Hallo ihr Lieben,
es ist gar nicht mal so leicht, dieses Thema für mich zu eröffnen.
Ich starte wohl einfach mal. Meine beste Freundin und ich haben zusammen studiert und freundeten uns im Studium richtig gut an. Es entstand daraus eine mittlerweile achtjährige, richtig enge Freundschaft.
Wir schätzten aneinander unseren ähnlichen Humor, gleiche Interessen, unsere gegenseitige Loyalität (auch in Krisen) und die Tatsache, dass so viele Ereignisse in unserem Leben erschreckenderweise zur gleichen Zeit auftraten. Wir waren ein Herz und eine Seele.
Doch täusche ich mich vielleicht? Habe ich ihr all die Jahre eine höhere Bedeutung zugestanden als sie mir?
Ich habe vor knapp 4 Jahren eine richtig derbe psychische Krankheit erlitten (inklusive klinischem Aufenthalt).
Absolut jeder hat es mitbekommen. Ich habe mich bis aufs Mark blamiert. Aber so richtig.
Nach meiner Krankheit fiel ich in eine starke Depression und versuchte mir sogar das Leben zu nehmen.
Ich war "out of order" - in jeglicher Hinsicht.
Nicht nur, dass meine Psyche komplett flöten ging - auch mein Ex machte zu allem Überfluss nach fünf Jahren Beziehung Schluss. Ich stand in einer komplett neuen Stadt ganz allein da. Sie hat im Nachbarort gearbeitet und gelebt, weswegen wir uns wenigstens hin und wieder treffen konnten. Das war mir eine riesige Hilfe. Generell war sie eine riesige Hilfe für mich, da sie mich sogar in der Klinik besucht hat und nach der Krankheit zu mir stand, als es sonst keiner tat.
Ein Engel eben. Ich wollte ihr - mehr als sowieso schon - lebenslange Loyalität sicherstellen. Diese Frau war meine Rettung! Ohne sie läge ich sicherlich unter der Erde.
Wir konnten uns natürlich nicht jeden Tag sehen; manchmal auch 1-2 Wochen gar nicht. Sie schrieb mir einige Male, dass sie schon mit ihrem Freund verplant sei, mit dem sie auch zusammen lebe. Kein Problem.
Ich fühlte mich einsam und unberechtigterweise ausgegrenzt. Meine beste Freundin traf hin und wieder (1-2 mal pro Jahr) unsere ehemaligen Kommilitonen aus dem Studium. Ich war dort nie eingeladen, allerdings war ich auch ohnehin ein starker Außenseiter. Ich war immer schon "zu laut, zu drüber, zu viel von allem". Ich kämpfte damals stark mit meiner Vergangenheit und musste direkt nach dem Abitur einiges mit mir selbst vereinbaren. Ich wurde als Kind mehrere Jahre vergewaltigt, geschlagen und psychisch missbraucht. Ich war deswegen eigentlich immer schon in Therapie.
So richtig verarbeitet habe ich das alles nicht; ich versuchte mich jedoch, damit zu arrangieren.
Dennoch blieb mir "ein Geschmäckle". Wieso konnte ich nicht eingeladen werden? Es waren doch so viele anwesend.
Hat sie nicht gefragt, ob ich auch kommen dürfte? Ich habe diesen Leuten im Studium ausgeholfen, verstand mich nicht mit jedem schlecht und wollte schon gern irgendwie dazugehören. Naja, sei es drum, dachte ich mir.
Es war nicht ihre Aufgabe, mich zu integrieren. Und damit hat es sich für mich auch schon wieder erledigt.
Wir trafen uns direkt nach meiner Krankheit mit einer gemeinsamen Freundin aus dem Studium, mit der ich mich zuvor richtig super verstanden habe. Sie war zuerst mit mir befreundet; durch Zufall später dann auch mit meiner besten Freundin. Durch meine Medikation nahm ich 35 Kilo zu. Ich sah aus wie ein Hamster. Schlimm sah ich aus.
Die Freundin fragte mich, ob ich meine Tabletten nehmen müsse und dass sie, wenn sie so aussähe, die Tabletten einfach nicht nehmen würde. Ich war schockiert. Ich nahm Psychopharmaka natürlich nur zum Spaß, sicherlich.
Später erzählte mir meine beste Freundin, dass die Andere sie angeschrieben hätte, dass ich richtig fett geworden sei. Sie bat sie sogar, ein Bild von mir aus dem Urlaub anzuschauen. Offensichtlich wollte dieses Mädchen mal so richtig dick ablästern. Ich war schockiert. Dieses Bild stammte aus dem Urlaub, zu dem ich meine beste Freundin mitnahm. Meine Mutter wohnte nämlich im Ausland. Sie hat das Thema dann irgendwie beendet, traf die andere Freundin jedoch weiterhin. Ich weiß nicht, ob ich zu viel erwarte, aber ich an ihrer Stelle hätte der Freundin eine ordentliche Standpauke gehalten; gerade, wenn man so eine enge Freundschaft hat. Hat sie aber nicht. Sie meinte einfach, das läge an den Tabletten und wechselte das Thema. Erwarte ich zu viel?
