Ich bin auf dieses Forum gestossen, weil ich auf Rat, Trost und Hilfe hoffe.
Mein Mein (45) und ich (42) sind seit 22 Jahren zusammen, seit zwanzig Jahren verheiratet. Für mich war er immer der fürsorglichste, aufrichtigste Mensch, den ich kenne. Für unsere Kinder (2 Jungs, 17 und 16 Jahre) der beste Papa.
Er ist der "Erbe" einer alten Familiengärtnerei. Um ihm einmal beizustehen, habe ich meinen kaufmännischen Beruf aufgegeben und Floristin gelernt. Ein Jahr nach der Geburt unseres 2. Sohnes, fing ich an, in dem Familienbetrieb - damals noch unter Leitung seiner Eltern - zu arbeiten. Mit der Zeit zeigte meine Schwiegermutter ihr wahres Gesicht - neidisch, nie zufrieden, immer jammernd und hinter dem Rücken agierend. Mein Mann trug von Anfang an viel Verantwortung für den Betrieb.
2004 habe ich gekündigt und mit meiner Familie im Rücken meinen Ausbilderschein gemacht und auf 400-Euro-Basis gearbeitet. Das ging so lange gut, bis mein Mann 2007 den Betrieb holterdipolter übernehmen musste. Ich ging zurück in seine Firma und habe viel Kraft und Zeit in den Blumenladen investiert. Wir haben (seine) Wohnung wunderschön umgebaut, mit toller Aussicht. Alles gemeinsam.
Natürlich hat der Stress der Betriebsübernahme und die anfängliche Pubertät unserer Söhne uns oft den Wind aus den Segeln genommen, aber wir haben immer schöne Momente gehabt, zusammen gearbeitet und viel unternommen.
Mein Mann hat von Anfang an alle Freiheiten. Jeden Sonntag in die Kneipe, Motorrad fahren, wann er will, Urlaubsreisen mit Herrengruppen. Ich habe immer gedacht, wir arbeiten schließlich zusammen, dann braucht jeder seinen Freiraum.
Im Januar 09 (SCHEISSJAHR) fing er an, sich zu verändern, bis ich ihm nach einem heftigen Streit im März auf den Kopf zusagte, dass er eine Freundin hat. So war es auch. Jeden Sonntag nach der Kneipe blieb er noch bei der Bedienung. Das Geständnis war einem Dienstag. Am Freitag hat er die Beziehung zu der Frau beendet, es folgte eine wunderschöne Woche. Dann fing er an von Fesseln zu reden, die ich ihm anlegen würde, vom Kribbeln, das fehlt, vom Nicht-gerne-nach-hause-kommen. Zwischendurch fand er zurück, letzte Woche meinte er, ich solle ausziehen, aber seine Freundin bleiben, Sonntag liebte er mich über alles, Montag auch noch Zukunftspläne, Mittwoch wieder der totale Ausfall.
Nun streicht er gerade eine 1-Zimmer-Wohnung, in der er so lange bleibt, bis ich - hoffentlich bald - eine Wohnung für mich und unseren großen Sohn gefunden habe. Die Wohnung wäre schließlich seine und ich könnte den Ausblick auf die Gärtnerei eh nicht verkraften.
Ich verliere also alles - den Mann, den ich noch liebe, meine Arbeit, meine Wohnung und am schlimmsten, meinen Sohn, der voll in der Pubertät steckt. Ich nehme seit Wochen Beruhigungsmittel, aber der Schmerz lässt nicht nach. Die Angst vor der Zukunft erdrückt mich fast. Ihn nicht berühren zu dürfen, tut mir so weh. Gibt es eine Möglichkeit, ihn mir aus dem Herzen zu reißen? Geht diese Midlife-Crisis vorbei? Warum schmeißt ein Mensch alles weg? Kann einer von euch mit Abstand sehen, wie es weitergeht?