Es kommt auf deine Werte an
Ich kann dich sehr gut verstehen und hätte mit der Situation auch sehr große Probleme.
Meine Eltern sind zwar auch recht wohlhabend, haben sich das aber hart erarbeitet und mir auch entsprechende Werte vermittelt. Aus Statussymbolen wie Autos, etc. machen sie sich nichts, da sie wissen, worauf es im Leben wirklich anokmmt.
Ich komme auch überhaupt nicht darauf klar, wenn sich jemand überheblich über die Ärmsten in unserer Gesellschaft auslässt und den eigenen Besitz gar als Argument verwenden will.
Aber das ist eine persönliche Sache. Mir sind Werte wie beispielsweise Nächstenliebe sehr wichtig und hege prinzipiell keinerlei Groll gegen jemanden, der unser Sozialsystem in Anspruch nimmt, auch wenn er nichts dazu beigetragen hat. Ich bin in der privilegierten Situation, (im Moment) nicht auf das soziale Sicherungsystem angewiesen zu sein und trauere trotzdem keinem Cent nach, der von meinem Geld darin verschwindet. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass ich sehr froh darum wäre, von der Gesellschaft aufgefangen zu werden, wenn ich nicht privilegiert wäre, eine gute Ausbildung genossen zu haben und gut dastehen würde.
Hier im Forum liest man zum Beispiel von vielen alleinerziehenden Müttern. Ich habe größten Respekt vor deren Leistung und finde, dass es in unserer Gesellschaft viel zu wenig honoriert wird, was es für eine große Leistung und Kraftakt ist, ein Menschen groß zu ziehen, für ihn zu sorgen, zu erziehen und in die Gesellschaft zu integrieren, so dass er später etwas an die Gesellschaft zurückgeben kann.
Meiner Meinung nach sollte man sehr darauf achten, dass unser wunderbares soziales Netz nicht zu dünn wird.
Diese Dinge haben für mich einen so großen Wert, dass ich auf keinen Fall mit einem Menschen zusammenleben könnte, der das nicht sieht und nicht zu schätzen weiß, was er hat. Zumal diese Einstellung in der Regel mit einer menschenverachtenden Grundhaltung gepaart ist. Auch wenn dein Freund zu dir sehr lieb und nett ist, stimmt mit ihm etwas nicht, das zumindest ich so nicht akzeptieren könnte. Die Sache mit der Erziehung eines potentiellen Kindes ist sogar noch ein Kaliber härter. Auch wenn man nicht sagen kann, wie sich ein Kind einmal entwickeln wird, könnte ich kaum damit leben, die Verantwortung dafür zu tragen, dass meinem eigenen Kind ein derart falsches und menschenverachtendes Weltbild vermittelt wird.
Für welche deiner vier Möglichkeiten du dich entscheiden solltest, hängt davon ab, wie wichtig dir deine eigenen Werte und Ideale sind.
1.) Weitermachen (mit oben genannten Konsequenzen):
Wenn du dich für die erste Option entscheidest, hast du vielleicht noch eine Möglichkeit, deinen Freund zu bekehren. Ob das im Rahmen einer Beziehung sinnvoll ist, wage ich jedoch zu bezweifeln.
2.) Weitermachen und lockerer werden:
Das halte ich für keine gute Idee. Seine eigenen Werte verraten um gleichgültiger zu werden halte ich für keine gute Idee, denn ich bin davon überzeugt, dass deine Werte gut und richtig sind.
3.) Trennung (weil unsere Einstellungen nicht übereinstimmen):
Das wäre wohl meine Entscheidung. Aber ich bin auch in der bequemen Position, das hier so leichtfertig zu sagen, da ich keine Beziehung mit deinem Freund führe.
4.) Beziehung weiterführen, aber mit dem Wissen, dass es nicht für ewig ist:
Von dieser halbgaren Sache halte ich ehrlichgesagt auch nichts. Ich erwarte von meinem Partner Loyalität, so wie mein Partner von mir auch Loyalität erwarten kann. Ich will in meinem Leben eine gewisse Sicherheit. Diese Sicherheit schließt zwar nicht mit ein, dass ich einen Anspruch darauf habe, dass man Partner für immer bei mir bleibt; wohl aber dass der Partner nicht von vorne herein plant, nur eine vorübergehende Beziehung zu führen. Ich will meine Zeit nicht mit jemandem verschwenden, der sich (ab einem gewissen Zeitpunkt) nicht vorstellen könnte, sein Leben mit mir zu verbringen. So ehrlich solltest du deinem Partner gegenüber meiner Meinung nach sein.
Gruß
Spaxxx