Im Verlauf der Jahre hatte auch meine Freundin viele Probleme. Beispielsweise hatte sie Anfang diesen Jahres persönliche Probleme, auf die ich nicht näher eingehen möchte. Wir hatten beide hin und wieder mal kleinere, mal größere Probleme, die wir als Freundinnen gemeinsam angingen. Ich wurde jedoch von meinem Umfeld (es fiel nicht nur einer Person auf) darauf hingewiesen, dass ich stärker und öfter für sie da wäre, als sie für mich. Sie nahm sich relativ oft Verschnaufpausen, schrieb, dass sie "erstmal Abstand" bräuchte, da es SIE "sonst zu sehr runter"zog. Ich war jedes mal richtig sauer und enttäuscht, akzeptiere den Umstand jedoch. Mir wird es langsam echt zu viel, wie oft sie Abstand nimmt.
Klar, habe ich Probleme, aber ich rede wirklich nur noch verhältnismäßig wenig darüber und Probleme hat doch jeder Mensch, oder ? Sie erzählt mir ihre ja auch. Ich fühlte mich einmal so im Stich gelassen, dass ich sie darauf ansprach und ihr Vorwürfe machte. Am Ende schrieb sie mir, dass sie geschockt sei, und dass ich "Probleme magisch" anzog und mit jedem Probleme hätte. Sie hätte mich vor unserer anderen Freundin damals verteidigt, "sonst hätte sie noch schlimmer gelästert" (hat sie nicht, die Screenshots habe ich ja gesehen) und hätte mich "vor absolut jedem verteidigt". Dies klang so, als würde der ganze Bekanntenkreis über mich sprechen. In dem Kontext ging es um meine psychische Krankheit, die jeder mitbekam und aus meinen Erfahrungen als Kind resultierte. Ich fand die Aussage wirklich frech und enttäuschend. Oder übertreibe ich?
Bitte sagt mir zu jedem Punkt gern auch eure ehrliche Meinung; egal wie krass sie für mich sein mag. Ich bin für konstruktive Meinungen und Kritik ernsthaft offen.
Auch führte sie als Argument an, dass ich über "jeden lästern" würde, was absolut nicht stimmte.
Ich lästerte über meine ehemalige Mitbewohnerin, ja. Ihr Freund hat nämlich, als ich noch Miete für mein Zimmer zahlte, in meinem Zimmer auf meiner neuen Matratze mit vier Freunden gekifft und mein Zimmer als Kifferzimmer missbraucht.
Trotz mehrfacher Ermahnung hat er dies nie sein lassen. Meiner Mitbewohnerin war es komplett egal, vielmehr lachte sie sogar darüber. Meine beste Freundin sagte, ich solle für meine Mitbewohnerin dankbar sein, weil sie an einem Abend für mich da war. Klar, dafür bin ich dankbar, doch das wiegt nicht auf, dass mein Zimmer wissend als Kifferzimmer genutzt wurde! Auch führte sie auf, dass ich über "meine Familie" lästern würde. Dabei sprach ich nur über eine Person (es war nicht einmal lästern; vielmehr äußerte ich meine Verletzlichkeit). Und zwar über die Person, die mir als Kind so geschadet hat. Als ich über meine Familie sprechen wollte, sagte sie "ich kann dazu nichts sagen und möchte mich auch nicht einmischen". Aha. Also darf ich über nichts sprechen, was mich belastet? Über den größten Punkt meines Lebens?
Sie war es hingegen, die ebenfalls lästerte; oder vielmehr, sich aufregte. Unser Verhalten war nahezu identisch, wenn es um dieses Thema ging. Auch warf sie mir vor, dass ich mich über eine ehemalige Bekannte über meines Freundes aufregte, die meinen Lebensstil von A-Z kopierte. Sie sagte auch, dass sie die Kopie nicht sähe, obwohl ich von anderen auch darauf angesprochen wurde. Generell konnte sie sowas nie glauben.
In der Situation, wo ich ihr vorwarf, sich immer "aus dem Verkehr" zu ziehen, sagte sie mir, dass ich ernsthaft Therapie und Medikamente bräuchte und dass mein Verhalten besorgnisserregend sei. Sie redete mir ein, krank zu sein.
Ich sprach mit Freunden über das Thema und diese sagten mir, dass ich mich dafür, was mir passierte, als sehr lebendig, glücklich und überraschend stark einstuften und dass ich sicherlich keine Medikamente bräuchte.
Meine eine Freundin sagte mir, dass meine beste Freundin mich gar nicht ernstnähme, mich klein hielte, besser darstehen wollte und mich in Wahrheit peinlich fand. Peinlich? Meine beste Freundin fand mich peinlich? Das war wie ein Schlag ins Gesicht.
Ich kam ins Grübeln. Und tatsächlich; da fielen mir ein paar Situationen ein.
