Hallo liebe Community,
ich (w,32 und single) hatte vor anderthalb Wochen etwas mit einem Kumpel meines Cousins, den ich auch schon seit 12 Jahren oder so kenne. Wir waren mit ein paar Leuten feiern, wo er auch dabei war. Vor 12-10 Jahren hatten wir mal mehr miteinander zu tun und haben uns damals auch öfters mit meinem Cousin zu dritt oder mit mehreren Leuten auf freundschaftlicher Basis getroffen. Danach hatten wir jahrelang keinen Kontakt mehr.
Ich habe mich sehr gefreut, ihn an dem Tag zu sehen, vor allem weil ich vorher nicht wusste, dass er dabei ist. Wir haben uns immer gut verstanden und konnten uns an dem besagten Abend auch gut unterhalten. Irgendwann am Abend war klar, dass wir uns auch attraktiv finden. Da ich nicht wusste, wie bei ihm die Lage ist, habe ich nachgefragt, ob er single ist. Er meinte, es wäre kompliziert, aber dass seine Freundin und er sich vor 4 Wochen getrennt haben. Man muss dazu sagen, dass die beiden schon viele, viele Jahre zusammen waren, was er mir auch erzählt hatte. Er meinte auch, dass er nicht so genau weiß, was sie über die Beziehung denkt, weil sie anscheinend Zeit von ihm haben wollte. Er war aber der Meinung, dass es sich eher nach einem kompletten Schlussstrich angefühlt hat und er auch nicht weiß, ob er ihr die Zeit geben kann, obwohl man gemerkt hat, dass er diese Beziehung noch nicht komplett aufgegeben hatte. Da er nicht in derselben Stadt wohnt, war der eigentliche Plan, dass er bei meinem Cousin übernachtet. Etwas später am Abend hat er mich dann gerade heraus gefragt, ob ich mit ihm alleine noch länger auf der Party bleiben wollte, weil die anderen schon gehen wollten. Das war für mich ein klares "ich möchte mehr" von ihm. Da ich in guter Stimmung war und eh noch länger bleiben wollte, habe ich Ja gesagt. Da ich viel näher an der Location wohne als mein Cousin (fußläufig 10 Min vs. halbe Stunde mit der Bahn), hatte ich ihm angeboten, dass er auch bei mir übernachten könnte. Dazu hat er eingewilligt und wir hatten einen echt schönen Abend. Auf der Party haben wir dann angefangen, rumzuknutschen, aber hatten auch so viel Spaß, haben geredet und getanzt. Wir sind danach zu mir gegangen und haben noch weiter rumgemacht, allerdings nicht miteinander geschlafen. Das hätte ich (auch aus anderen hier irrelevanten Gründen) eh nicht gewollt. Er hat auch keine Anstalten in die Richtung gemacht. Trotzdem waren wir sehr intim miteinander, haben auch in einem Bett geschlafen und viel und offen geredet. Dasselbe am nächsten Morgen. Da hat er dann angefangen, ein schlechtes Gewissen zu bekommen. So ganz direkt hat er nicht gesagt, dass er die Beziehung mit seiner (Ex-)Freundin noch will, aber es fühlte sich schon so an. Nichtsdestotrotz wollte er mit mir unbedingt noch mehr Zeit verbringen, frühstücken, spazieren gehen und hat mir auch gesagt, wie sehr er die Zeit mit mir und die offenen Gespräche wertschätzt. Ich habe ihm alles Gute gewünscht - egal wie es mit seiner (Ex-)Freundin ausgeht und dass ich ihm für die Beziehung die Daumen drücke. Und das habe ich von ganzem Herzen so gemeint!
Allerdings habe ich dann ebenfalls angefangen, ein schlechtes Gewissen zu bekommen, was ich seitdem nicht mehr loswerde. Und zwar einfach, weil ich mich selbst verurteile, dass ich ggf. Mitgrund dafür bin, dass etwas Großes und Schönes (die langjährige Beziehung von den beiden) zerstört wurde.. auf der anderen Seite denke ich mir, dass er ja die Hauptverantwortung trägt und frage mich auch, ob er früher oder später mit jemand anderem etwas gehabt hätte, wenn nicht mit mir. Trotzdem bin ich hin- und hergerissen, ob mein schlechtes Gewissen berechtigt ist. Er hat mir ja von Anfang an gesagt, es ist kompliziert und so richtig nach Schlussstrich hörte es sich für mich nicht an. Also bin ich irgendwie enttäuscht von mir, dass ich mich bzw. uns nicht aufgehalten habe, sondern mich trotzdem darauf eingelassen habe..
Hinzu kommt, dass er es jetzt seiner (Ex-)Freundin erzählt hat, die anscheinend total ausgerastet ist, weil sie das Ganze zwischen den beiden noch nicht als Schlussstrich gesehen hat. Daraufhin hat er mich noch ein letztes Mal kontaktiert und mir gesagt, er 'darf' mich nicht mehr kontaktieren und wird meine Nummer etc. löschen und hat mich quasi auch gebeten, mich im Gespräch mit anderen gegenüber an seine Halbwahrheit, die er ihr erzählt hat, zu halten.. für mich ist das an sich kein Problem, da ich ihm nur alles Gute wünsche und das Handeln an sich verstehen kann, wenn die beiden es nochmal probieren wollen. Allerdings finde ich es jetzt auch etwas unfair, da er die Verantwortung damit irgendwie auf mich abschiebt und ich jetzt das 'bad girl' bin. Er meinte auch, es täte ihm leid, falls sie mich auf Social Media kontaktiert und beschimpft, o.Ä. (bislang nicht passiert). Ich weiß ja auch nicht ganz genau, was er ihr erzählt hat, aber gleichzeitig kränkt es mich natürlich auch etwas, dass er mich jetzt komplett verbannt und die Nacht, die wirklich schön war (für ihn ja auch - hat er beim Abschied nochmal gesagt, bei welchem er mich übrigens von sich aus nochmal geküsst hat!) damit irgendwie noch mehr einen bitteren Nebengeschmack hat. Ich glaube, dass die Situation auch ganz schön was mit mir angestellt hat (im Negativen). Ich versuche grundsätzlich immer, das Richtige zu tun und da mein Selbstvertrauen meist eher kleiner als größer ist, bin ich oft sehr selbstkritisch und verurteile mich und mein Handeln selbst. Die (Ex-)Freundin von ihm tut mir natürlich auch total leid, wenn für sie die Beziehung noch nicht beendet war und der Gedanke daran nagt ebenfalls sehr an mir, da ich mich gut in sie hineinversetzen kann. Ich fühle mich irgendwie als wäre ich ein echt schlechter Mensch nach der Geschichte..
Wie seht ihr das Ganze? Ist meine Wahrnehmung 'normal' oder eher vernebelt? Meint ihr, dass ich eine Mitverantwortung trage oder ist mein schlechtes Gewissen nicht berechtigt?
Vielen Dank für eure Einschätzungen!
KeiRo47