ich2022Hallo,
ich verstehe deine Argumentation und auch die Frage, wie kann so etwas angehen. Meines Erachtens gibt es nicht nur die eine Aussage, die pauschal für alle Situationen zutrifft. Ich persönlich glaube in vielen Belangen allerdings an Ursache und Wirkung. Ist jetzt schwierig zu formulieren...vor dem Hintergrund von Ursache und Wirkung steht ein individueller Mensch mit seinen Erfahrungen, mit seinen Lernmechanismen und der Art, wie er/sie damit umgeht.
Zwischen dem Festhalten an Beziehungen und nicht loslassen können und Betrug an einem Partner öffnet sich die Schere sehr weit und die Punkte über die wir diskutieren könnten auch. Wenn wir bei Ursache und Wirkung bleiben bin ich der Ansicht, dass Kausalität auch in diesem Zusammenhang besteht. Ich meine, deine Frage zielt darauf ab, wie kann Betrug entstehen, wenn mein Partner mich doch liebt. Es könnte z.B. sein der Partner fühlte sich lange Zeit abgelehnt. Oder Paare fungieren nicht mehr als Paar, als Einheit sondern nur noch als Eltern gemeinsam.
Wenn ich jetzt aufhören würde zu überlegen wäre die Sache klar. Wenn ich weiter schaue, wie geht es jemandem, der immer wieder abgelehnt wurde komme ich an ziemlich intensive und empfindliche Punkte, die innerhalb der Beziehung ab diesem Zeitpunkt höchstwahrscheinlich nicht mehr Gesprächsthema sind. Die nächste Überlegung wäre, wie reagiert dieser Mensch auf permanente Ablehnung irgendwann.
Ich weiß nicht, ob in solchen Fällen Angst vor Verlust des Partners eine Rolle spielen könnte. Was man allerdings weiß ist, dass Affären dafür sorgen, dass eine Situation in der Partnerschaft nicht eskaliert. Da ist ein Mensch schon lange unglücklich. Ich kann mir vorstellen, dass man den Partner trotzdem liebt und ihn nicht verlieren möchte sondern eigentlich ein Problem innerhalb der Beziehung versucht zu verdecken.
Männer, die sagen sie trennen sich nicht aus materiellen Gründen oder behaupten sie wollen ihre Sicherheiten nicht aufgeben oder gar nicht in Verruf kommen, die fahren meines Erachtens ihre Schiene der Halbwahrheiten. Tief dahinter verborgen steht möglicherweise doch der Satz, ich möchte meinen Partner auf keinen Fall verlieren.
Um noch einmal auf Ängste zurückzukommen. Natürlich ist es einfacher jemanden zu haben, der alles für einen regelt und einem alles angstbesetzte abnimmt. Die allgemeine Aussage ist vielleicht auch Bequemlichkeit. Meine Interpretation wäre Angst, Angst etwas nicht zu können oder mit Gefühlen konfrontiert zu werden, die man meint nicht ertragen zu können. Aber auch in diesem Fall gibt es immer jemanden, der mitmacht, d.h. einer anderen Person soviel Last wie möglich von den Schultern zu nehmen. Mit dem Erfolg einer Abhängigkeitsbeziehung, ja. Zumindest emotional.
Eine Entscheidung bedarf einer aktiven Auseinandersetzung mit einem Thema. Wenn ich mich nicht entscheide, ist das auch eine Entscheidung, nämlich die alles so zu belassen, wie es ist.
LG Sis