Im Hörsaal drapierte sie ihre Tasche oftmals auf den direkten Sitz neben sich und sagte, sie bräuchte lediglich mehr Platz, sodass ein Sitz neben uns freiblieb. Ich durfte sie nie online verlinken. Einmal tat ich dies und sie forderte, meine Verlinkung augenblicklich zu löschen, da sie dies "einfach nicht wolle, so verlinkt werden und sowas". Ich entfernte sie also, nur um festzustellen, dass Freunde, mit denen sie auf ein Konzert ging, sie selbst verlinkt haben - was sie auch repostete. Das war also okay? Übrigens, zu diesem Konzert war ich nicht eingeladen. Sie hat mich nicht einmal gefragt. Oder mir generell davon erzählt. Auf das Konzert wär ich auch gern gegangen. So eine Situation gab es schon einmal. Wir wollten auf ein Festival; haben uns dafür schon verabredet. Am Ende habe ich das Festival vergessen; sah aber, dass sie mit ihrem Freund dort war, ohne mich daran erinnert zu haben. Sie sagte, "Oh, ich hab vergessen, dass wir gemeinsam dort hinwollten". Sowas vergisst man doch nicht. Ich wusste noch, dass wir gemeinsam hinwollten. Ich habe jedoch den Tag nicht auf dem Schirm gehabt.
Generell erzählt sie mir von größeren Dingen irgendwie immer relativ spät etwas. Ich bekomme vieles auch "so nebenbei" mit. Ich weiß selten, wie sie ihren Tag überhaupt gestaltet, welche Serien sie schaut; überhaupt weiß ich nicht einmal, wie ihre Geschwister heißen. Sie spricht NIE über ihre Familie.
Ich bin ihr offensichtlich peinlich, sagt die Freundin auch heute weiterhin. Ich werde nie zu ihren Freunden mitgenommen. Sie zeigt jedoch starkes Interesse an meinen Freunden. An meiner anderen sehr guten Freundin, an meinem besten Freund, wo sie auch mehrfach mitkam. Sie hat schon Interesse, an meinem Freundeskreis teilzunehmen. Wieso darf ich nicht an ihrem teilhaben? Ich find das echt komisch.
Sie hat auch mehrfach vorgeschlagen, dass wir uns zu viert treffen. Wir und unsere jeweiligen Partner.
Komischerweise kam es nie dazu. Obwohl es schon mehrfach (!) abgesprochen war. Mein Freund hat sich dann immer den Tag freigenommen und am Ende hatte ihr Freund spontan was vergessen, doch keine Zeit, oder oder. Wir waren am Ende oft nur zu Dritt unterwegs. Das nervte uns beide (meinen Freund und mich). Wir haben uns echt auf das Doppeldate gefreut.
Ich darf an recht wenig teilhaben, habe ich das Gefühl. Sie verbot mir auch, mich bei ihrem Arbeitgeber zu bewerben.
Sie verbot mir, ihre eine Tasche nachzukaufen (sie darf mir hingegen natürlich alles nachkaufen, klar).
Sie wolle "einfach nicht mit Freunden zusammenarbeiten" - den Tag zuvor hielt sie es noch für die beste Idee der Welt.
Und die Tasche - naja, sie wollte einfach ein besonderes Teil, das nicht jeder hat.
Aha.
Sie möchte an meinem Leben teilhaben, an meinem Freundeskreis, am Urlaubsziel, in dem meine Mutter lebt.
Doch was darf ich eigentlich?
Beruflich läuft es bei mir etwas problematischer; darauf gehe ich ungern ein. Sie schrieb mir in diesem Zusammenhang, dass sie sich auf eine höhere Stelle bewerben möchte, was mich freut.
Das ist normalerweise kein Thema, was es wert wäre, behandelt zu werden. Ich behandele es jedoch, weil ich es im übertragenen Sinne, seltsam finde. Beispiel: ich erzähle, dass es mit meinem Freund super läuft, nachdem sie mich gefragt hat, wie es bei mir läuft. Sie beklagt sich, wie ich ihr sowas sagen kann; ich wisse doch genau, dass es bei ihr nicht so liefe. Aha. Wieso darf sie dann von ihrem Job schwärmen, obwohl sie weiss, dass es bei mir nicht so läuft? Die Logik hat etwas von Doppelmoral.
Ich gönne der Frau aufrichtig alles Tolle, Wertvolle und Gute dieser Welt und liebe sie mehr als mein eigenes Leben.
Doch nun, wo ich das alles nochmal aufgeschrieben habe, spüre ich, dass ich ihr nicht ansatzweise so viel bedeute und vermutlich nur ein kleiner Zeitvertreib bin, wenn sonst keiner Zeit hat. Neben mir kann man sich privilegiert fühlen.
All meine Freunde sagen seit Monaten (und Jahren) ich solle endlich aufwachen. Doch ich schlief weiter, weil das Kissen so weich war.
Ich bin unfassbar traurig.