Ich kenne einen Fall, in dem "sie" neu anfangen würde *gg*
Ich will Dir zwar keine direkten Hoffnungen oder Ratschläge machen, aber vielleicht hilft’s Dir ja, das Ganze etwas zu verstehen, wenn ich Dir einen Teil meiner Geschichte erzähle. Ich hoffe, Du hältst bis zum Schluss durch .
Ich selbst habe ziemlich genau vor drei Jahren den Vater meiner Kinder nach einer 9-jährigen Beziehung verlassen. Als wir uns kennen lernten, war ich 15 und er fast 21, was meiner Meinung nach eine große Rolle gespielt hat, bei dem was Jahre später geschah. Ich bin wegen ihm recht früh von meiner Mom weggezogen. Ich habe unter anderem wegen ihm die Schule abgebrochen, eigentlich habe ich meine ganze Jugend
und beinahe auch meine ganze Familie für ihn aufgegeben (wobei ich sagen muss, dass ich keine einzige Minute bereue!!!). Hört sich ganz nach der einzigen großen Liebe an, oder?
So, aus dieser Beziehung entstanden zwei Kinder. Wir hatten Probleme ohne Ende; nicht miteinander, sondern u.a. finanzieller Art, was uns total zusammengeschweißt hat. Allerdings habe ich irgendwann gemerkt, dass ich mehr oder weniger abhängig von ihm war. Ich hatte null Selbstbewusstsein, weil ich mich nur noch um meine Familie und den Haushalt gekümmert habe und immer das Gefühl hatte, nicht wirklich was geleistet zu haben. Dann hat sich mein Ex, nennen wir ihn einfach F., selbstständig gemacht und ich habe auch wieder angefangen zu arbeiten.
Das Problem war, dass er viele Sachen nicht allein geschafft hat, und er sich ständig
von Rückschlägen hat runterziehen lassen. Also war ich diejenige, die für uns beide immer
eine starke Schulter haben musste. Plötzlich hatten wir einen Rollenwechsel: er schwach, ich stark. Seine Schwäche fand ich mehr und mehr abstoßend. Oder mir selbst fehlte jemand, an den ich mich mal anlehnen konnte...
Gleichzeitig fehlte mir die Anerkennung seinerseits. Für ihn war das alles selbstverständlich und über seine Arbeit hinweg vernachlässigte er mich. Irgendwann hab' ich's nicht mehr ausgehalten.
Ich hatte zwei wundervolle Kinder, ich hatte einen tollen Beruf, obwohl ich keine Ausbildung hatte,ich hatte einen Freund, der nie da war und auf den ich mich nicht mehr verlassen konnte. Also zog ich einen Schlussstrich. Ich wollte mir beweisen, dass ich auch völlig auf mich allein gestellt zurecht kommen würde.
F. ist völlig zusammengebrochen, als er gemerkt hat, wie ernst es mir war, weil er erst dann bemerkte, was er an mir hatte und was er da einfach weggeschmissen hatte. Aber ich hatte mittlerweile weder Respekt noch Vertrauen noch Liebe für ihn übrig. Was folgte, war ein absolutes Drama. Aber das ist eine andere Geschichte...
Nun ja, es gab dann einen neuen Mann in meinem Leben und es gab mehrere neue Frauen in dem Leben von F. Wir haben es irgendwie trotz des z. T. hitzigen Gefechts zwischen uns fertig gebracht, die Kinder so wenig wie möglich zu belasten; haben uns relativ oft gesehen und wurden nach langer Zeit und vielen Auseinandersetzungen Freunde. Trotzdem habe ich mich unserer gemeinsamen Vergangenheit gegenüber gesperrt (will heißen, ich habe sofort jedes Gespräch abgebrochen, wenn’s um unsere Beziehung ging) und habe meine Freiheit und natürlich meinen neuen Freund in vollen Zügen genossen. Ich habe NIE daran gedacht, wie schön es mit meinem Ex früher war. Ich habe NIE bereut, diesen Schritt gemacht zu haben. Ich wusste auch ganz genau, dass es NIE wieder ein Zurück geben kann, dass es für immer und ewig aus ist, worüber ich nicht gerade traurig war.
Mir hat die Trennung einfach geholfen, endgültig erwachsen zu werden. Genauso war’s bei ihm. Auch er hat nie zuvor allein gelebt, war nie auf sich gestellt und musste nie ganz allein Verantwortung tragen.
Nun denn, nach 2 Jahren mit meinem neuen Freund (übrigens eine Fernbeziehung, was ich ziemlich klasse fand, weil ich meine neue Freiheit ja nicht aufzugeben brauchte *g*) habe ich gemerkt, dass „er“ nicht der Richtige ist. Er ist ein absolut toller Mann und ein liebevoller Partner, allerdings auch ein absoluter Karrieremensch. Das wusste ich von Anfang an und ich wusste auch, dass unsere Beziehung nicht von Dauer sein wird, weil ich irgendwann auch wieder eine "normale" Beziehung, in der man sich öfter als einmal im Monat sieht, wollte. Als unsere Treffen immer seltener wurden, er immer mehr in
seiner Arbeit aufging und sich auch veränderte, und ich immer mehr darunter gelitten habe, ihn wieder mal gehen lassen zu müssen, habe ich auch diese Beziehung beendet. Und wieder einen absolut tollen "guten Freund" dazu gewonnen.
