janene_12645599Loslassen ??? So einfach ist es nicht ...
Hallo Nana,
weiß nicht, ob sich bei Euch in der Zwischenzeit etwas verändert hat. Ich bin mehr oder weniger "zufällig" auf diese Seite gestoßen, weil ich mich über das Thema "Zwangseinweisung" für eine Arbeit, die ich im Rahmen meiner Ausbildung (Sozialarbieter)schreibe, informieren wollte. Da meine Familie ähnliche Situation mit meinem Vater hat, war ich sofort von Deiner Mail betroffen und konnte gleich mitfühlen, wie es Dir geht, weil ich in ähnlicher Situation bin/war. Also, möchte ich Dir unbedingt schreiben was ich weiß(in der Ausbildung haben wir nämlich einiges Rechtliches durchgemacht). Grundsätzlich (in Österreich ist es zumindest so)kann eine Zwangseinweisung nur bei einer Selbst- und Fremdgefährdung erfolgen (und dies auch mit striktesten Überprüfung - und das ist auch gut so!). Gesetztliche Grundlage dafür ist das das Unterbringungsgesetz, dieses schützt die Leute von einer unberechtigten Einweisung. Grundsätzlich kann diese bei einem Amtsarzt angeregt werden, ev. denke ich mir, daß ein kompetenter Sozialarbeiter hier die nötige Unterstützung geben sollte. Nur, um jemanden zu finden, der einen wirklich versteht bzw. einem weiterhilft ist oft (zumindest bei mir war es oder ist noch immer)ein mühsamer Prozeß.
In Österreich gibt es auch ein Verein für Psychisch Erkrankte, dieser unterstützt die Angehörigen in dieser schwierigen Lage.Ich kann mir gut vorstellen, daß es möglicherweise so ein Verein auch in Deutschland gibt. Oft hilft es nämlich die Meinung mit anderen Angehörigen auszutauschen. Ich weiß, daß jeder neuer Schritt oft nur sehr schwier zu setzen ist. Was ich aber auf jeden Fall wichtig finde ist, daß man nicht sich davon scheuen darf, selber eine Unterstützung in Anspruch zu nehmen und zuerst auf sich zu schauen. Klingt oft unmöglich, ist aber notwändig. Die Einwände von vielen Leser hier, man muß die Angehörige "einfach nur" eigenes Leben leben lassen, stimmen wahrscheinlich schon, nur wenn das so einfach wäre bzw. besser gesagt, wenn die Krankheit des Angehörigen einen bloß nicht direkt betreffen würde (und dies nicht nur psychisch, sondern auch konkret in Alltagsituationen) - ja, dann wäre es etwas einfacher. Also so einfach, wie manche Leser sich das vorstellen, ist es einfach nicht. Nur es ist nicht mein Ziel sie davon zu überzeugen, sondern Dir mitzuteilen, daß es ein Weg gibt und der ist auf jeden Fall: in erster Linie sich selber zu stärken, sich abgrenzen und nur so viel helfen wie viel man selber kann. Dadurch daß man etwas "Abstand" gewinnt, gelingt es einem auch etwas entspannter die Situation hinzunehmen und es tuet einem dann nicht so weh. (zumindest bei mir war es).
Was dei Zwangseinweisung anbelangt, bin ich zu der Einsicht gekommen, daß dies offensichtlich ein Thema ist, wo jeder Arzt/Sozialrbeiter etc. lieber nicht Finger verbrennen möchte, weil es wirklich ein heikles Thema ist. Ich kann nur sagen, daß mein Vater seit 20 Jahren an Depression leidet und wir haben so lange "seine Entscheidung" akzeptiert. Mittlerweile, beginne ich zu glaube, daß eine Einweisung gegen seinen Willen für ihn möglicherweise besser gewesen wäre. Er ist mittlerweile 67 J. alt und krebserkrankt (möglicherweise sogar durch das jahrelange Liegen!)- also ist die Frage, ob wir ihm so eine Veränderung noch antun können/ sollen, für uns noch immer offen. Dies halt nur als Beispiel, daß das "Abwarten", daß der Betroffene aus eigenen Kräften aus der Krankheit herauskommt auch 20 Jahre dauern kann oder daß er es allein, ohne ärztliche Hilfe, nie schafft. Vielleicht gelingt es Deiner Schwester - mit Hilfe von Ärzten - etwas früher aus der Krankheit herauszukommen, bevor es wirklich zu spät ist. Würde mich freuen von Dir zu hören. Wenn Du Fragen hast, antworte ich Dir gerne. Mit lieben Grüßen und besten Wünschen für Dich und Deine ganze Familie!