judah_12631977Vom Kennenlernen...
bis zum Schluss hat es bei uns insgesamt 2 Jahre gedauert. Die Anfänge kann man aber noch lange nicht als Affäre bezeichnen. Hat 6 Monate gedauert, bis ich mich richtig verliebt hatte und wir schlussendlich auch im Bett gelandet sind. Er war angeblich bei unserem allerersten Treffen schon hin und weg. Das ist etwas, was ich überhaupt nicht verstehen kann, was mich auch im Bezug auf ihn immer verunsichert hat. Mensch Meier, wie kann sich ein Mensch in den 40ern, mit Frau, Kind, Katze, Haus, intelligent und erfolgreich im Beruf und all dem von nix auf gleich so anderweitig verlieben, dass er dafür all das sofort wegwirft? Sicher gibt es Menschen, die einen sofort in ihren Bann ziehen, aber echt, wir sind doch keine Teenies mehr! Jedenfalls, kaum dass wir im Bett waren, hat er sich innerhalb von ein paar Wochen, glaube so 5 von seiner Familie getrennt, gegen meinen ausdrücklichen Wunsch und ohne irgend eine Rücksprache mit mir. Ich war zu der Zeit mit meinem Mann in einem ewig gebuchten Urlaub und hatte keinerlei Einflußmöglichkeit mehr. Das alles hat mich auch total beschäftigt die ganze Zeit. Sowas macht doch kein normaler Mensch! Man hat doch schließlich soviel Verantwortung, dass man sich solche Schritte 100 x überlegt. Solche Dinge haben mich immer in Zweifel gestürzt. Ich könnte mir vorstellen, dass Deine Freundin ähnliche Sorgen hat. Auf solche Fragen kann man ja kaum vom neuen Partner ehrliche Antworten erwarten. Für mich war dieser Mensch der absolute Mittelpunkt.
Ich habe jedes seiner Worte und jede seiner Regungen genauestens studiert, um zu sehen, ob meine Zweifel berechtigt sind. Das hat auch viel Zeit gekostet.
Naja, auch die Veränderungen an meinem Mann haben mich mehr beschäftigt, als ich meinem neuen Mann offenlegen konnte. Ich konnte, nachdem er so um mich zu kämpfen begann, nach 20 Jahren die Beziehung, obwohl ohne Kinder, nicht einfach zu aufgeben. Auch hier hatte ich einfach zu viele Zweifel. Meiner Meinung nach hat man dem anderen und der Zukunft gegenüber Verantwortung, die man nicht gleich abwerfen kann, nur weil der Sex mit jemand anderem so grandios ist. Das kann man nicht mit dem neuen Mann besprechen, der sowieso vor Angst fast vor die Hunde geht.
Übrigens, du kommst mir leicht unheimlich vor. Wortwahl und Geschichte könnten von ihm selber sein. Alles was er in seiner einsamen Wohnung durchgemacht hat, wie er den Kontakt zu seinen Freundinnen für mich eingeschränkt hat, was mir übrigens immer nur bedingt Recht war. Bei mir überwog eher die Erleichterung darüber, dass er nicht allein in seiner Wohnung hockt und wahnsinnig wird vor Zukunftsangst und Depressionen. Die Überlegungen, einfach Affären einzugehen, um den Schmerz etwas zu lindern. Die Gründe, die ihn dann letztlich davon abgehalten haben. 1 : 1 er. Mich hat verunsichert, dass er zwar Himmel und Hölle für mich unternommen hat, auf seine Kinder verzichtet, wenn ich mal am WE überraschend Zeit hatte, alles, alles, alles allein auf mich ausgerichtet hat, aber gleichzeitig dabei die von mir geäußerten Bedenken überhört hat. Wenn ich sagte, ich finde du solltest Dir trotzdem Zeit für die Kinder nehmen, hat er in seiner Euphorie über ein paar gemeinsame Stunden mit mir, den Kindern einfach abgesagt. Sowas alles hat mir Zweifel verursacht, die ich ihm nicht mitteilen konnte.
Dann noch meine ganze Sinnkrise, Probleme an allen anderen Fronten. Das alles hat mich auch total gelähmt. Er hat mir mit genau Deinen Worten erklärt, dass ich dadurch alles verlieren werde. Ich habe genau wie Deine Freundin reagiert und mich in das unausweichliche, jetzt eingetretene Schicksal gefügt.