So, jetzt kommen wir zum Hauptteil *g*: Diese Trennung liegt jetzt auch wieder eine Weile zurück. Zwischendurch habe ich oft mit F. über seine Frauenprobleme, Männer, die ich kennen gelernt hatte und Gott und die Welt gesprochen. Wie's unter Freunden üblich ist, ohne den geringsten Funken von Eifersucht meinerseits.
Er wohnt zwar mittlerweile über 100 km von mir entfernt, aber ich habe doch mitbekommen, wie sehr er sich verändert hat. Er lebt sein eigenes Leben, er ist auf einmal extrem selbstbewusst, auch ohne dass er sich von jedem Mädel, das ihm über den Weg läuft, anbaggern lassen muss. Er versucht einfach allein das beste aus seinem Leben zu machen und ist glücklich, so wie es ist. Im Herbst letzten Jahres kam ich dann an den Punkt, an dem ich festgestellt habe, dass ich ihn plötzlich wieder respektiere. Nach einem Selbstmordversuch (ob's ein Erpressungsversuch war oder nicht bleibt dahin gestellt) seinerseits direkt nach der Trennung, habe ich gedacht, dass er völlig daneben ist und wohl nie wieder der Mensch sein wird, den ich mal so sehr geliebt habe.
Doch nun sah ich ihn ganz plötzlich mit anderen Augen, weil er eben NICHT aufgegeben hat, weil er um sich selbst gekämpft hat. Natürlich hat er anfangs auch um mich gekämpft, allerdings wurde die Distanz dadurch zwischen uns immer größer. Ich fühlte mich bedrängt und wollte nichts weiter als meine Ruhe vor ihm, was er irgendwann auch verstanden hat.
An diesem besagtem Tag im Herbst war der Geburtstag unserer Tochter und wir hatten vorher ausgemacht, dass er bei uns übernachtet, was bei uns nicht unüblich ist. Normalerweise war ich sonst immer genervt, wenn ich ihn zu lange in meiner Nähe hatte. Ich konnte bis dahin weder vergessen noch wirklich verzeihen, was er mir angetan hatte (uuuups, er ist „zwischendurch“ ein paar mal fremdgegangen; das hatte ich vergessen zu erwähnen).
Doch an diesem Tag habe ich nicht eine Sekunde an die zwei letzten wirklich schlechten Jahre unserer Beziehung gedacht, die auch bei mir mehr oder weniger die Phase war, in der mein Trennungswunsch gereift ist. Ich habe auch nicht an die guten Zeiten gedacht. Ich habe nur seine Nähe genossen, nicht mehr und nicht weniger. Der Tag ging vorüber, die Kids waren im Bett und wir haben uns mit einer Flasche Sekt noch einen Film angesehen. Oder nur geredet, während der Film lief? *g*
Irgendwann wurde ich müde und habe meinen Kopf an seine Schulter gelegt. Er hat mich in den Arm genommen, ganz vorsichtig und lieb. Irgendwann sind wir zusammen auf der Couch eingeschlafen, immer wieder aufgewacht, weil wir uns wohl beide gefragt haben, was wir da tun.
Am nächsten Tag betretenes Schweigen und bloß nicht über den vergangenen Tag reden (dabei hatten wir doch gar nichts gemacht *gg*). Ich hab' den Vorfall abgetan, frei nach dem Motto, dass wohl jeder Mensch gerne mal in den Arm genommen wird etc. Trotzdem blieb dieses Kribbeln im Bauch. Trotzdem waren da plötzlich Telefonate, die die ganze Nacht dauerten. Oder ständiges Rumhängen im Netz, nur um mal „kurz“ miteinander zu chatten. Doch ich redete mir ein, dass da nichts weiter war.
Dann stand Weihnachten vor der Tür. Wieder mal wollten wir auch der Kinder wegen die Feiertage zusammen verbringen. Und was passierte mit mir? Ich wurde von Minute zu Minute unruhiger, verbrachte Stunden im Bad und wusste weder wohin mit mir noch wohin mit meinen Gedanken.
