Ehrlich gesagt, gruselt es mich ziemlich, wenn ich eure Beiträge lese! Die Eine redet von Adoption als ob es darum geht irgendetwas ungeliebtes, nicht mehr gebrauchtes los zu werden! Und die Andere ist auf der "naiven" Schiene unterwegs, dass es doch soooooo viele Leute gibt, die unbedingt adoptieren wollen und doch jedes zur Adoption freigegebene Baby so toll ist. OK, meine Zusammenfassung ist auch etwas überspitzt, aber ihr redet hier von einer für 2 Menschen lebensverändernden Entscheidung als ob es sich um irgendeine Sache handelt und das finde ich schrecklich.
Wenn es die Schwangerschaft nicht tut, aber die Geburt deines eigenen Kindes wird dich verändern. Egal, ob du dein Kind wenigstens kurz sehen wirst oder sogar im Arm halten wirst, es wird etwas bei dir auslösen. Zumindest den ersten Schrei deines Kindes wirst du hören, auch wenn du danach nie wieder etwas von deinem Kind hören oder sehen wirst. Und das ist völlig unabhängig davon, wie ein Kind entstanden ist, ob Kontakt zum Erzeuger besteht oder ob da was "zu holen ist" ! Es wird etwas mit dir machen und dich nie wieder los lassen.
Und eine Adoption macht auch etwas mit einem Kind. Egal wie toll zukünftige Adoptionseltern sein mögen, eines lässt sich nicht mehr ändern und steht am Anfang jeder Adoption. Die allererste Erfahrung deines Kindes wird Ablehnung sein! Selbst die eigene Mutter wollte nicht bei mir, ihrem eigenen Kind sein. Mit diesem Gefühl muss früher oder später jedes adoptierte Kind kämpfen. Auch wenn die Kinder Jahre später die Gründe für ihre Adoption erfahren und sie vllt auch irgendwie nachvollziehen können, selbst wenn sie in ihrer neuen Familie ganz viel Liebe und Geborgenheit erfahren, am Anfang steht Ablehnung und das macht etwas mit einem Kind!
Damit will ich nicht sagen, dass du dein Kind unbedingt behalten sollst (bei einer lieblosen, ablehnenden Mutter aufzuwachen, ist auch grauenvoll!), aber du schreibst so emotionslos über deine Schwangerschaft und dein Kind, dass ich mich einfach frage, ob das Ganze wirklich schon so richtig bei dir angekommen ist oder ob du nicht noch im Zustand der Schockstarre bist. Wie lange weißt du es denn schon? Siehst du schon schwanger aus? Hast du schon Kindsbewegungen gespürt? Wovor hättest du die meiste Angst, wenn du an eine Zukunft als Mama denkst? ONS und kein Geld vom Erzeuger oder dein Alter sind ja jetzt keine zwingenden Gründe für eine Adoption. Es gibt noch viele, viele Fragen und Emotionen, denen du dich stellen solltest. Da scheinst du noch ganz am Anfang zu sein. Vllt ist die Beschäftigung mit dem Thema Adoption dein persönlicher Türöffner, dich mit deiner Schwangerschaft auseinander zu setzen, vllt brauchst du diese Umleitung. Erkundige dich aber auch, welche Hilfen du bekommst, solltest du das Kind doch behalten. Lote alle deine Möglichkeiten aus, damit du dich gut entscheiden kannst.
Ich wünsche dir jedenfalls, dass du am Ende eine Entscheidung triffst, hinter der du für dich zu 100% stehst. Das ist das allerwichtigste und Beste, was du für dich und dein Kind machen kannst. Egal wie du dich entscheidest, es muss deine eigene Entscheidung sein mit der du leben kannst. Es muss für dich stimmen.