Ich meine, sie hat Zweifel und Ängste, die sie mit Dir nicht teilen kann. Du musst ganz genau auf Dich schauen, überfährst Du sie zu oft? Hör auf Zwischentönte, versuch nicht zu sehr sie von Dir und Eurer gemeinsamen Zukunft zu überzeugen. Sowas hindert, es blockiert den freien Willen.
Nach 6 Monaten sexueller Beziehung, 10 Monaten Gesamtdauer der Bekanntschaft (bitte nagel mich nicht genau fest, müsste jetzt ernsthaft rechnen) bin ich zu ihm gezogen. Vor ich meine Zweifel und Ängste total ausräumen konnte. Mein Mann hat uns den Rest gegeben. Er hat sich so zu seinem Vorteil verändert. Wahrscheinlich ist auch davon etwas bei Deiner Freundin der Fall. Sie wird meinen, er könnte sich doch dauerhaft zum Postitiven ändern und schließlich ist er der Vater ihres Kindes. Das wiegt schwer. Die folgenden 5 Monate waren die schönsten und gleichzeitig schrecklichsten überhaupt in meinem Leben. Die Zerrissenheit hat mir jede Kraft geraubt. Mein Freund hat mit totaler Panik auf jede entsprechende Andeutugn von mir reagiert. Ich konnte nicht mit ihm darüber sprechen, ohne ihn jedes Mal total am Boden zu zerstören. Das war auch ganz schlecht. Achte auf Deine Reaktionen auf solche Nachrichten von ihr. Gib ihr die Chance mit Dir über ihre Zweifel zu reden. Nur so wirst Du ihr die Sicherheit geben können, auch wirklich der Mann für ihr restliches Leben zu sein. Es darf nichts geben, was sie Dir nicht sagen kann um Dir Verletzungen zu ersparen.
Wieder ausgezogen bin ich dann letztes Jahr im September. Das war im Nachhinein der Todesstoß für uns. Davon konnten wir uns einfach nicht mehr erholen. Ende ist jetzt seit Mitte Juli. Die schwersten Fehler sind aber meines Erachtens vor meinem übereilten Einzug bei ihm passiert. Wir haben uns gegenseitig die Kraft genommen, weiter auf uns zuzugehen, indem wir uns ständig glaubten gegenseitig schützen zu müssen. Das ist falsch falsch falsch. Gib ihr die Möglichkeit, sich theoretisch für ihre Familie zu entscheiden. Damit gibst Du ihr so viel mehr Sicherheit in Bezug auf Dich als 1000 Worte und Versprechungen geben können. Damit gibst Du ihr die Kraft, die sie für die Belastungen der Trennung braucht. Sie weiß schon selber, dass sie Dich in der Unsicherheitsphase verletzt und verlieren kann. Das musst Du ihr nicht immer wieder sagen. Das macht Druck, der für eine freie Entscheidung tötlich ist. Das schürt nur ihre ganzen Zweifel, die sie mit sich herumschleppt. Da bin ich mir ziemlich sicher.
Mir hat das mehr Energie gekostet als gebracht. Erst als er aufgehört hat, sich so - für mich immer nicht ganz verständlich - übermenschlich für mich einzusetzen, hat sich mein Entscheidungsprozess beschleunigt. Ich habe nicht erkannt, dass das wohl bedeutet hat, dass er sich entschlossen hatte, aufzugeben. Er hat mir davon nichts gesagt, weil er sich wohl selbst noch nicht ganz sicher war und um mich nicht zu verletzen. Wie Du sagst, er dachte wohl, ich schaffe es sowieso nicht, also muss er anfangen, sich neu zu orientieren. Rede über deine geheimen Gedanken. Tust Du es nicht, um ihr Verletzungen zu ersparen, fachst du u U durch Dein in dem Moment unverständliches Verhalten nur immer wieder Zweifel an. Macht nicht den Fehler, Dinge nicht auszusprechen um den anderen nicht zu verletzen. Das hat unsere Beziehung vergiftet und zerstört.
Das war lang jetzt, aber vielleicht hilft es Dir weiter. Ich würde mich freuen, Euch dadurch vielleicht geholfen zu haben. Mir tut es auch irgendwie gut, endlich mal über meine im geheimen durchgestandenen Qualen zu reden obwohl ich immernoch nicht in der Lage bin an etwas anderes zu denken als an ihn und vor Schmerz taub und alltagsunfähig bin.
Alles Gute!