Bis er vor der Tür stand. Ich kam mir total Banane vor. Irgendwie...ähm...schüchtern (wer mich kennt, würde wohl nie und nimmer von MIR behaupten, dass ich schüchtern wäre *g*)
Nun gut, ich hab' mir nichts anmerken lassen, hab's vermieden ihm zu Nahe zu kommen usw. Heiligabend waren wir bei meinem Dad. Alles supertoll und harmonisch, obwohl mein Ex sich eigentlich mit der Familie meines Dads zerstritten hatte, aber irgendwann verzeihen wir wohl alle mal. Gegen 22 Uhr sind wir wieder nach Hause gefahren...und was passierte dann? Genau das gleiche wie beim letzten Mal, nur noch mehr Nähe. Und zum ersten Mal habe auch ich ihn in den Arm genommen, obwohl ich wusste, dass das eigentlich ein Fehler ist. Wieder eine mehr oder weniger schlaflose Nacht, in der nichts weiter passierte, außer...hmmm...ich kann das nicht wirklich beschreiben. Zwischen uns ist
damals soviel kaputt gegangen, und ich hätte niemals gedacht, dass ich seine Nähe jemals wieder so genießen könnte. Aber irgendwann habe ich unsere Vergangenheit hinter mir gelassen und konnte wieder nachvollziehen, warum ich so viele Jahre mit ihm zusammen war.
Irgendwann konnte ich ihn wieder als Menschen betrachten, den ich nicht in Zusammenhang mit nicht wirklich schönen Dingen bringe. Irgendwann kam es mir vor, als wären wir uns nie zuvor begegnet. Und irgendwann hatte ich das Gefühl, dass ich dabei bin, mich wieder in ihn zu verlieben.
Tja, er weiß nichts davon, und ich weiß nicht mehr, wie es um ihn steht. Er hat mir früher oft gesagt, dass er irgendwie immer auf der Suche nach einer Frau wie mir war, und die Richtige nicht gefunden hat. Aber was ist heute???
Ich will aber nicht, dass er denkt, dass ichnur wieder mit ihm zusammen sein will, weil ich mit dem "Neuen" Schluss gemacht habe und gerade Single bin. Ich weiß nicht, ob ich ihm begreiflich machen kann, was ich fühle. Ich habe Angst davor, dass er kein Vertrauen mehr zu mir fassen kann. Ich habe Angst davor, dass wir beide wieder nicht loslassen können und aneinander kleben, sollten wir jemals wieder zusammen kommen. Und ich habe Angst davor, dass ich unsere Freundschaft kaputt mache, wenn er weiß, was los ist und selbst nichts mehr von mir wissen will (dabei gab es Zeiten, da war ich mir seiner soooooo sicher...har har har).
Allerdings hatte ich an unseren zwei letzten gemeinsamen Abenden das Gefühl, das auch bei ihm mehr Gefühl im Spiel war, als er zugeben wollte; dass auch er Angst hat, irgendwas kaputt zu machen. Ich schätze, er wusste ganz genau, dass er mehr hätte haben können, wenn er's darauf angelegt hätte. Und normalerweise zögert er in solchen Fällen nicht lange. War das jetzt ein Neuanfang oder nur ein Schwelgen in Erinnerungen?
Bei mir definitiv nicht, aber was ist mit ihm? Keine Ahnung. Ich bin glücklich, auch wenn wir nicht zusammen sind. Mir sind die Gefühle, die durch ihn und mit ihm aufkamen vorerst genug. Instinktiv denke ich, dass wir beide noch eine Menge Zeit brauchen, um vielleicht wieder zueinander zu finden. ABER: das, was Du wissen wolltest...kann derjenige, der definitiv nicht mehr will, zurückkommen...offensichtlich JA! Ich würde nichts lieber tun als das!
Sodele, jetzt hab’ ich noch mehr geschrieben als ich wollte, aber was soll’s. Das einzige, was ich jetzt noch sagen kann, ist, dass ich ohne diese Trennung, ohne meine Freiheit, nie und nimmer so hätte weiter machen können. Ich musste raus aus der Beziehung, weil ich daran sonst zerbrochen wäre. Der eine konnte ohne den anderen nicht, trotzdem war das Vertrauen völlig weg, die Liebe begraben und das ganze hätte nur noch durch blanken Hass gesteigert werden können. Also geht man, bevor alles zu spät ist. Und nach so langen Beziehungen braucht man wirklich lange, um das was passiert ist, verarbeiten zu können bzw. um das, was einem vielleicht gefehlt hat, nachholen zu können.
Ich gehe mal davon aus, dass auch Deine Ex-Freundin nie allein war und nie ausprobieren konnte, wie es ist, alleine ihr Leben zu meistern. Falls das so ist, lass sie los, geh’ Deinen eigenen Weg, aber halte den Kontakt zu ihr, und wenn’s nur zweimal im Jahr ist... Klar gibt es keine Garantie, dass sie irgendwann zurückkommt, aber darauf solltest Du auch gar nicht erst warten. Versuch, das Beste aus Deiner Freiheit zu machen und auch offen für andere Beziehungen zu sein. Egal was passiert, sie wird Dich nie ganz aus ihrem Leben verbannen. Nicht nach 12 Jahren und nicht, wenn Ihr Euch so jung kennen gelernt habt. Und vielleicht sieht auch sie Dich dann wieder mit anderen Augen und...verdammt, ich wollte doch keine Ratschläge....*grummel*
Ich könnte jetzt noch mehr...aber....ICH MUSS DOCH NOCH ARBEITEN!!!
Kopf hoch und ich wünsch’ Dir viel Kraft und Geduld!
Whitemoon