Zunächst fühl dich mal herzlich gedrückt.
Nein, du bist keine schlechte Person und was du fühlst ist Alltag.
Jede Beziehung fängt mit der rosa Brille an, den Schmetterlingen im Bauch und der totalen Verliebtheit. Und das ist von der Natur auch so gewollt, denn das baut einen sozialen Klebstoff auf, so dass sich zwei Menschen näher kommen und zumindest für den Nachwuchs sorgen.
Ist diese Verliebtheitsphase vorrüber, werden die Ecken und Kanten des anderen plötzlich sichtbar und manches ist wirklich nervig. Ja, eine langjährige Beziehung ist tägliche Arbeit, so schön, wie es uns in den Disney-Märchen vorgelogen wird (die einzig wahre Liebe, die für immer hält und alle glücklich sind), gibt es nunmal nicht. Jeden Tag will die Beziehung, dass man für sie kämpft. Den Partner nie für "sichere Beute halten" oder - noch schlimmer - für alltäglich.
Du sagst, dein Freund ist eher der emotionale und das klingt für mich, als würde er versuchen den Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Einer, der versucht, deine Stimmung immer auf gut zu halten, indem er sich deinen Bedürfnissen unterwirft und selber hintenanstellt. Ein solcher "Weichling" kann schnell uninteressant werden. Denn wer sich selber nicht behaupten kann, wie soll er dann für eine Familie einstehen?
Ihr seid beide noch jung und mit Sicherheit werden noch die einen oder anderen Partner an eurer Seite mit euch durchs Leben ziehen. Von daher mach dir keine Gedanken, wenn du an der Beziehung nicht mehr festhalten möchtest. Auch die Familie oder die Freunde dürfen nicht der Grund sein, weshalb ihr weiterhin eine Beziehung führt. Nur wenn du selber mit ihm zusammen sein möchtest, wenn du dich bei ihm Sicher fühlst und auf ihn bauen kannst. Also nur, wenn du es selber so willst.
Eine Trennung ist immer mit vielen Fragezeichen verbunden: Wie geht es mir, wenn ich mich trenne? Wie geht es dem anderen? Was denkt das Umfeld von mir? Was kommt dannach? Kann ich es alleine aushalten?....
Aber im Grunde ist es das normale menschliche Verhalten, am altgewohnten festzuhalten, so schmerzhaft es auch sein mag. Blos keine Veränderung und sich auf nichts unbekanntes einlassen.
Von daher kann ich deine gemischten Gedanken und Gefühle absolut verstehen.
Wenn du sagst, seit 3-4 Monaten fühlst du dich von seinen Annäherungsversuchen eher abgestoßen - ist damals vielleicht etwas passiert, das diese Gefühle ausgelöst hat?
Geh in dich, erforsche deine Gefühle, was denn genau die Ursache ist, dass du plötzlich abgeneigt bist. Und wenn du zum Schluss kommst, dass die Gefühle einfach nicht mehr vorhanden sind, dann war es wohl auch nur ein kurzweiliger Hormonschub in der Verliebtheitsphase, die den anderen so erscheinen lässt, wie man ihn sich erträumt. Die Realität ist dann doch manchmal anders und das muss erst einmal verdaut werden.