ich hatte große Angst".
Anmerkung: Der autobiographische Roman Still wie die Nacht" von Manfred Bieler illustriert wie schwerwiegend sexueller Missbrauch durch Frauen auf das
Leben von Jungen wirken kann."
http://www.regenbogenwald.de/themen/themen/missbra-uch/5.htm
A.